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Gesucht: viel Geduld und ruhige Hände

Job Der 22-jährige Schlierbacher Felix Lorch hat im Sommer seine Ausbildung zum Uhrmacher abgeschlossen – als bundesbester IHK-Azubi in seinem Fach. Von Katja Eisenhardt

Felix Lorch hat ein Händchen für die Zeit: Auf der Suche nach dem passenden Ausbildungsberuf hat er sich für ein sehr altes, traditionelles Handwerk entschieden. Uhren haben ihn schon immer fasziniert, erzählt Felix Lorch. Dass sie einmal seinen eigenen Berufsalltag bestimmen würden, sei aber nicht immer der Plan gewesen, erklärt der 22-Jährige. Stattdessen habe er nach dem Abitur am Kirchheimer Ludwig-Uhland-Gymnasium zunächst vorgehabt, Jura zu studieren - „also wirklich was völlig anderes.“

Darauf, sich stattdessen einmal genauer mit dem Beruf des Uhrmachers auseinanderzusetzen, habe ihn sein Bruder gebracht. Die spontane Idee wurde schnell konkreter: Felix fing an, zu recherchieren, um sich ein Bild von seiner potenziellen Zukunft zu machen. Dann schickte er die Bewerbungen raus. Gelernt hat er schließlich bei der Karl Scheufele GmbH in Birkenfeld bei Pforzheim, einer Chopard-Tochterfirma, wo er nach dem Ende der Ausbildung übernommen wurde. Dort arbeitet Felix im Service für Chopard-Uhren, die von Kunden aus ganz Europa zur Reparatur und Wartung eingeschickt werden.

Zu den alljährlichen Top 10 der Ausbildungsberufe - darunter Industriemechaniker, Industriekaufmann und Kaufmann Büromanagement - zählt das Traditionshandwerk nicht. Wenig überraschend. „Es ist wirklich schade, dass diese Ausbildung vergleichsweise wenige auf dem Schirm haben. Uhrmacher zu sein, ist nämlich ein wirklich schöner und abwechslungsreicher Beruf“, findet der 22-Jährige. Er schätzt vor allem die sehr praxisorientierte Ausbildung.

Man braucht ruhige Hände und viel Geduld für den Job als Uhrmacher. Das sieht man schon, wenn man sich die Feinarbeit mit den Kl
Man braucht ruhige Hände und viel Geduld für den Job als Uhrmacher. Das sieht man schon, wenn man sich die Feinarbeit mit den Kleinteilen der zerlegten Uhren anschaut. Fotos: Katja Eisenhardt

„Man muss sich Zeit nehmen“

Was man dafür mitbringen muss? „Ruhige Hände und viel Geduld sind nicht schlecht“, sagt Felix und lacht. „Man muss sich Zeit nehmen für eine Uhr. Hektik bringt überhaupt nichts, sonst sind im Zweifel schnell mal acht Stunden Arbeit umsonst gewesen.“ Dazu schade ein theoretisches Grundverständnis für Mechanik und Elektronik sowie Mathe- und Physikkenntnisse der Klassenstufe zehn und ein gewisses handwerkliches Geschick nicht. Bei der Reparatur von Uhren sei Genauigkeit, Spaß am Tüfteln und Problemlösen gefragt.

Während der Ausbildung habe er mit ganz unterschiedlichen Modellen gearbeitet, erzählt Felix. Das reichte von den modernen kleinen Quarzuhren bis zu ganz alten großen Standuhren, bei denen es schon fast in Richtung Restauration ging. „Diese Vielfalt ist wirklich spannend. So steckt man in die Reparatur und Wartung einer 120-jährigen Uhr schon gut einen Tag Arbeit. Dann ist es umso schöner, wenn sie wieder läuft.“ Bei den modernen Modellen gehe das mit einer gut dreistündigen Arbeitszeit im Schnitt schneller.

Foto: Katja Eisenhardt

Bürojob: lieber nicht

Es ist ein filigranes Arbeiten, wenn die Uhren in ihre vielen Einzelteile - einige davon wahre Kleinstteile - zerlegt, genau unter die Lupe genommen, gesäubert und gewartet und anschließend wieder Stück für Stück zusammengebaut werden, gegebenenfalls mit zuvor selbst angefertigten Ersatzteilen. „Man sieht am Ende jedes Auftrags, was man geschafft hat. Überhaupt ist das bei den handwerklichen Berufen so. Allein schon deshalb könnte ich mir einen Bürojob heute nicht mehr vorstellen“, sagt Lorch. Er ist mit seiner Entscheidung sehr glücklich, für seinen Beruf kann er sich richtig begeistern. „Wenn ich mich zum Beispiel freue, wenn bei einer Uhr die Datumsanzeige springt, kann das vermutlich sonst keiner so recht nachvollziehen“, sagt Felix Lorch lachend.

Praktisch und kreativ veranlagt sei er auch sonst im Alltag, so der 22-Jährige. „Ich bin schon ein Stück weit ein Bastler.“ In seiner Freizeit engagiert sich der Schlierbacher etwa in der Freizeitleitung des Evangelischen Jugendwerk Bezirk Göppingen. Beruflich geht es Anfang 2018 für ein Jahr in die Schweiz, das Land der genialen Uhrwerke. „Danach werde ich wohl meinen Meister machen, vielleicht wäre später auch mal die Arbeit als Restaurateur interessant. Oder ich hänge noch ein technisches Studium dran, zum Beispiel im Bereich Feinwerktechnik. Mal sehen.“ Möglichkeiten gäbe es jedenfalls genug.