Klimawandel
Haben Aprikosenbäume eine Zukunft in der Teckregion?

Neu gepflanzte Streuobstbäume müssen eine gewisse Resistenz gegenüber den veränderten Wetterbedingungen aufweisen. Die wärmeliebende Aprikose hat es in der Region schwer. 

Rudolf Thaler hat noch einen einzigen Aprikosenbaum im Garten – sein letztes Versuchsobjekt. Sollte der Baum nicht überleben, wird er die Aprikosenzucht aufgeben. Foto: Carsten Riedl

„Mein letzter Aprikosenbaum ist jetzt im dritten Jahr. Wenn der nicht spurt, pflanze ich keine Aprikosen mehr“, sagt Rudolf Thaler, Vorsitzender des Obst- und Gartenbauvereins Bissingen. Der 80-Jährige steht in seinem Garten voller prächtiger Streuobstbäume und deutet auf einen vergleichsweise jungen Baum mit weiß angestrichenem Stamm. Früchte trägt er keine.

In der Teckregion sind die Streuobstwiesen seit Generationen ein fester Bestandteil der Kulturlandschaft. Mit der fortschreitenden Klimaerwärmung verändern sich jedoch die Bedingungen für den Obstanbau. Deshalb pflanzen einzelne Streuobstbauern Aprikosen oder Pfirsiche an, um Sorten zu finden, die an
 

Einmal war ein Baum wunderschön aufgeblüht. Innerhalb einer Woche ist er dann abgestorben.

Rudolf Thaler,
Erster Vorsitzender des Obst- und Gartenbauvereins Bissingen

 

wärmere Temperaturen angepasst sind. Die Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau (LVWO) Weinsberg forscht sogar an ganz neuen Obstsorten.

Die Aprikose hat viele Feinde

„In den letzten drei Jahren hatten wir viel wärmere Sommer als früher. Das bedeutet großen Stress für den Streuobstbau“, sagt Karl Bölz, Vorsitzender des Obst- und Gartenbauvereins Weilheim. Voraussetzung für eine gewinnbringende Ernte ist, dass Spätfröste und häufige Regenfälle wie in diesem Jahr ausbleiben. „Diese machen den Bäumen zu schaffen – besonders den sehr empfindlichen Aprikosenbäumen“, merkt Karl Bölz an. Die Sorte sei auch sehr anfällig für Pilzkrankheiten, die nur durch verstärkten Pflanzenschutz bekämpft werden können.

Das Naturschutzgebiet an der Limburg stellt ein weiteres Hindernis für die Frucht dar. Bölz erklärt: „Ohne Sondergenehmigung darf dort kein Pflanzenschutz eingesetzt werden.“ Er prognostiziert, dass es in den nächsten Jahren weitere Einschränkungen geben wird. „Daher gibt es keine Vorteile für den Aprikosenanbau, auch wenn die Sommer wärmer werden.“

Die Probleme, die Karl Bölz beschreibt, hat Rudolf Thaler selbst erlebt. Er erinnert sich: „Die Bäume waren alle erfroren. Nur einmal hatte ich eine Vollernte bei den Aprikosen.“ Thaler war davon ausgegangen, dass die Aprikose besser an die Klimaerwärmung angepasst sei, doch die Spätfröste seien zum Problem geworden. „In einem Frühjahr war ein Baum wunderschön aufgeblüht. Innerhalb einer Woche ist er dann abgestorben.“ Der rasche Niedergang ist auf das „Schlagsterben“ der Aprikosen zurückzuführen: Zunächst welken einzelne Triebe, dann der gesamte Baum. Der Saft- und Nährstofffluss in Stamm und Ästen ist nicht mehr gewährleistet.

Trotz vieler Schwierigkeiten über Jahre hat Rudolf Thaler dem Anbau immer wieder eine Chance gegeben. Von Aprikosen ist er begeistert. „Es ist ein gewaltiger Unterscheid, ob ich eine Aprikose aus eigener Zucht esse oder eine im Laden kaufe.“

Dem Streuobstexperten ist bekannt, unter welchen Bedingungen ein Aprikosenbaum gut gedeihen kann. „In der Region gibt es einen Aprikosenbaum, der an einer Spalierwand wächst.“ Durch die unmittelbare Nähe zur Hauswand ist dieser Baum besonders gut geschützt – bei Kälteeinbruch kann die Wand Wärme an den Baum abgeben. Deshalb ist der Baum für die Nähe von Hauswänden geeignet, nicht aber als Freisteher auf Streuobstwiesen.

Erhaltung der Artenvielfalt 

Trotz des Klimawandels hält Thaler an den heimischen Sorten fest, weil sie resistenter sind. „Auf der Klimakonferenz hat sich zudem herausgestellt, dass gepflegte Bestände gesünder sind als die, die vernachlässigt werden.“ Für ihn ist es wichtig, sich intensiv mit dem Thema zu beschäftigen und die Artenvielfalt zu bewahren. Karl Bölz schließt sich an: „Wir sollten auf Wildsorten wie die Mispel, die Elsbeere oder den Speierling zurückgreifen. Die Sorten tragen dazu bei, das Landschaftsbild im Streuobst zu erhalten.“