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Grüße von Ricarda Lang und Harald Schmidt

Zu den Gratulanten bei der Einweihung des Hölderlin-Gymnasiums zählten neben Ministerpräsident Winfried Kretschmann auch Ehemalige. Gefeiert wurde mit zahlreichen Beiträgen der Schüler und Sanierungsbeteiligten.

Nürtingen. Das Sinfonieorchester unter der Leitung von Florian Eisentraut spielte Sir Edgar Elgars „Pomp and Circumstances“ – eigentlich der traditionelle Marsch von Absolventen amerikanischer Colleges. Die Feierlichkeiten zur Einweihung des voll sanierten Hölderlin-Gymnasiums am vergangenen Samstag boten ebenfalls einen geeigneten Rahmen für dieses Meisterwerk. Die mit 24 Millionen Euro veranschlagte Sanierung des Hölderlin-Gymnasiums wurde im Zeitrahmen abgeschlossen, das Ergebnis kann sich sehen lassen. „Nichts ist nachhaltiger als eine Sanierung“, sagte Stefan Gleß, Bauleiter eines der größten Projekte Nürtingens der vergangenen Jahre.

Im Laufe des Abends wird deutlich, was sich im und am Hölderlin-Gymnasium verändert hat: Neben einer Fotovoltaik-Anlage auf dem Dach gibt es nun eine dezentrale Lüftungseinrichtung. Die gesamte Elektrik ist erneuert und das Gebäude barrierefrei umgebaut, die aktuellen Brandschutzverordnungen sind umgesetzt. Die engen, dunklen Gänge wurden erweitert und zahlreiche Lerninseln und Begegnungsräume für die Schüler geschaffen. Böden wurden verlegt, neue Fenster eingesetzt, die Klassenzimmer ins digitale Zeitalter gebracht. Das Högy hat eine Verjüngungskur erhalten und kann sich sehen lassen.

Beate Selb, seit 20 Jahren Lehrerin am Hölderlin-Gymnasium und seit neun Jahren Rektorin, bedankte sich in ihrer Ansprache bei Oberbürgermeister a.D. Otmar Heirich, der den Stein ins Rollen gebracht hatte, außerdem bei der Stadtverwaltung, dem Gemeinderat und allen Gewerken, dem Kollegium, Eltern und Schülern. „Wir feiern heute gemeinsam, dass wir am Ziel sind, denn wir haben alle dazu beigetragen, dass alles gelungen und rund ist“, sagte Selb in ihrer Ansprache.

OB Fridrich wird zum Dichter

Oberbürgermeister Johannes Fridrich wurde von dem erfolgreich abgeschlossenen Sanierungsprojekt zu einem Gedicht in Anlehnung an Friedrich Hölderlins „Hälfte des Lebens“ inspiriert. Trotz der hohen Investitionssumme der Stadt war auch er in Feierlaune. „Jeder investierte Cent in die Bildungsstätten ist ein gut investierter Cent“, sagte Fridrich bei seinem Gespräch auf der Bühne mit Beate Selb und nannte die Sanierung „eine goldrichtige Entscheidung“.

Die Elternbeiratsvorsitzenden Katrin Atmanspacher und Stefan Stoll warfen einen Blick zurück in die Zeit, als knapp 800 Schüler in ein Container-Schuldorf umzogen. Davon betroffen waren auch geschätzt 1600 Eltern: „Wir mussten in dieser Zeit viel improvisieren, verzichten und akzeptieren – zum Beispiel, dass es nicht immer eine Lösung und schon gar keine einfache gab“, erinnerte sich Atmanspacher. Als Schulgemeinschaft seien sie in dieser Zeit zusammengewachsen. „Wir haben gelernt, stets respektvoll miteinander umzugehen, Verständnis für die Situation anderer zu haben und miteinander zu kommunizieren.“ Stoll fügte an: „Es ist geschafft, das Schulgebäude ist wieder hergestellt. Jetzt gilt es, das Gebäude mit Leben zu füllen, zu achten und mit Stolz darauf aufzupassen – das geht nur gemeinsam.“

Per Videobotschaften gratulierten Winfried Kretschmann, der an die Förderung des Landes von fünf Millionen Euro erinnerte, Harald Schmidt, der 1977 sein Abitur noch im alten Högy in der Innenstadt ablegte, sowie die Alumni Ricarda Lang, Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, und Dang Qiu, Tischtennis-Spieler im Nationalkader, der Deutschland bei den Olympischen Spielen in Paris vertreten wird. Sie alle erinnerten sich an ihre prägenden Jahre im Högy und wünschten den jetzigen Schülern eine gute Zeit im neuen Gebäude. Den aktuellen Schülern war die Freude über das neue Gebäude anzumerken. Schulsprecher Felix Recke erinnerte daran, dass man als Schüler einen Großteil seiner Zeit in einem Schulgebäude verbringe und dieser Raum als weiterer „Pädagoge“ verstanden werden kann. „Ich freue mich für die kommenden Generationen und bin mir sicher, dass der Raum seinen Lehrauftrag erfüllen wird.“

Gefeiert haben die Schüler ihr neues Gebäude mit zahlreichen kulturellen Beiträgen von Improvisations-Theater über Tanz bis zum Sprech- und Betonungschor. Höhepunkt der Veranstaltung war aber der Auftritt der Borromäerinnen-Schule aus Ägypten, mit denen das Hölderlin-Gymnasium einen seit Jahren bestehenden Austausch pflegt. Gemeinsam mit der Big Band des Högys trugen sie am Ende der Veranstaltung Hits unter anderem von ABBA vor und brachten so die vollständig gefüllte Aula zum Tanzen.

„Vom ersten Spatenstich bis zum Einzug hat es 843 Tage gedauert“, erinnerte Architekt Domenik Schleicher, der die Substanz des Gebäudes lobte und vieles davon beibehielt. Deshalb bleibt das Högy, obwohl so vieles neu entstanden ist, den Schülern und Lehrkräften ein gewohnter Ort. „Es war mir eine Ehre, diese herausfordernde, aber sinnstiftende Aufgabe übernehmen zu dürfen“, sagte der Architekt.