Weilheim und Umgebung
Gewerbegebiet Rosenloh: Es hängt an den Flächen

Wirtschaft Der Grunderwerb für das geplante Gewerbegebiet Rosenloh in Weilheim ist ins Stocken geraten – was dahinter steckt und wie es weitergehen könnte. Von Bianca Lütz-Holoch 

Ein Geheimnis hat Weilheims Bürgermeister Johannes Züfle daraus nie gemacht: Es braucht mehr als ein „Ja” beim Bürgerentscheid, damit das Gewerbegebiet Rosenloh wie geplant entstehen kann. Zu dem „Dreiklang”, wie er es nennt, gehören neben der politischen Entscheidung ein rechtskräftiger Bebauungsplan – und vor allem auch die entsprechenden Flächen. Und genau an denen hängt es.

 

„Das Zeitfenster schließt sich.“
Johannes Züfle
Weilheims Bürgermeister über die Tatsache, dass sich die Grundstücksverhandlungen nicht mehr allzu lange ziehen dürfen.

 

„Beim Grunderwerb stehen wir im Moment bei 75 Prozent”, sagt Johannes Züfle. Seit zwei Jahren verhandelt die Stadt mit den rund 300 Eigentümern, deren Grundstücke auf der rund 30 Hektar großen Fläche liegen, die zum Gewerbegebiet Rosenloh werden soll. Ebenfalls kein Geheimnis: Die ersten 75 Prozent waren der leichtere Part. Jetzt stehen noch die schwierigeren Fälle aus. Die Gründe, warum Verträge noch nicht unterschrieben wurden, sind ganz unterschiedlich. So gibt es Eigentümer, die im Ausland wohnen oder den Fall eines verstorbenen Grundstücksbesitzers, bei dem der Erbschein noch nicht ausgestellt ist. Und es gibt natürlich auch solche, die grundsätzlich nicht verkaufen wollen. 

Dass es bei den Flächen noch hakt, hat sich im Städtle rumgesprochen. So hat sich ein Weilheimer zuletzt in der Bürgerfragestunde im Gemeinderat erkundigt: „Was ist eigentlich Plan B, wenn einzelne Eigentümer gar nicht verkaufen wollen?” Die Antwort des Bürgermeisters: „Wenn die Einzelgespräche nicht zum Erfolg führen sollten, hätte der Gemeinderat die Möglichkeit, für Straßen Enteignungen und für Gewerbeflächen Umlegungen zu beschließen.”

Verfahren ziehen sich oft über Jahre

Aber selbst wenn sich der Gemeinderat für die „harte Tour“ entscheiden würde, geriete das Unterfangen in Verzug. Denn sowohl Enteignungs- als auch Umlegungsverfahren ziehen sich oftmals über Jahre hinweg. Das wiederum könnte für Cellcentric zum Problem werden. Denn der Zeitplan für den Bau des „Klimawerks”, eine der größten und fortschrittlichsten Brennstoffzellenfabriken Europas, ist ambitioniert: Cellcentric hat den Spatenstich für das Frühjahr 2023 geplant. 2025 sollen die ersten Brennstoffzellen produziert werden und 2026 in Serie vom Band laufen. Hintergrund sind die Produktpläne von Daimler Truck und der Volvo Group, beide Kunden und Shareholder von Cellcentric. Sie müssen zeitnah Vorgaben zur Emissionsreduzierung erfüllen und stellen den Schwerlastverkehr auf Batterie und Brennstoffzelle um.

„Das Zeitfenster schließt sich”, weiß Weilheims Bürgermeister Johannes Züfle. Im Zweifelsfall gilt das nicht nur für Cellcentric, sondern auch fürs örtliche Gewerbe. Denn das Gewerbegebiet Rosenloh ist ebenfalls als „Dreiklang” aus Entlastungsstraße, der Fläche fürs örtliche Gewerbe und der Fläche für Klimaschutz-/Technologieunternehmen – so die Formulierung beim Bürgerentscheid – geplant. Scheitert eines davon, kommt das Gesamtpaket erneut auf den Prüfstand. „Im schlechtesten Fall sind alle Verlierer”, so Züfle.

Kein Stillstand

Die gute Nachricht: Völliger Stillstand herrscht beim Grunderwerb noch nicht. „Gerade erst haben wir vier weitere Zusagen erhalten”, meldet Weilheims Bürgermeister. Noch gebe es auch keinen Hinweis darauf, dass der Erwerb eines essenziellen Grundstücks völlig aussichtslos ist. „Wir tun alles dafür“, versichert Johannes Züfle, dass er und sein Team sich weiterhin für das Gewerbegebiet Rosenloh ins Zeug legen.

Auch Cellcentric plant fest mit Weilheim. „Wir sind weiterhin in einem engen und regelmäßigen Austausch mit der Stadt Weilheim und halten an unserer geplanten Zeitleiste fest“, sagt Unternehmenssprecherin Kim Eisfeld und fügt hinzu: „Wir haben größtes Vertrauen in Bürgermeister Züfle und die Stadt Weilheim, dass wir die Zeitplan einhalten können.“ Ob es einen Plan B des Unternehmens gibt und wie der aussieht, ist nicht bekannt – wohl aber, dass der Brennstoffzellenhersteller an anderer Stelle mit offenen Armen empfangen würde: In Schwäbisch Gmünd stünde eine passende Fläche im neuen Technologiepark Aspen bereit, wie der Pressesprecher der Stadt, Markus Herrmann, bestätigt.