Zwischen Neckar und Alb
Gräber, Geschichte, Grillvergnügen

Ausflugstipp Von Kirchheim aus unterwegs mit dem 9-Euro-Ticket nach Neuhausen, um den „Archäologischen Wanderweg“ zu erkunden. Von Rainer Hauenschild

Sehr wenige Kilometer südöstlich von Stuttgart befindet sich der Kulturwald und Landschaftsschutzgebiet „Sauhag“ bei Neuhausen auf den Fildern im Landkreis Esslingen. Hier wurden über Jahre hinweg zahlreiche Grabhügelfelder aus der Kupfer-, Bronze- und Eisenzeit entdeckt, aber auch römische Anlagen. Diese Denkmäler wurden mit einem archäologischen Wanderweg miteinander verbunden. Realisiert wurde die Idee in einer zeitaufwendigen Zusammenarbeit von Volunteers des Bürgertreffs mit der Gemeinde Neuhausen, dem Staatlichen Forstamt und dem Landesdenkmalamt, unterstützt durch einen Hauptsponsor, die Firma Balluff.

Die Anreise mit dem 9 Euro Ticket ist denkbar einfach. Die Fahrt geht zunächst mit der S1 von Kirchheim aus nach Wendlingen, von dort aus weiter mit der Regionalbahn nach Nürtingen. Am Zentralen Omnibusbahnhof Nürtingen steigt man in die Buslinie X4 ein und fährt bis Wolfschlugen zur Haltestelle Löwen. Von dort geht‘s weiter mit der Buslinie 120 nach Neuhausen, wo man an der Haltestelle „Akademiegärten“ aussteigt. Von dort aus sind es nur wenige Meter, bis man den Wanderparkplatz „Sauhag“ erreicht, der an der L1202 zwischen Wolfschlugen und Neuhausen liegt.

Direkt am Wanderparkplatz Sauhag erwarten einen die ersten Informationstafeln, die über Fundstellen im Wald Horb und im Sauhag berichten. Auf diese Weise neugierig geworden, folgen Geschichts- und Wanderinteresse jetzt dem Zeichen „Merkurköpfchen“, das den Scharnholzweg markiert. Bald erreicht man die zweite Station, die über die vorgeschichtliche Grabhügelgruppe informiert. Insgesamt befinden sich hier mindestens drei Grabhügel im Wald, die allerdings alle nur als flache Erhebungen erhalten sind. Nach kurzer Zeit erreicht man von hier aus die dritte Station mit der Jupitergigantensäule auf dem Gebiet eines mutmaßlichen römischen Gutshofes an der Riedquelle.

Hier angelangt bietet sich allerdings nicht nur Geschichtsträchtiges. Wer Fleisch, Würstchen oder Stockbrot dabei hat, der hat nun die Möglichkeit, sich seine Wegzehrung an der Grillstelle „Zigeunereiche“ zuzubereiten. So gestärkt geht es dann nach ein paar Metern weiter auf dem Wolfschluger Weg zur „Römische Straße“. Die dort angebrachte Infotafel klärt den Wanderer darüber auf, wie aus dieser ehemaligen Heerstraße ein Handelsweg wurde, der unter anderem auch wichtig für das Castell in Köngen war. Am Ende des Wolfschluger Weg angekommen geht es dann nach links auf den Sulzbachtalweg, der mit der Geschichte über den Sauhag und des Klosters Denkendorf aufwartet. Entlang des Sulzbachs geht es auf dem Sulzbachtalweg wieder zurück in Richtung Wanderparkplatz Sauhag, vorbei an einem römischer Gebäudekomplex, in dessen Nähe sich die Reste eines Merkurtempels befinden.

Um die Stationen acht und neun des Archäologischen Wanderwegs zu erreich, muss allerdings zunächst die L 1202 überquert werden, um in den „Horber Wald „ zu gelangen. Hier findet der Wanderlustige dann noch Informationen zu den frühkeltischen Grabhügeln aus der Hallstattzeit, also 750 bis 500 Jahre vor Christus mit seinen fünfzehn Hügeln und einem römischen Gebäude im Wald „Horb“. Die achte Station mit den frühkeltischen Grabhügeln lohnt sich gleich doppelt, denn hier wartet nicht nur Vergangenes, sondern auch eine ganz gegenwärtige Belohnung – eine fantastische Aussicht bis nach Stuttgart.

Für Diejenigen, die so auf die Archäologischen Spuren gesetzt, jetzt erst richtig Lunte gerochen haben, muss hier noch nicht Schluss sein. Etwas abseits des Archäologischen Wanderwegs befindet sich auf der Gemarkung von Wolfschlugen noch eine römische Villa Rustica am Waldhäuser Schloss. Die Mauerreste, die bereits 1895 und 1899 freigelegt wurden, sind heute noch sehr gut zu erkennen. Ebenso auch ein Sühnekreuz vom Anfang des 16. Jahrhunderts. Sühnekreuze sind steinerne Flurkreuze, die meistens an Wegen oder Wegkreuzungen zur Sühne eines begangenen Mords oder Todschlags errichtet wurden, in diesem Falle vermutlich wegen des Todschlags an zwei Mönchen des Kloster Denkendorf.

Der Archäologische Wanderweg

Der Sauhag ist ein Landschaftsschutzgebiet im Landkreis Esslingen. Das Waldgebiet war einst einmal im Besitz des Klosters Denkendorf. Der Archäologische Wanderweg ist sieben Kilometer lang und zeigt die Geschichte der Kelten und Römer an neun Stationen.

Anreisen kann man mit der S 1 von Kirchheim nach Wendlingen, dann mit der Regionalbahn nach Nürtingen. Von Nürtingen mit der Buslinie X 4 bis Wolfschlugen Haltestelle „Löwen“. Von Wolfschlugen mit der L 120 bis Neuhausen „Akademiegärten“.

Mit dem Auto ist der Wanderparkplatz Sauhag zu erreichen über die Landstraße 1202 zwischen Wolfschlugen und Neuhausen. rh