Das Gewerbegebiet Rosenloh in Weilheim rückt einen großen Schritt näher: Der Stadt ist bei den Grundstücksverhandlungen offenbar der Durchbruch gelungen. „Mit zentralen Grundstückseigentümern konnte in den letzten Tagen in teils langwierigen Verhandlungen Einigung erzielt werden“, verkündet die Weilheimer Hauptamtsleiterin Daniela Braun in einer Pressemitteilung. „Entsprechende Kaufverträge gilt es nun noch notariell zu beurkunden.“ Damit sei der nächste Meilenstein erreicht. Man könne nun in die Bauleitplanung einsteigen.
Zuletzt waren die Grundstücksverhandlungen im Gebiet Rosenloh zu einer Zitterpartie geraten. Der Brennstoffzellenhersteller Cellcentric hatte Ende Oktober als Deadline für den Flächenerwerb genannt. Im Falle eines Scheiterns hatte sich das Unternehmen vorbehalten, sich nach einem anderen Standort umzusehen.
Zwar sind nach wie vor nicht alle Grundstücke unter Dach und Fach. „Insgesamt sind nun 94 Prozent der Flächen im Rosenloh der Stadt Weilheim zugesagt“, heißt es in der Pressemitteilung der Stadt. Was die noch offenen Restflächen angehe, die für Cellcentric relevant sind, sei aber auch ein „mit dem beabsichtigten Realisierungszeitplan gangbarer Weg“ aufgezeigt worden, wie Daniela Braun mitteilt.
Damit zeigt sich fürs Erste auch Cellcentric zufrieden: „In den letzten Wochen konnte ein signifikanter Fortschritt im Landerwerb erzielt werden, mit dem die Grundvoraussetzung für die Ansiedlung von Cellcentric geschaffen wurde“, teilt Unternehmenssprecherin Kim Eisfeld mit. Die Stadt zeige damit einen Weg auf, der die Ansiedlungspläne von Cellcentric in dem vorgesehenen Projektzeitplan unterstützt. „Weilheim ist weiterhin der bevorzugte Standort für Cellcentrics neue Produktionsstätte, das Klimawerk“, betont Kim Eisfeld. Dennoch ist ein Alternativstandort für die Brennstoffzellenfabrik noch nicht endgültig vom Tisch: „Angesichts des ambitionierten Zeitplans für den Hochlauf der Serienproduktion unserer Brennstoffzellensysteme müssen wir alle Restrisiken absichern. Daher wird Cellcentric parallel alternative Standorte und Szenarien für das Klimawerk prüfen“, so Eisfeld.
Das Projekt Rosenloh tritt in die nächste Phase ein
Fest steht allerdings: Das Projekt Rosenloh tritt nun in die nächste Phase ein. „Bis April 2023 werden die weiteren Unterlagen für die öffentliche Auslegung des Bebauungsplans aufbereitet“, informiert Daniela Braun. Anschließend finde die öffentliche Auslegung mit der Beteiligung der Behörden und sonstigen Trägern öffentlicher Belange statt. Der Bebauungsplan solle dann im Herbst 2023 als Satzung verabschiedet werden. „Baubeginn könnte dann noch im Jahr 2023 sein“, so Daniela Braun. Darauf setzt auch Cellcentric. „Sobald die bauleitplanerischen Aktivitäten für den Flächennutzungs- und Bebauungsplan abgeschlossen sind, wird Cellcentric die Genehmigungsunterlagen einreichen“, teilt Kim Eisfeld mit. Parallel zu den Bauleitplanverfahren geht es im Gewerbegebiet Rosenloh auch an die Erschließung.
Erleichtert zeigt sich angesichts der Entwicklungen Othmar Kuck, Vorsitzender des Weilheimer Gewerbevereins. „Natürlich sind es noch 94 und nicht 100 Prozent – aber wir sind froh, dass es einen Schritt weitergehen kann und die Weilheimer Betriebe wieder Perspektiven haben.“ Im Vorfeld des Bürgerentscheids hatten Mitglieder des Gewerbevereins die Initiative „Stark für Weilheim“ gegründet und sich für neue Gewerbeflächen sowie das Industriegebiet Rosenloh ausgesprochen.
Aufatmen auch in der Landespolitik: „Ich freue mich, dass es gelungen ist, die Grundstücke zusammenzubekommen“, sagt Andreas Schwarz, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Landtag. „Die Ansiedlung einer Brennstoffzellenfabrik verschafft der Region viele neue Jobs – und macht den Standort Weilheim zu einer beachtenswerten Adresse für eine umweltfreundliche Mobilität der Zukunft in Süddeutschland.“ Wichtig sei die Ansiedlung der Zukunftstechnologie am Standort Weilheim auch, um das große Ziel des Landes zu erreichen: die Klimaneutralität Baden-Württembergs bis 2040.
Worauf die Stadt in der Pressemitteilung ebenfalls hinweist: Bereits seit rund zwei Jahren bindet die Gewerbeflächenentwicklung im Gebiet Rosenloh die Ressourcen vieler Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtverwaltung sowie des Gemeinderats der Stadt Weilheim. „Ich danke allen Beteiligten, insbesondere den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadtverwaltung, für das außerordentliche Engagement, das zu diesem Zwischenergebnis geführt hat. Wir werden weiterhin konzentriert und fokussiert am Gelingen des Projekts arbeiten“, so Bürgermeister Johannes Züfle. Explizit richtet er sich auch an den Weilheimer Gemeinderat: „In herausfordernden Zeiten visionäre Entscheidungen zu treffen, erfordert Mut und Standhaftigkeit.“
30 Hektar für die Brennstoffzellenfabrik und örtliches Gewerbe
Im Gebiet Rosenloh sind rund 15 Hektar für die Firma Cellcentric und weitere 15 Hektar für das örtliche Gewerbe sowie den Bau einer Entlastungsstraße vorgesehen. Bei einem Bürgerentscheid im April hatten 70 Prozent der Weilheimer dafür votiert, neue Gewerbeflächen für örtliche Unternehmen und für die Ansiedlung von Klimaschutz- und Technologieunternehmen zu schaffen.
Drei Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit in Weilheim tatsächlich ein Gewerbegebiet entstehen kann. Eine politische Entscheidung gibt mit dem Bürgerentscheid bereits. Der Grunderwerb als größte Hürde scheint nun weitgehend in trockenen Tüchern zu sein. Der letzte Schritt ist der Bebauungsplan. Dort zeichnen sich – Stand jetzt – aber keine Komplikationen ab.
Cellcentric plant in Weilheim den Bau des „Klimawerks“, eine der europaweit größten Brennstoffzellenproduktionen. Cellcentric wurde 2021 als Joint Venture von Daimler Truck und der Volvo Group gegründet. Das Unternehmen entwickelt und produziert Brennstoffzellensysteme für den Schwerlastverkehr und den stationären Bereich. Kunden sind Daimler Truck, die Volvo Group und Rolls Royce Systems/MTU.
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