Wer Streuobstbäume hat, kann sich zur Ernte über knackige Äpfel und saftige Birnen oder Kirschen freuen. Die Kehrseite: Die Wiesen bringen viel Arbeit mit sich. Noch steckt die Vegetation im „Winterschlaf“. Beste Zeit also, zur Säge zu greifen und Obstgehölze in Form zu bringen. Doch wohin mit dem Schnittgut? Das fragt sich mancher Baumwiesenbesitzer. 2013 als Modell mit einem Dutzend Städten und Gemeinden gestartet, läuft kreisweit auch dieses Jahr wieder das Projekt „Energetische Nutzung von Obstbaumschnittholz“. Was äußerst hölzern klingt, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als nennenswerter Beitrag zum Klimaschutz: 2021 wurden mit dem Schnittgut 8200 Kubikmeter Holzhackschnitzel erzeugt. Das entspricht gut einer dreiviertel Million Liter Heizöl. Bestückt werden damit Blockheizkraftwerke von Schulen und Einrichtungen des Landkreises und das Heizkraftwerk im Scharnhäuser Park. Immer mehr Städte und Gemeinden weisen in Zusammenarbeit mit dem Kreis Saison-Sammelplätze aus.
„Die Sammelstellen sind eine tolle Geschichte“, sagt Rainer Klingler, seit über drei Jahrzehnten Vorsitzender des Obst- und Gartenbauvereins (OGV) Brucken. In den Wochen, in denen sie geöffnet sind, seien sie jederzeit anfahrbar. Die Bauhöfe helfen, indem sie das Reisig mit großen Maschinen aufschichten. Hermann Wolfer, Vorsitzender des OGV Gutenberg-Krebsstein, ist begeistert von der energetischen Verwertung des Obstbaumschnitts. Er hat ausgerechnet, dass allein an den drei Sammelstellen in Owen und Lenningen im vergangenen Jahr so viel Schnittholz zusammenkam, dass mit der Energie ein ganzes Jahr lang rund 50 Einfamilienhäuser hätten geheizt werden können. Die Obstbauern verminderten dadurch den CO2-Ausstoß um 360 000 Kilogramm.
fertig.
Deutlich seltener als früher wird das Schnittgut in der freien Natur nutzlos verbrannt. „Wenn wir das Reisig zu Grünmüllsammelstellen oder besser noch zu den Saison-Plätzen fahren, sparen wir beim Baumschnitt Zeit“, so lautet die Erfahrung von Hermann Wolfer. Dennoch kann es Fälle geben, in denen sich Wiesenbesitzer nicht anders zu helfen wissen, als das Reisig anzuzünden. Rainer Klingler denkt etwa an extreme Steillagen und schlechte Feldwege. Und nicht jeder habe einen Schlepper oder einen großen Anhänger, um das Gehölz abzutransportieren.
Wie Jens Häußler, Fachberater für Obst- und Gartenbau im Landratsamt, erklärt, wurde dieses Jahr bei den Sammelzeiträumen ein rollierendes System eingeführt. Damit sei jede Kommune mal früher und mal später dran. Für Unmut untereinander hatte gesorgt, dass Gemeinden teils „zementierte“ Termine hatten. Vor allem die zeitigen bereiten den Baumschneidern Stress. So bedauert Holger Röcker, Vorsitzender des Obst- und Gartenbauvereins Owen, dass die Sammelplätze in Owen heuer bereits am 10. Januar eingerichtet wurden und nur noch bis kommenden Sonntag beliefert werden können. „Der frühe Zeitpunkt ist unglücklich“, sagt er. „Da ist man mit dem Baumschnitt noch nicht fertig.“ Wie viele Hobbyobstbauern ist er berufstätig. Seine 100 Bäume schneidet er alle zwei, drei Jahre. Dazu kommt er meistens nur am Wochenende. Der starke Mistelbefall durch ungepflegte Grundstücke erleichtere die Sache nicht. „Es ist schade um die Biomasse“, sagt Holger Röcker. Doch geht er davon aus, dass trotz der Sammelplätze auch dieses Jahr wieder so manches Reisigfeuer auf den Wiesen lodern wird.
Die Polizei rät, Feuer anzumelden
Wer sein Schnittgut verbrennt, muss sich indes an Regeln halten, um nicht die Feuerwehr auf den Plan zu rufen und eine saftige Rechnung zu riskieren. Wie ein Sprecher des Polizeipräsidiums Reutlingen erklärt, ist es zwar grundsätzlich erlaubt, pflanzliche Abfälle auf Grundstücken im Außenbereich zu verbrennen. Er bezeichnet es aber als „letztes Mittel“, wenn der Abfall nicht anderweitig beseitigt werden kann. Optionen seien etwa, ihn zu kompostieren oder liegen zu lassen. Wird das Reisig angezündet, muss das Feuer stets unter Kontrolle gehalten und beim Verlassen erloschen sein. Bei Dunkelheit und starkem Wind darf kein Feuer entzündet werden.
Eingehalten werden müssen bestimmte Mindestabstände: 200 Meter zu Autobahnen, 100 Meter zu Bundes-, Landes oder Kreisstraßen und 50 Meter zu Gebäuden und Baumbeständen. „Das Verbrennen größerer Mengen pflanzlicher Abfälle ist der Ortspolizeibehörde – das ist die jeweilige Gemeinde – rechtzeitig anzuzeigen“, so der Polizeisprecher.
Wann es sich um eine „größere Menge“ handelt, sei zwar Auslegungssache. Um auf der sicheren Seite zu sein, rät er, vorab die Gemeinde zu informieren. „Lieber ein Anruf zu viel, als einer zu wenig“, betont der Behördensprecher.
Wer als Passant Rauch sieht und nicht sicher ist, ob es sich um ein beaufsichtigtes Feuer handelt, dem empfiehlt er, die Polizei anrufen. Werde das Feuer offensichtlich von niemandem beaufsichtigt, sei ein Anruf bei der Feuerwehr oder Polizei in jedem Fall ratsam.
Saison-Sammelstellen für Schnittgut
30 Sammelplätze für Obstbaumschnittholz richten Städte und Kommunen zusammen mit dem Landkreis Esslingen ein, darunter eine ganze Reihe im Verbreitungsgebiet des Teckboten. In Weilheim ist die Anlieferung bereits im Januar über die Bühne gegangen. Der Häckseltermin ist diese Woche.
In Owen kann das Schnittgut noch bis 6. Februar angeliefert werden an den Sammelstellen Bohlstraße und am Parkplatz Maienwasen.
In Holzmaden ist zwischen dem Wasserhochbehälter und dem Schützenhaus eine Anlieferung noch bis 13. Februar möglich.
In Neidlingen wird der Sammelplatz im Gewann Grafenhalde an der L 1200 vom 31. Januar bis zum 27. Februar eingerichtet.
In Kirchheim sind alle drei Standorte vom 7. Februar bis zum 6. März anfahrbar. Der Schnittgutsammelplatz in Jesingen ist an der Sportanlage Lehenäcker an der Holzmadener Straße zu finden, in Ötlingen am Parkplatz der Kleingartenanlage im Rübholz und in Nabern am Parkplatz Oberer Wasen am Sportplatz.
In Lenningen ist eine Anlieferung vom 28. Februar bis zum 27. März an der „Hopfenburg“ am Weg zum Bühl möglich. ank