Frank Stäbler aus Musberg ist der einzige Ringer auf der Welt, der in drei verschiedenen Gewichtsklassen Weltmeister wurde. Hinzu kommen zwei Europameistertitel und – worauf der 34 Jahre alte Ausnahmesportler, der seine sportliche Karriere im vergangenen Jahr beendet hat – besonders stolz ist: die Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen vor zwei Jahren in Tokio. Die hatte Stäbler auch gleich in die Schlossberghalle mitgebracht. Woraus die gemacht ist? „Aus Glaube, Freude und Disziplin“, rief er den rund 220 ehrenamtlich Engagierten in Dettingen zu, die zur sogenannten Bürgerdankveranstaltung gekommen waren.
Bevor Stäbler aus seiner Zeit als aktiver Ringer, von seinen Erfolgen und Misserfolgen berichtete und aus dem Nähkästchen eines sehr erfolgreichen internationalen Spitzensportlers plauderte, hatte Dettingens Bürgermeister Rainer Haußmann den örtlichen Musikverein geehrt. Der hatte im vergangenen Jahr seinen 100. Geburtstag gefeiert. Im Auftrag von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier überreichte der Dettinger Rathauschef die Pro-Musica-Plakette an Birgit Hayler, die zweite Vorsitzende des Dettinger Musikvereins. Gleichzeitig bedankte sich Haußmann bei allen, die sich im Ort ehrenamtlich engagieren, und sicherte ihnen auch weiterhin die Unterstützung der gesamten Verwaltung zu.
Kein Verein ohne Ehrenamt
Frank Stäbler bezeichnete die Gäste in der Schlossberghalle als „die Seele des Ehrenamts“. „Ohne euch würde es keine Vereine geben“, rief er ihnen zu. Stäbler legte allen nahe, ihrem Tun zuerst einmal einen Sinn zu geben. „Wenn einer keinen Sinn in seiner Sache sieht, wird er sich auf Dauer damit schwertun“, so der dreimalige Weltmeister im Ringen. Er selbst habe schon als Kind den Traum gehabt, einmal Weltmeister zu werden.
Stäbler verriet unter anderem, weshalb ihm der siebte Platz bei den Olympischen Spielen im Jahr 2016 in Rio heute mehr Wert ist als seine Weltmeistertitel. Weil er sich fünf Monate davor alle Bänder im Fußgelenk gerissen habe, sei der Traum fast geplatzt. Doch Stäbler kämpfte sich zurück. „Erst danach ist mir bewusst geworden, dass ich es geschafft hatte, mit nur einem gesunden Fuß Siebter der Olympischen Spiele zu werden“, sagte er. Er habe jeden Tag alles gegeben, weil ihm stets bewusst gewesen sei, dass irgendwann einmal Verletzungen und Formtiefs kommen würden. „Wer sein Ding durchzieht, auch wenn es hart wird, der steht irgendwann einmal ganz oben“, versicherte er seinem Publikum.
Auch als Stäbler nach einer Corona-Erkrankung einen Atemtrainer brauchte, gab er nicht auf. Denn sein großer Traum, einmal eine Medaille bei Olympischen Spielen zu erringen, hatte er bis kurz vor dem Ende seiner sportliche Karriere, als er bereits mit großen körperlichen Problemen zu kämpfen hatte, noch immer nicht verwirklichen können. „Wenn du aber aufgibst, dann hast du etwas nie wirklich gewollt“, sagte er. „Ich kam wieder zurück, was kein Wissenschaftler für möglich gehalten hatte“, erzählte Stäbler, der durch die Corona-Erkrankung 21 Prozent seiner Leistungsfähigkeit verloren hatte. Und so krönte der Ausnahmeathlet seine Laufbahn 2021 mit der Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen in Tokio. Seinem geschundenen Körper hatte er zuvor ein Versprechen gegeben: „Trag mich zu meinem Ziel und ich werde dich den Rest meines Lebens pflegen.“