Weilheim · Lenningen · Umland
Hütten und Zäune am Neidlinger Seebach: Gehören dort nicht hin, müssen also weg

Hochwasser Bei einer nach vielen jahren wieder durchgeführten Gewässerschau am Seebach in Neidlingen zeigte sich: Viele Gebäude, Zäune und manche Zugänge zum Bach müssen entfernt werden. Von Peter Dietrich

Eine Gewässerschau ist alle fünf Jahre fällig, die letzte Neidlinger Schau hingegen etwa 20 Jahre her. „Wir haben nicht einmal die Unterlagen dazu gefunden“, sagte Bürgermeis­ter Jürgen Ebler. Nun machte sich ein etwa 15-köpfiges Team mit Vertretern des Landratsamts, der Gemeinde Neidlingen sowie Gemeinderäten auf den Weg: vormittags entlang des Seebachs, nachmittags entlang der Lindach.

Es brauchte nicht lange, bis Beate Baier, Sachgebietsleitung Gewässer im Amt für Wasserwirtschaft und Bodenschutz des Landratsamts Esslingen, im Oberlauf des Seebachs einen Mangel fand: Eine rund 150 Jahre alte Schutzhütte ist direkt über dem Bachlauf platziert. Bei einer umfassenden Sanierung, sagte sie, solle die Hütte versetzt werden. Kurz unterhalb verschwindet der Bach an einer breiten Überfahrt in einem langen Betonrohr. Die Überfahrt gehört zu zwei Grundstücken. „Die werden sich doch eine schmälere Überfahrt teilen können“, sagte Baier. Die Durchgängigkeit des Bachs sei hier nicht gegeben, am Auslauf gibt es einen Absturz, den kein Tier überwinden kann.

Ein Abschnitt des Seebachs mit Alleebäumen wirkt sehr parkähnlich. Er sei zu aufgeräumt, kritisierte Baier, das Gestrüpp weiter oben viel ökologischer. Wer so zurückschneiden wolle, solle vorab die Gemeinde oder das Landratsamt fragen. Kurz darauf ein Holzstapel: Er befindet sich im zehn Meter breiten Gewässerrandstreifen und muss weg. Bei Hochwasser könnte das Holz im Bach landen und diesen blockieren. Kleine Christbaumzuchten tauchten am Seebach gleich mehrmals auf, eine davon machte sogar einen gewerblichen Eindruck. Die zum Schutz vor Wildverbiss angebrachten Zäume sind im Randstreifen nicht erlaubt. „Das wird zurückgebaut“, dieser entschiedene Satz war aus Baiers Mund öfter zu hören.

Darf ein Stücklesbesitzer oder Pächter mit der Gießkanne zum Bach? Er darf, aber mit Platten und Geländern gebaute Zugänge zum Bach sind illegal. Auch das Aufstauen von Wasser ist unzulässig. Ein kleiner Graben zum Bach, der vermutlich einen nahen Acker entwässern soll, fällt ebenfalls auf: An dieser Stelle muss aufgefüllt und eingesät werden. An einer verdolten Überfahrt, die nur noch als Trampelpfad dient, hat Baier einen Tipp: „Wenn die Gemeinde mal Ökopunkte braucht, das Ding rausnehmen.“

Ein kleiner Abstecher führt die Maurach hinauf, die früher der Neidlinger Trinkwasserversorgung diente. Dort lässt ein Zaun auf Weidehaltung schließen. Fliegende Zäune und Weidehaltung seien erlaubt, erläutert Baier, sofern die Tiere nicht den Uferbewuchs fressen könnten und keinen Zugang zum Bach hätten. Dies liege an den Trittschäden und an den Fäkalien, die sonst direkt ins Wasser gelangten.

Direkt an der Hangkante liegt ein Haufen Pferdemist. Werde dieser in den Seebach gespült, so Baier, werde das als Gewässerverunreinigung richtig teuer. Auch Komposthäufen und -kästen direkt an der Kante seien wegen des hoch konzentrierten Sickerwassers verboten – sie werden bis zur Ortsmitte in größerer Stückzahl
gesichtet.

Einige recht solide Gebäude direkt in Bachnähe stehen wohl schon sehr lange – da wird sich in Kürze mancher wundern, dass er sie nach so langer Zeit plötzlich wieder abreißen soll. Dazu gehört auch eine säuberlich gemauerte Feuerstelle, die an diesem Standort keine Zukunft hat. Andere Bauten sind hingegen wahrlich keine Schmuckstücke, doch entscheidend für den nötigen Abriss ist der Standort zu nah am Bach. Wurde die Entwässerungsleitung, die am Ortsrand in den Seebach führt, genehmigt? Das ist noch zu prüfen, aber falls ja, wurde sie trotzdem nicht vorschriftsgemäß gebaut. Einen vor zehn Jahren illegal gebauten großen Unterstand kanten einige schon. Nun will das Landratsamt Druck machen, dass er endlich wegkommt, und noch einiges mehr auf dem vermüllten Gelände.

Im Ort wurde der Seebach teils zwischen Häusern und Straße arg eingezwängt. Teils hat es durch den Abbruch der Seldnerhäuser Luft gegeben, an dieser Stelle steht eine Neugestaltung an. Das letzte Sorgenkind vor der Mittagspause war die Kugelmühle. Sie brauche eine Fischtreppe, sagte Baier. Doch eines weiß auch sie: „Das wird schwierig.“