Kirchheim. Schon erstaunlich, was fünf Männer auf der Bühne, wenn sie einen doppelten Umlaut im Namen tragen, in der Kirchheimer Stadthalle bewirken können. Frenetischen
Jubel lösten die schwäbischen Gesangswunder aus Stuttgart aus, kaum dass „Die „Füenf“ auf den Brettern, die bekanntlich die Welt bedeuten, erschienen waren. Immerhin sind die kehligen Kerle schon einige Jahre im Geschäft, vergangenes Jahr feierten sie erfolgreich ihr 20-jähriges Bestehen im Theaterhaus, mit special guest Patric Lindner. Der schmückt seine Lieder mit viel Sonne, und so nimmt es nicht Wunder, dass sich die A-cappella-Truppe zu einem frechen Volksmusik-Medley „Bring mir die Sonne wieder zurück“ inspirieren ließ.
Ein rundum die Lachmuskeln strapazierender Wohlfühlabend mit dem programmatischen Titel „Bock drauf“ nahm seinen Lauf. Eine dem wilden Süden angepasste quirlige Mischung aus verqueren, alltäglichen Begebenheiten, die auch gekonnt mit dem Schlagergedächtnis des Publikums spielte. Daraus entwickelte sich die Originalmelodie immer schön im Ohr, ein rundum quietschfideler Mitsingabend, der schunkelfrei dem Alkohol frönte: „Ja, ja, so blau blau blau macht der Enzian“, und das Publikum in der ausverkauften Stadthalle konnte sich darüber freuen, dass „eine neue Leber wie ein neues Leben ist“.
Zu den Füenf gehören heute Christian Langer, Jens Heckermann, Patrick Bopp, Kai Podack und Francesco Cagnetta – sie nennen sich Justice, Pelvis, Memphis, Little Joe und Dottore Basso. Gesanglich hervorragend aufgestellt und mit einer ausgeklügelten Bühnenpräsenz ausgestattet, präsentierte sich die Formation bei allem Klamauk und schnulzensüchtiger Albernheit zuweilen auch kritisch. Gesanglich genial aufs Korn genommen wurden die hirnlosen Phrasen der Gegenwartskommunikation. Floskeln wie „okay“, „ hallo“ oder „Also, das geht ja gar nicht“, mit denen man wohl auch mit Menschen kommunizieren kann, die offensichtlich nichts kapieren – na denn, „Hallo, wie geil ist das denn?“ Der Song „Wir nehmen leider nur deutsche Mieter“, spiegelte das häufig distanzierte Verhalten der Deutschen gegenüber Ausländern wider. Eine wortwitzige, tonale Einlage, bei der Dottore Basso als wohnungssuchender Italiener viel komödiantisches Potenzial bewies und das Fundament der Gruppe in der tiefen Lage überzeugend bestätigte.
Das Mädchen der Truppe gab Little Joe, der beim Lena-Song „Sa-tellite“ zum Feixen komisch seine Beine knallig verrenkte und sich somit den Begeisterungsstürmen, die in Richtung Bühne brandeten, gewiss sein konnte. Aber damit nicht genug, die Comedy Boy Group sang sich auch noch stimmlich imitierend mit Hilfe von „Tsingtao-Bier und Mao-Faust mitten hinein in die chinesische Tonwelt. Eine Darbietung, die das Publikum beinahe zu einem Lachkollaps führte. Glücklicherweise gab es auch eine Pause und somit ein Verschnauferle für das gebeutelte Zwerchfell. Der Brüller des Abends war zweifelsfrei das Horst-Medley, so einfach wie genial. Man ersetze das Wort „Love“, das in englischsprachigen Pophits in jeder zweiten Zeile vorkommt, durch das Wort „Horst“, fertig war die gestenreiche Parodie. „The power of Horst“, „Horst hurts“, „Horst is in the air“, und noch viel mehr. Mit der Schwabenhymne „Mir im Süden“ endete ein furioser A-cappella-Abend.