Zwischen Neckar und Alb
Grafenberg wirbt um einen Hausarzt

Versorgung Eine Hausärztin zieht weg aus Grafenberg. Jetzt sucht die Gemeinde nach einem Nachfolger für die Praxis.

Grafenberg. Hausärzte sind gefragt, im ländlichen Raum sowieso. Entsprechend löste die bislang in Grafenberg tätige Medizinerin Dr. Kathrin Schiller eine Schrecksekunde bei allen Beteiligten aus: Die Ärztin wird sich in Böhringen selbstständig machen – ihren Job in der Grafenberger Arztpraxis gibt sie deswegen auf. Kurzfristig steht die Gemeinde deswegen ohne festen Hausarzt da.

Ein Umstand, der nicht nur den Patienten Sorgen bereitet, sondern auch Bürgermeister Volker Brodbeck und n dem Betzinger Allgemeinmediziner Dr. Markus Böbel. Denn er hatte die Grafenberger Praxis 2015 als Filialsitz übernommen und die Medizinerin angestellt. Aber für Markus Böbel steht fest: Es soll weitergehen in Grafenberg. Deswegen sucht er jetzt nicht nur „über sämtliche Kanäle und private Netzwerke“, sondern auch Hand in Hand mit der Gemeinde Grafenberg nach einem Nachfolger.

Besonders öffentlichkeitswirksam: Eine Idee, die laut Bürgermeister Volker Brodbeck bereits in anderen Gemeinden Schule machte. Der Rathauschef stellte ein riesiges Banner am Kreisverkehr vor der B 313 auf: „Hausarzt für eine bestehende Praxis in Grafenberg gesucht“, steht drauf. Das rote Plakat ist sichtbar für jeden, der in Richtung Grafenberg und Nürtingen unterwegs ist. Zudem ist es gleich mit den Kontaktdaten des Bürgermeisters versehen.

Plakatwerbung funktioniert

So sei auch die Stadt Aichtal vorgegangen, erzählt Brodbeck. „Dort ist diese Art der Suche ein großer Erfolg gewesen.“ Gut zehn interessierte Ärzte hätten sich gemeldet – einen vergleichbaren Zuspruch erhofft sich der Bürgermeister auch für Grafenberg. Denn: „Für uns geht es schlicht um die medizinische Grundversorgung.“

Dr. Markus Böbel freut sich über die Unterstützung von Verwaltung und Gemeinderat und macht den Grafenbergern ein Kompliment: „Mir ist die Filialpraxis ans Herz gewachsen. Wir haben so viele liebe und nette Patienten dort.“ Schon deshalb ist der Allgemeinmediziner für sämtliche Formen der Zusammenarbeit offen. Ob Vollzeit- oder Teilzeitstelle, ob Partnerschaft, Kooperation oder angestellte Mediziner in der Zweigpraxis – vieles sei möglich. Und Böbel ist optimistisch, obwohl es im Land derzeit 625 freie Hausarztsitze gibt, wie er sagt.

Gesucht wird nicht nur über das Werbebanner, sondern auch über Online-Portale, die Landarztbörse und die Kassenärztliche Vereinigung. „Ich bin sicher, wir finden eine Lösung.“ Gute Nachrichten hat Böbel, was die Übergangszeit angeht, bis ein ein neuer Arzt gefunden ist. Der Praxis in Grafenberg bleibt die Versorgungsassistentin erhalten. Christina Hölz