Owen. Dass ihre zweite Amtszeit und die erneute Bewerbung als Bürgermeisterin Spuren hinterlassen haben, klang in der Antrittsrede Verena Grötzingers im Herzog-Konrad-Saal an vielen Stellen durch. „Seit der Bürgerwerkstatt zur Perspektive Owen 2035 habe ich leider erkennen müssen, dass es für die Wahl nicht reicht, viel geschafft zu haben und nachweisen zu können, dass man ‘seine Hausaufgaben’ gemacht hat, sondern dass ich auf alles vorbereitet sein muss“, sagte Grötzinger im Rückblick. Insbesondere auch darauf, „dass all dem Guten, was gelungen ist, kein Raum und keine Bedeutung beigemessen werden sollte“. Dabei habe es sie erschüttert, wie schnell „man bereit war, sich auf eine solche Betrachtungsweise einzulassen und vieles in Frage zu stellen oder gar zu negieren“. Auch sie selbst habe irgendwann an sich gezweifelt.
Umso mehr freue sie sich, an diesem Abend die Wahlprüfungsurkunde entgegennehmen zu dürfen. „Mein sehnlichster Wunsch ist es, das Vertrauen in die Kommunalpolitik und die Kommunalverwaltung deutlich zu stärken und Ihnen zu zeigen, dass wir ausschließlich für Ihr Wohl entscheiden und handeln“, sagte sie mit Blick auf die kommende Amtszeit.
Mit drei Tugenden will Verena Grötzinger in die nächsten acht Jahre starten: Demut, Dankbarkeit und Vergebung. Allerdings sollen diese Tugenden nicht nur ihr Handeln leiten, sondern die Bürgermeistern wünscht sie sich auch von den Owenerinnen und Owenern. „Ich wünsche mir, dass wir auf den anderen achten und uns auch immer wieder die Frage stellen: Was können wir für unsere Ortsgemeinschaft tun? Was braucht der andere, um zufrieden und glücklich zu sein, und was kann ich beitragen?“, sagte sie. Manchmal erscheine es ihr, als „leben wir gerade in egomanen oder fast narzisstischen Zeiten“, in denen sich alles nur noch um das „Ich“ drehe und in dem das „Wir“ deutlich zu kurz komme. „Wenn wir das für uns selbst erkennen und uns der Herausforderung stellen, dem entgegen zu wirken, dann können wir es schaffen, unsere Ortsgemeinschaft und das Miteinander zu stärken.“
Verena Grötzinger rief die Bürgerinnen und Bürger auf, sich gemeinsam auf den Weg zu machen, „um in den nächsten acht Jahren unser Owen so zu gestalten, dass wir uns wohlfühlen“. Sie habe stets ein offenes Ohr, wenn Menschen auf sie zukämen und gemeinsam mit der Verwaltung eine Idee umsetzen wollen. Allerdings habe das auch Grenzen. „In den letzten Jahren habe ich immer häufiger diesen Satz gehört: ‘Was gedenkt die Stadt zu tun?’ Dieser Satz hat mir einen Schauer über den Rücken gejagt, weil mir dabei das ‘Wir’ abhanden gekommen ist“, sagte Grötzinger. „Die Stadt, das sind wir alle. Gemeinsam sind wir stark und können vieles bewegen, was einem Einzelnen nicht gelingt – auch keinem Bürgermeister“.