Beim Thema Glasfaser könnte sich in Lenningen etwas tun. Erst vor drei Wochen war öffentlich geworden, dass der Verkauf des Breitbandnetzes nicht zustande kommt. Am Dienstag nun stellte Christophe Paillet, Manager für
kommunale Kooperation des Unternehmens „Deutsche Glasfaser“, das Konzept im Lenninger Gemeinderat vor. Dass Lenningen ein großes, nicht mehr zeitgemäßes kupferbasiertes Netz hat, bezeichnete er als Crux. Für ihn ist das der Grund dafür, dass kein Interessent das Netz kaufen wollte. Wie der Firmenname verrät, baut die Deutsche Glasfaser ausschließlich auf die leistungsstarke Technik.
Hinter dem Anspruch, sämtlichen Haushalten in Lenningen einen Anschluss an die Datenautobahn anzubieten, steht momentan jedoch ein Fragezeichen. Unklar ist, wie mit Schlattstall, Gutenberg und Schopfloch verfahren wird. „Wir betrachten Lenningen und Erkenbrechtsweiler zusammen“, erklärte Christophe Paillet. Während sich der Manager der Deutschen Glasfaser für Brucken, Unterlenningen, Oberlenningen, Hochwang und Erkenbrechtsweiler, das sich am 22. Mai mit dem Konzept befasst, gute Chancen ausrechnet, sieht er für Schopfloch und die hinteren Ortsteile im Lenninger Tal ein Finanzierungsproblem. Vorstellen könnte er sich jedoch, dass es dafür Fördergeld geben könnte.
Teils liegen Leerrohre
„Schlattstall, Gutenberg und Schopfloch nicht zu berücksichtigen, ist eine bittere Pille“, sagte Gemeinderat Armin Diez. Er verwies darauf, dass zwischen den Orten teilweise Leerrohre liegen. Das war für Christophe Paillet eine neue Information. Ein No-Go sind für ihn Kosten für einen kilometerlangen Tiefbau. Kompliziert ist die Gemengelage aus verschiedenen Gründen: Nicht ganz klar ist, was sich zwischen den fraglichen Ortsteilen wo im Untergrund befindet. Laut Lenningens Bürgermeister Michael Schlecht wurden der Gemeinde nach dem Bau des Netzes keine vollständigen Unterlagen übergeben. Klar ist, dass sämtliche Ortsteile mit Glasfaser bis zu den Verteilerzentren erschlossen sind. Wo genau Dreifach-Leerrohre eingebaut wurden und wo nur ein bereits mit Glasfaser belegtes Rohr liegt, soll geklärt werden. Hinzu kommt: Die Deutsche Glasfaser wehrt sich dagegen, dort zu bauen, wo es bereits Glasfaser-Leitungen gibt. Zudem hat die Gemeinde den Pachtvertrag für das Netz mit der Firma Stiegeler um zwei Jahre bis Ende Juli 2025 verlängert, „um nicht in die Steinzeit zurückzufallen“, wie Schlecht es ausdrückte. Christophe Paillet schloss jedoch aus, mit dem Pächter ins Geschäft zu kommen. Bei einer Enthaltung von Ricky Renz signalisierte der Gemeinderat grundsätzlich Zustimmung zur Zusammenarbeit mit der Deutschen Glasfaser. Mit dem Unternehmen, dem Zweckverband Breitbandversorgung Landkreis Esslingen und der Firma Stiegeler soll aber vorab eine Strategie entwickelt werden, wie ein Ausbau in sämtlichen Ortsteilen machbar wäre.
Ablauf einer Kooperation
Eine Kooperation mit der Deutschen Glasfaser würde in vier Phasen ablaufen: Zum Auftakt gäbe es eine Gebietsanalyse. „Wir rechnen so, dass wir auf unsere Kosten kommen“, verdeutlichte Christophe Paillet. Zweite Etappe wäre die Kooperationsvereinbarung mit der Kommune. Ob gebaut wird, würde von der Nachfrage abhängen. Angekurbelt würde sie durch Werbung, Online-Marketing, Infoabende und eine Servicestelle. „Wir wollen, dass sich mindestens jeder dritte Bürger begeistert“, sagte Christophe Paillet, sprich 33 Prozent müssten einen Vorvertrag abschließen, damit vom zweiten Quartal 2024 an tatsächlich gegraben und die bunten Glasfaserbündel flächendeckend eingezogen werden könnten.
Der Hausanschluss ist kostenlos
Kernkompetenz der Deutschen Glasfaser ist laut Christophe Paillet der Anschluss des ländlichen und suburbanen Raums. Bundesweit ist das Unternehmen in 1700 Kommunen aktiv. Insgesamt hat es in rund zehn Jahren bereits mehr als 1,5 Millionen Glasfaseranschlüsse gebaut. Bis Ende 2025 will der Mittelständler weitere 70 000 Glasfaseranschlüsse pro Monat verlegen und damit sein Ziel von vier Millionen an die Datenautobahn angeschlossener Haushalte erreichen. Angeschlossen werden Privathaushalte, Unternehmen und öffentliche Einrichtungen.
Privatkunden bekommen während der Vorvermarktung gratis einen Anschluss. Es fällt eine einmalige Bereitstellungsgebühr von rund 70 Euro an. Unabhängig von der Leistung kostet der Anschluss im ersten Jahr monatlich 24,99 Euro. Anschließend variieren die Kosten. ank