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Gleise der Teckbahn bleiben verwaist

Bahnverkehr Erneut hat die Deutsche Bahn die Wiederinbetriebnahme der Teckbahn verschoben, diesmal sogar „bis auf Weiteres“. Begründet wird dies mit Engpässen bei der Abnahmeprüfung. Von Peter Dietrich

Im Sommer hat die Deutsche Bahn die Teckbahn für den Umbau von Bahnübergängen in Unterlenningen und Brucken gesperrt. Sie sprach dabei stets von Arbeiten an fünf Bahnübergängen, was nach etwas mehr klingt, als es ist: Waren doch die beiden Übergänge in der Engelhofstraße und Brunnenstraße, letzterer mit zusätzlichem abgesetzten Gehweg, bereits aus Vorjahren fertig, nur der elektrische Neuanschluss stand noch an.

Ab 9. September sollte wieder der Zug fahren. Am 22. September teilte die Deutsche Bahn auf Anfrage des Teckboten mit, der Bauablaufplan habe sich „um wenige Wochen verzögert“. Der Hintergrund, so der Bahnsprecher, seien „unter anderem eine anspruchsvolle Baugrundsituation sowie Verzögerungen bei der Lieferung von Kabelmaterial“. Gemeinsam mit den beteiligten Bauunternehmen habe die Bahn die noch ausstehenden Arbeiten bewertet und neu eingetaktet, Bauschritte würden bestmöglich parallelisiert und beschleunigt. Voraussichtlich ab 9. Oktober, so das Versprechen, rollten die Züge wieder planmäßig über die Teckbahn.

Es kam anders. Wer am 11. Oktober die DB-Fahrplanauskunft befragte, fand noch immer den Schienenersatzverkehr mit Bussen. Diese trugen den Vermerk „fährt 11. bis 15. Okt. 2023“. Ab 16. Oktober waren dann wieder Züge eingetragen. Es kam jedoch nochmals anders. Wer zwei Tage später, also am 13. Oktober, nachsah, fand in der Onlineauskunft für 16. Oktober weder den Zug noch den Ersatzbus. Verzeichnet war dort nur die Buslinie 177, die ständig und im Normalfall alternierend mit dem Zug verkehrt.

„Bis auf Weiteres Busse statt Bahnen“ hatte die Deutsche Bahn in einer Pressemitteilung vom 12. Oktober vermeldet. Die Arbeiten an fünf Bahnübergängen in Brucken und Unterlenningen seien „bereits abgeschlossen“. Der Übergang in der Friedenstraße, am Ortsausgang Richtung Oberlenningen, sah am 13. Oktober tatsächlich ziemlich vollendet aus, nur die Schrankenbäume fehlten noch. Es gebe jedoch, so die Bahn, einen „bundesweiten Personalengpass bei Plan- und Abnahmeprüfer:innen“. Bis die notwendigen Abnahmeprüfungen erfolgt seien, fahre weiterhin der Bus. Auch die Abnahme des Bahnübergangs „Am Mühlbach“ bei Brucken verzögere sich, die Umleitung des Straßenverkehrs über den Bahnübergang Schleifmühlenstraße in Owen bleibe bis auf Weiteres bestehen.

Für die Abnahme kommen nur vom Eisenbahn-Bundesamt (EBA) anerkannte Prüfsachverständige infrage. Das EBA listet im Bereich „Signaltechnik, Telekommunikation, Elektrotechnik“ derzeit bundesweit 488 aktive Prüfsachverständige auf. Nicht jeder darf aber alles prüfen, es gibt viele Spezialisierungen auf Teilbereiche. Man muss also zuerst den richtigen finden.

Der grüne Bundestagsabgeordnete und Bahnexperte Matthias Gastel reagiert sehr verärgert auf die Verzögerungen. „Erst waren Maßnahmen an Stationen und Strecke nicht zeitlich aufeinander abgestimmt, also nicht auf einen gemeinsamen Zeitraum gebündelt worden. Dann liefen und laufen Arbeiten an den verschiedenen Bahnübergängen zeitlich immer weiter auseinander. Während der Arbeiten gingen benötigte Baumaterialien zuneige, was zu Verzögerungen um zunächst einen Monat führte. Einen Plan zu haben, sieht anders aus.“ Er habe den Vorstand der Deutschen Bahn um Erläuterung gebeten. „Meine Erwartung ist, dass Bauaktivitäten so organisiert werden, dass sie weitgehend parallel während einer Streckensperrung ausgeführt werden.“

Nach Auskunft der Deutschen Bahn erstreckt sich die Sanierung der gesamten Bahnübergänge auf der Teckbahn bis ins Jahr 2029.

 

Lenningen – ein zeitweise getrenntes Dorf

Ist die Abnahme am Tag X erfolgt, wird dann alles gut? Daran bestehen leider erhebliche Zweifel. Kommt ein Zug aus Kirchheim, schließen die verschiedenen Bahnübergänge nacheinander. Aus Richtung Oberlenningen, so die Auskunft einer Projektleiterin vom 31. Juli 2023, verlaufe die Einschaltung „aus technischen und betrieblichen Gründen“ anders. Alle vier Unterlenninger Bahnübergänge werden gleichzeitig geschlossen, wenn der Triebfahrzeugführer vor seiner Abfahrt im Bahnhof Oberlenningen die Einschalttaste (ET) drückt. Eine separate Einschaltung oder ein zeitversetztes Schließen, so die Auskunft, sei „hier nicht umsetzbar“ gewesen.

Das bedeutet zweierlei: Erstens sind die Schranken viel länger geschlossen als nötig. Die zuletzt vom Zug in Richtung Kirchheim passierte Schranke am Unterlenninger Bahnhof ist bereits zu, bevor der Zug in Oberlenningen abfährt. Zweitens ist es schon passiert, dass der Zug in Oberlenningen nicht wegkam, etwa wegen einer technischen Panne am Zug. Ist dann die Taste schon gedrückt, bleiben die Unterlenninger Schranken dauerhaft zu. Der Unterlenninger Nahverkehrsberater Hartmut Jaißle wohnt direkt an einem der Bahnübergänge. Um sie zu öffnen, sagt er, gebe es nur zwei Methoden: Entweder fahre ein Zug darüber oder der Techniker aus Esslingen werde gerufen. Dass nach Auskunft der Bahn jede Anlage autark ausschaltet, sich bei der Störung eines Bahnübergangs alle anderen trotzdem öffnen, hilft nichts, wenn kein Zug kommt.

Sind Schranken sehr lange zu, steigt für die Wartenden die Versuchung, trotzdem zu passieren. Das kann, wenn gerade der Zug doch kommt, tödlich sein. Was passiert, wenn Unterlenningen durch lange geschlossene Schranken gerade geteilt ist und die Polizei, der Krankenwagen oder die Feuerwehr kommt? Vielleicht sollte der Kreisbrandmeister einmal mit der Deutschen Bahn reden. pd