Miriam Schmidt des gastgebenden Chores „chilichorcarne“ hatte eine aufwendige Organisation auf sich genommen und wurde dafür belohnt: eine volle Halle, bunte Musik und leidenschaftlich musizierende Gesangsfreunde vom Mini-Kinder-Chor bis zu einem stattlichen Doppelchor. Es gab von allem etwas, und das reichlich. Fast drei Stunden lang wurde die Konzentration der Zuhörer und Zuhörerinnen stark gefordert. Aber es lohnte sich, denn immer wieder wurde man hingerissen von wahren Chor-Kunststücken.
"Teckbienen“ machten den Anfang
Die jungen „Singenden Teckbienen Owen“ durften beginnen. Ersatzgeschwächt zwar, aber dennoch mutig und keck auftretend, gelang es ihnen zusammen mit ihrer Dirigentin Miriam Schmidt zu zeigen, was sie schon gelernt hatten und mit Lust jetzt auf einer Bühne vorführen konnten. Bei ihrem Abschlusslied „Stark, stärker…“ war man überrascht und begeistert, wie gut sie schnelle Passagen drauf hatten. Dann folgte der Block der Owener und der „Harmonic Voices Gomaringen“, beide unter der Leitung von Christian Vogt. In „Du und ich im Mondenschein“ kam wunderbarer
Swing auf, und die Bewegungen der Chorfrauen dabei waren eine wahre Augenweide. Als die Gomaringer allein auf der Bühne waren, wagten sie sich bei filigraner Musik an schlichte Lieder, die ihren Charme nicht verloren haben.
Der folgende Liederkranz Oberlenningen war zahlenmäßig deutlich kleiner und bestand aus lauter erfahrenen Sängerinnen und Sängern. Sie sangen sehr zurückhaltend, höflich und exakt – wie aus einer anderen Zeit. Wenigstens bei den Spirituals hätten sie aufmachen und die „Sau rauslassen“ dürfen. „Frischer Wind“ nennt sich der Chor aus Bissingen, der dann zum Zug kam und seinem Namen alle Ehre machte. Das berühmte „I have a dream“ gingen sie noch präzise und vorsichtig an. Dann aber legten sie los: In „Regenbogenfarben“ sangen sie selbstironisch von „Kindern, die immer leise sind.“ Ein Junge zitierte dann auswendig und unerschrocken die Freiheitsparagraphen aus dem Grundgesetz; der Chor fügte „Wir ziehen in den Frieden“ von Udo Lindenberg hinzu – ein Highlight, in dem deutlich wurde, dass moderner Chorgesang sich nicht mehr in unverbindlicher, netter Harmonie erschöpft, sondern durchaus kritisch und kämpferisch werden kann.
Zuhörer sind aus dem Häuschen
Einen Höhepunkt der besonderen Art legten Wernauer Männer in der Gruppe „mannomann“ hin. Die „Roten Latzhosen“ brachten alle Zuhörer aus dem Häuschen, weil bei ihnen einfach alles stimmte: hervorragende Stimmen, tolle Lied- und Textauswahl und jede Menge Volltreffer, wenn sie sich in Schauspieler verwandelten. Sie haben verstanden, was Humor auf der Bühne sein soll.
Der „Männergesangverein Liederkranz Schanbach“ läutete dann das Finale ein. Er ist scheinbar dem alten romantischen Repertoire verbunden. Die Männer vermischten tiefen Ernst mit unbeirrbarem Optimismus und humorvoller Distanz. Bei dem unvergänglichen Schlager: „Aber dich gibt’s nur einmal für mich“ brachten sie die Paare zum Schunkeln. Der letzte Chor wartete mit gepflegtem Gesang und mühelosem, ansteckendem Schwung auf; jedes Lied war ein kleines Kunstwerk wie das „Schlaflied“ von Konstantin Wecker, das es in sich hatte.