Nürtingen. Vor Jahresfrist hat die Stadt das erneuerte Hölderlinhaus mit einer großen Feier in Betrieb genommen, und seitdem ist es zu einem Anziehungspunkt in der Nürtinger Altstadt geworden. Zwischen den historischen Mauern ist ein architektonisch besonderes Projekt entstanden: Erst im Inneren offenbart es sich als Holzbau und entwickelt mit den sicht- und fühlbaren Holzoberflächen eine ansprechende Atmosphäre. Die nachhaltige Bauweise erfüllt die heutigen Anforderungen an Tragverhalten und Brandschutz sowie Schallschutz und energetische Qualität, getreu dem Motto: neue Bauteile wo nötig, und diese aus Holz wo möglich.
Projektleiter Eckart Krüger betont: „Bauen mit Holz ist essenziell zum Erreichen der Klimaneutralität beim Bauen und Betreiben von Gebäuden.“ Er wünscht sich, dass das Hölderlinhaus Motivation für private und öffentliche Bauherren wird, mehr Holz einzusetzen. Die Stadt Nürtingen geht mit gutem Beispiel voran, wie Eckart Krüger schwärmt: „Die aktuell anstehende Erweiterung der Roßdorfschule wird ebenfalls in Holz geplant.“
Die innovative und nachhaltige Bauweise hat dem Hölderlinhaus kürzlich den Holzbaupreis Baden-Württemberg 2024 eingebracht. Eckart Krüger freut sich: „Wir konnten uns gegen eine starke Konkurrenz von 98 Einreichungen durchsetzen.“ Diese Auszeichnung wird von der Holzbau-Offensive Baden-Württemberg und des Ministeriums für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz ausgelobt. Ausgezeichnet werden herausragende Bauten, Gebäudekonzepte und Innovationen, die sich mit Holz als nachhaltigen Baustoff auseinandersetzen. Der Preis würdigt die Gesamtleistung auf dem Weg zu beispielhaften Holzbauprojekten und richtet sich an Bauherrschaft, Planung und Ausführende.
Für Nürtingens Oberbürgermeister Johannes Fridrich ist der Holzbaupreis eine Bestätigung: „Die vertiefte Auseinandersetzung mit dem Bauwerk in der Verwaltung und im Gemeinderat hat sich gelohnt. Vor über einem Jahr konnten wir das perfekt erneuerte Hölderlinhaus in Betrieb nehmen und die erhaltene Auszeichnung ist ein Dank für die hervorragende Zusammenarbeit.“
Die Jury schrieb in ihrer Laudatio: „Nichts Besonderes oder Außergewöhnliches scheint den Mauern innezuwohnen, lediglich der gute Zustand spricht von einer kürzlichen Sanierung. Und wirklich: Eine Sanierung hat es gegeben. Allerdings sollte man vielleicht nicht nur von einer Sanierung sprechen, sondern von einer Neuerschaffung.“ Weiter lobte die Jury: „Hinter den alten Mauern findet sich eine komplett neue Konstruktion aus großformatigen Holzelementen.“
Sinnlich und mit eigener Sprache
Die Preisverleiher verglichen das Hölderlinhaus in ihrer Lobrede mit einer Schatzkammer, die nur mit modernster Holzbautechnik geschaffen werden konnte. Das Gebäude sei eine Innovation, die nicht marktschreierisch daherkomme, sondern sinnhaft und sinnlich mit eigener Sprache Neues mit Altem verschmelzen lasse. pm