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Gibt es eine Stichwahl ohne Sven Haumacher?

Politik Bei der Oberbürgermeister-Wahl in Vaihingen an der Enz hat es für den Notzinger Bürgermeister für Platz eins, aber nicht für die absolute Mehrheit gereicht. Ob er nochmals antritt, lässt er offen. Von Katja Eisenhardt

Genau 41,89 Prozent der Wählerinnen und Wähler haben bei der OB-Wahl in Vaihingen an der Enz für Sven Haumacher gestimmt. Dicht gefolgt vor seinem Konkurrenten, dem langjährigen Daimler-Manager Uwe Skrzypek, mit 38,88 Prozent. Der Korntal-Münchinger Sachgebietsleiter Matthias Beck kam auf 16,09 Prozent, Maschinenbaumonteur Bernd Michael Rothmann auf 3,04 Prozent.

„Erschreckend gering“, sagt Sven Haumacher über die Wahlbeteiligung von 46,78 Prozent. „Ich hatte auf 50 Prozent oder mehr gehofft“, sagt der 45-Jährige am Morgen nach der Wahl. Enttäuscht sei er vom ausgebliebenen glatten Durchmarsch nicht. „Ich bin völlig ohne Erwartungen angetreten. Natürlich wäre ein klarer Ausgang schön gewesen, aber es ist jetzt auch kein unerwartetes Ergebnis.“ In den ländlicheren, gut bürgerlichen Stadtteilen habe er meist vorn gelegen, nicht so in der Kernstadt: „Dort gibt es viele eher links orientierte Wohlstandsbürger ohne richtige Probleme, da war mir klar, dass da eher mein direkter Konkurrent gewinnen wird. Fachlich hat er für den Posten keine Erfahrung, aber manche Leute stehen vielleicht auf Schlagworte. Er hatte da viele Unterstützer“, hat Sven Haumacher eine klare Meinung zum früheren Daimler-Manager Uwe Skrzypek.

 

Das Gesamtpaket stimmt. Aber ich kann den Leuten ja nicht vorschreiben, wen sie wählen sollen.
Sven Haumacher
 

Mit dem aktuell ersten Platz könnte man vermuten, dass für den Notzinger Rathauschef für die Stichwahl am 24. Juli die Devise gilt: jetzt erst recht. Dem ist aber nicht so. Bis zum kommenden Mittwochabend um 18 Uhr muss sich Sven Haumacher entscheiden, ob er in drei Wochen nochmals antritt. „Das ist für mich noch nicht klar entschieden. Ich muss drüber schlafen und mich mit meiner Familie beraten. Denn sie steht für mich an erster Stelle, nicht der Job“, betont der 45-Jährige. Nach den Wochen des Wahlkampfs und dem jetzigen Ergebnis überlege man sich schon, ob es die richtige Entscheidung sei. „In Notzingen hätte ich deutlich weniger Stress. Mein Lebensglück hängt nicht von der OB-Stelle ab“, sagt Sven Haumacher.

Das klang im April noch überzeugter, als Sven Haumacher als erster seinen Hut für den Posten des Oberbürgermeisters in Vaihingen an der Enz in den Ring warf. Damals sagte er im elften Jahr seiner Notzinger Amtszeit: „Das ist eine Chance, die man ergreifen muss.“ Es sei immer gut, nach einer gewissen Zeit etwas Neues anzufangen, zumal er als Volljurist für eine so kleine Kommune wie Notzingen eigentlich überqualifiziert sei. Vaihingen mit gut 30 000 Einwohnern sei da eine andere Liga und eine gute Möglichkeit, sich beruflich weiterzuentwickeln, erklärte Haumacher im Frühjahr. Aufgewachsen in Markgröningen, mit den nach wie vor dort lebenden Eltern, fühle er sich mit der Region verwurzelt.

Warum dann jetzt das Zögern vor der erneuten Wahl? Manches, was in Vaihingen nicht so gut laufe, habe man erst in den letzten Wochen vor der Wahl so richtig mitbekommen, sagt Sven Haumacher: „In der Innenstadt gibt es zum Beispiel eine Drogenproblematik, ein teils etwas schwieriges Laden­milieu und einen hohen Ausländeranteil, was manche Probleme bereitet.“ Dazu habe die Große Kreisstadt extrem hohe Schulden, die Gewerbesteuereinnahmen seien gering und es gebe einen großen Personalmangel in der Kinderbetreuung, da sich viele Erzieherinnen wegbewerben, nennt Haumacher aktuelle Baustellen. Das ländliche, schuldenfreie Notzingen sei im Vergleich dazu „schon ein bisschen heile Welt“, so die Erkenntnis. Er habe in den vergangenen Wochen viel mit den Leuten vor Ort gesprochen, habe seine Wahlbroschüre in den gut 11 000 Haushalten verteilt, sei präsent gewesen, ebenso wie bei den 13 Terminen zur Kandidatenvorstellung: „Ich habe alles getan, was meiner Meinung nach nötig ist. Ich habe ein gutes Alter und die fachliche Erfahrung für den Job und komme aus der Gegend. Das Gesamtpaket würde stimmen, aber ich kann den Leuten ja nicht vorschreiben, wen sie wählen sollen“, sagt Haumacher und es klingt ein wenig trotzig.

Sollte die Entscheidung fallen, dass er am 24. Juli erneut antritt, wähnt er sich allerdings sieges­sicher: „Dann gewinne ich das zu 100 Prozent, denn dann werden die Wähler des Drittplatzierten Matthias Beck mich wählen“, so Sven Haumacher.

 

Am Mittwochabend steht die Antwort fest

Tritt Sven Haumacher am 24. Juli erneut in Vaihingen an der Enz an und wird zum neuen Oberbürgermeister gewählt, startet seine Amtszeit am 1. September. Voraussichtlich im November beziehungsweise Dezember stünden dann Bürgermeisterwahlen in Notzingen an.

Die spannende Frage ist nur: Will Sven Haumacher überhaupt noch Oberbürgermeister von Vaihingen an der Enz werden? Am morgigen Mittwochabend steht die Antwort fest. eis