Auch wenn’s für manche piefig klingt, der Spruch „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“ ist multifunktional einsetzbar – so auch beim Thema: Schulden. Und wie man diese am besten schon in jungen Jahren vermeidet, darüber hat sich der Verein „BeWoJo“ Gedanken gemacht. BeWo steht für den Ideengeber, Gründer und Vereinsvorsitzenden Wolfgang Bergler, außerdem zuständig für Organisation und Technik, und Jo für seinen Mitstreiter Jo Jung, der am Stück mitgeschrieben hat.
Warum gibt es überhaupt Geld? Wer hat Geld, wer hat keins? Wer gibt, wer nimmt? Weshalb sollte man sparen und, macht das überhaupt Sinn? Was ist ein Kredit? Was sind Schulden und Zinsen? Fragen über Fragen, die Clown „Freddi“, gespielt von Barbara Zachel, und „Herr Alfons von und zu Gibnimm“, gespielt von Jo Jung, den je 19 Drittklässlern der 3a und 3b der Schlierbacher Grundschule auf spielerische Weise beantworten wollen. „Die gute Nachricht, der Unterricht entfällt, heute geht’s um Geld“, so der habgierige Unternehmensberater, dem es gar nicht passt, dass der gutmütige Freddi alle Kinder ohne Ticket reingelassen hat. „Kaufen, kaufen, es ist zum Haare raufen. Zaster, Knete, Kies, Moos – Jo will den Kindern das Geld aus der Tasche zieh’n“, warnt Freddi die Jungen und Mädchen, obwohl der quirlige Clown selber zu den Leuten gehört, die nichts sparen, lieber ihr ganzes Geld ausgeben und immer wieder mal Freunde oder Eltern anpumpen.
„Ein Kredit unter Freunden ist nichts Schlechtes, wenn man auch da die Summe, wie ausgemacht, wieder zurückbezahlt“, erfahren die jungen Konsumenten von Alfons von und zu Gibnimm. In kleinen lustigen Szenen und musikalischen Einlagen lernen die Kinder unter anderem, dass man sich auch Geld von der Bank leihen kann, aber: „Da kommt dann noch extra was drauf und das nennt man Kreditzins oder Schuldzins.“ Beide haben viele Tipps auf Lager, wie zum Beispiel: Dass man einen besonderen Wunsch so lange aufschieben muss, bis man das Geld dafür zusammen hat. Toll, wie konzentriert die Drittklässler der Lehrerinnen Jana Podschwadt und Karin Roth, die vom Förderverein der Schule unterstützt wurden, bei der Sache waren und, ohne in der Klasse davor gesprochen zu haben, für ihr Alter schon ganz schön viel wussten. So wollte eine Schülerin den Bezahldienst „PayPal“ erklären, wurde aber seitens der Protagonisten leider übersehen.
Dank seiner rund 200 Projekte in Baden-Württembergs Grundschulen habe er viel Kontakt zu Kindern und Lehrkräften bekommen, so der Vereinsvorsitzende. „In den unzähligen Gesprächen wurde mir immer mehr bewusst, wie wenig das Thema Geld, außer kurz im Mathematik-Unterricht, als Lehrstoff überhaupt behandelt wird. Aus meiner Sicht ist der Umgang mit Geld ein elementarer Bestandteil der Grundbildung aller Mitglieder unserer Gesellschaft“, macht Wolfgang Bergler deutlich. Jo Jung, nicht zuletzt als Schauspieler und Sprecher bekannt, sieht es ähnlich, er berichtet: „Mir fällt immer wieder auf, wie leichtsinnig und naiv der Umgang mit Geld und allem Drumherum gehandhabt wird – auch von Seiten der Eltern. Ein Problem, das sich existentiell durch alle Gesellschaftsschichten zieht. Schulden führen zu Streit und Unruhe – nicht nur in der Familie, Krankheit durch Armut, Erpressungs-Spielchen auf dem Schulhof, und und und. Und diese wenigen Aspekte sind nur drei von vielen, wenn’s im Geldbeutel nicht stimmt. Der Verein „BeWoJo“ wird unterstützt von „Bildungschancen – Spielend Zukunft gestalten“.
Kompetenz in Finanz- und Geldfragen fehlt
Umfrage Laut Statista 2020 nutzten 48 Prozent der Befragten am liebsten Internet-Shops und Bezahldienste. Anbieter wie Klarna oder Paypal arbeiten mit über 450 000 Online-Händlern zusammen.
Kontrolle Der Kontostand zeigt jungen Konsumenten erst später, wie hoch sich Kosten und Zinsen der einzelnen Anbieter aufsummieren. Zu schnelles Zustimmen per Click von Cookies oder AGBs zur Nutzung von Apps oder Websites, ziehen oft Schuldenfallen im Kleingedruckten nach sich.
Schulden Jeder Fünfte zwischen 14 und 25 Jahren ist verschuldet, warnt die Trendstudie „Jugend in Deutschland“. Schuldenberater rechnen angesichts der hohen Inflation mit einem Anstieg von Überschuldung.
Prävention Bei einer Jugendstudie des Deutschen Bankenverbands 2021 gaben zwei Drittel der Befragten an, in der Schule nur wenig über Geld und Wirtschaft erfahren zu haben. ack