In der Woche vor Weihnachten kann der Weilheimer Gemeinderat mit einer Sondersitzung – der vierten des Monats – das Sitzungsjahr nun wirklich abschließen. Dem Anlass angemessen bringt Bürgermeister Johannes Züfle dem Gremium zunächst zwei kleine Geschenke mit: zwei weitere Unterschriften von Besitzern zentraler Grundstücke, deren notarielle Verkaufszusage noch fehlte, um die fehlenden Puzzleteile im künftigen Gewerbegebiet Rosenloh einsetzen zu können. Damit fehlt nur noch ein Grundstücksbesitzer, der aber auch noch vor Weihnachten unterschreiben soll, erklärt der Schultes.
Die zentralen Grundstücke sind Voraussetzung für die Ansiedlung des Unternehmens Cellcentric, dessen geplanter Neubau eine wesentliche Rolle für die Entwicklung und politische Unterstützung des Gewerbegebiets gespielt hat. Was dem Bürgermeister außerdem wichtig ist: „An all jene, die früh verkauft haben: Es gab keine anderen Konditionen“ – und meinte damit die „Spätentschlossenen“.
Die Erleichterung darüber hält auch einen Tag später noch an: „Wir freuen uns über den großen Schritt hin zu Gewerbeflächen für ortsansässige Betriebe sowie Klimaschutz- und Technologieunternehmen, der gestern im Gemeinderat gegangen werden konnte“, sagte Johannes Züfle dem Teckboten. Der Druck für die Verwaltung war groß, denn derzeit gelingt die Ausweisung von Gewerbegebieten in Ballungsräumen nur noch selten bis gar nicht.
Mit der Ansiedlung des Klimaschutz- und Technologieunternehmens – gemeint ist natürlich der Brennstoffzellenhersteller Cellcentric – wird es vor Weihnachten allerdings noch nichts. Doch die Voraussetzungen für eine Zusage sind – vorbehaltlich des einen Grundstücksbesitzers – fast alle gegeben. Denn seit dieser Sitzung steht auch der Planungsbeschluss für den Bebauungsplan „Rosenloh“: Dem stimmte der Gemeinderat mit zwei Gegenstimmen zu. Zentral dafür war auch der Gewährvertrag zwischen der Stadt Weilheim und dem Verband Region Stuttgart, der den Kauf der Grundstücke absichert und bei der Weiterveräußerung an die Firma Cellcentric als „regionalbedeutsamem Unternehmen“ hilft. Die Vertragsverhandlungen sollen Anfang des Jahres fortgesetzt und zum Abschluss gebracht werden.
Auch wenn die Erleichterung über den Planungsbeschluss bei Verwaltung und den Fürsprecherinnen und Fürsprechern groß ist, werden die Aufgaben nicht kleiner. „Wir gehen damit eine Zahlungsverpflichtung in Höhe von 18 Millionen Euro ein“, macht der Schultes klar. Dieser Betrag wird für den Kauf der Grundstücke fällig. Gleichzeitig wolle man die übrigen Aufgaben aber nicht vernachlässigen.
Und wenn "Plan B“ fällig wird?
Nachdem Stadtplaner Claudio Miracapillo von der LBBW Immobilien Kommunalentwicklung die Stellungnahmen der Institutionen und Verbände dargestellt hatte und betonte, dass die Klarstellungen nicht den Festsetzungsgehalt des Bebauungsplans betreffen, stand fest: Es ist keine weitere öffentliche Auslegung notwendig. In der anschließenden Diskussion loben die Gemeinderäte fast durchgehend die Anstrengungen der Verwaltung, vor allem angesichts der zunehmenden Bürokratisierung. Allerdings findet es Ilse Fischer (BDF) „unbefriedigend“, dass der Einzelhandel bei der Ansiedlung ausgeschlossen wird. Johannes Züfle antwortet, dass dies derzeit rechtssicher nicht möglich ist, da noch keine neuen Grundstücke gebildet wurden. Außerdem dürfe man keinen großflächigen Einzelhandel dort entwickeln, nur für nachgewiesene lokale Bedarfe. Aktuell liegen zudem keine Anfragen für die Ansiedlung von Einzelhandel vor.
Und falls es mit Cellcentric doch nichts wird, was ratsintern unter dem Codewort „Plan B“ läuft? Dazu stellt Dr. Ulrich Mors (SBV) klar: „Der Klimaschutz war für uns ein Grund, zuzustimmen – da müsste ein ähnliches Unternehmen her, wenn Plan B fällig wird.“ Aber daran mag nach diesem anstrengenden Jahr kurz vor Weihnachten wohl keiner dran denken.