Es gibt auch noch gute Nachrichten in Corona-Zeiten: „Wir funktionieren“, sagt Michael Fischer, der Geschäftsführer der Diakoniestation Teck. Etwa 170 Mitarbeiter kümmern sich um die häusliche Pflege rund um Kirchheim, Weilheim und Lenningen - sieben Tage die Woche, 52 Wochen im Jahr. Die wichtige Botschaft des Geschäftsführers: „Noch sind alle gesund.“
Große Bedenken hat er allerdings wegen der Ausstattung mit Atemschutzmasken und Desinfektionsmittel: „Da läuft etwas schief am Markt. Es kommt nichts mehr bei uns an.“ Für die Desinfektion setzt Michael Fischer auf die Möglichkeit, dass das Mittel nun auch in Apotheken hergestellt werden kann. Bei den Masken will die Diakoniestation möglichst bald auf mehrfach verwendbare umstellen.
Umdenken bei Schutzmasken
Im Fall der Schutzmasken hat jetzt ein Umdenken begonnen. War Michael Fischer in der vergangenen Woche noch der Meinung, dass sie nicht notwendig sind, zitiert er jetzt die neue Empfehlung des Robert-Koch-Instituts: „Bei vulnerablen Personen ist das Tragen von Masken angezeigt.“ Es ist also noch keine Pflicht. Aber wer eben besonders verwundbar ist, weil er wegen des Alters oder wegen Vorerkrankungen zur Hochrisikogruppe zählt, sollte entsprechend geschützt werden.
Etliche Kunden haben den ambulanten Dienst der Diakoniestation in der Coronakrise auch abbestellt, berichtet Michael Fischer: „Es gibt Angehörige, die haben Angst um ihre alten Eltern, wenn wir regelmäßig vorbeikommen.“ Wie diese Familien die Pflege nun regeln, weiß er nicht. Für sein Team wird die Arbeit dadurch aber nicht weniger: „Das gleicht sich in etwa dadurch aus, dass wir viele neue Anfragen haben, weil die Tagespflege jetzt ausfällt.“
Eine ganz neue Situation kann entstehen, sollten in Bälde tatsächlich die meisten osteuropäischen Betreuerinnen wegfallen, die mit im Haushalt leben und somit Tag und Nacht verfügbar sind. Michael Fischer rechnet dann mit vielen neuen Aufträgen: „Wenn die alle in ihre Heimatländer reisen, werden unsere Zahlen sicher steigen.“
Allerdings kann die Diakoniestation selbst keine Rund-um-die-Uhr-Betreuung anbieten - obwohl sie sehr viel mehr leistet als Grundpflege. „Essen auf Rädern“ gehört schon lange mit zum Angebot. Bislang geht es da um 60 bis 80 Essen am Tag, Tendenz steigend. Eine Mindestanforderung müssen die Kunden, die Essen geliefert bekommen, aber erfüllen: Sie müssen selbst essen. Bei Demenzkranken schaut das Personal zwar, ob die Mahlzeit auch tatsächlich verzehrt wird. Unangetastetes wird nicht einfach wieder abgeräumt. Aber das Zuführen von Essen gehört trotzdem nicht zum Programm.
Was derzeit auch immer stärker nachgefragt wird, sind die Hol- und Bringdienste. Dazu gehört unter anderem das Angebot, Rezepte in die Apotheke zu bringen und das Medikament anschließend an die Haustür zu liefern. Die Devise bleibt eben auch in Corona-Zeiten dieselbe: den Menschen dabei zu helfen, möglichst lange in der eigenen Wohnung leben zu können. Das hat jetzt sogar ganz praktische Gründe: „Es gibt immer wieder Fälle, in denen wir zur stationären Pflege raten müssen. Das Problem ist aber, dass es an den stationären Plätzen fehlt.“
Was ist, wenn es die Diakoniestation Teck mit Corona-Patienten zu tun bekommt? „Sollten da bei unserer Klientel Fälle auftauchen, müssen die natürlich ins Krankenhaus - schon allein wegen ihres Alters.“ Wenn allerdings nur Quarantäne notwendig ist - etwa, weil Angehörige zu Besuch waren, die sich in einem Risikogebiet aufgehalten haben - verweist Michael Fischer auf die ständigen Schulungen des Personals: „Bei unserer Arbeit erfüllen wir immer schon die Hygienevorschriften des Robert-Koch-Instituts.“
Was jetzt gerade entfällt, ist die Kontrolle pflegender Angehöriger - eine Aufgabe, die normalerweise ebenfalls die Diakoniestation übernimmt. Michael Fischer sieht diese Neuregelung zwiespältig. Grundsätzlich findet er es gut, zu kontrollieren und kontrolliert zu werden. Das könne den pflegenden Angehörigen auch mehr Sicherheit geben. Andererseits aber kann er das Personal nun besser umschichten und für andere, dringlichere Arbeiten einsetzen.
Die Coronakrise sorgt aber noch für Zusatzaufgaben, gerade auf der Führungsebene, und das gilt wohl für die meisten Betriebe und Organisationen: „Viele unserer Mitarbeiter sind auch verunsichert, angesichts der Nachrichtenlage. Da muss man immer wieder Mut machen und sagen, wir kriegen das gemeinsam hin.“