Notzingen will acht neue Sozialwohnungen bauen – ehemaliges „Lamm“ soll zum 1. April Gemeinde gehören
Handeln statt reagieren

In Sachen Flüchtlingsunterkunft will Notzingen das Heft des Handelns in der Hand behalten. Derzeit führt die Gemeinde konkrete Kaufverhandlungen über zwei Gebäude. Zusätzlich will die Kommune nun an der Wellinger Straße acht neue ­Sozialwohnungen bauen.

Notzingen. Rund 100 Flüchtlingen muss die Gemeinde Notzingen ein Dach über den Kopf bieten. Raum dazu soll unter anderem der ehemalige Gasthof Lamm geben. Zum 1.  April, so informiert Bürgermeister Sven Haumacher den Gemeinderat und die große Zuhörerschaft, soll das Areal offiziell der Gemeinde gehören. Im Anschluss werde der Ausschuss für Technik und Umwelt das Gebäude erst einmal besichtigen und sich ein Bild über die etwaig notwendigen Umbaumaßnahmen machen können. „Erst wenn wir die Fakten haben, werden wir an die Öffentlichkeit gehen und die Bürger informieren“, verweist Haumacher alle Gerüchte, die derzeit im Ort hochkochen ins Reich der Spekulation. Ein weiteres Gebäude, das die Gemeinde ebenfalls erwerben wird, soll Platz für 16 Menschen bieten.

Zusätzlich will die Gemeinde an der Wellinger Straße ein Gebäude mit insgesamt acht Sozialwohnungen errichten. Sie sollen nicht nur der Anschlussunterbringung von Asylbewerbern dienen, sondern auch Obdachlosen eine Unterkunft bieten. Geraten Menschen in Wohnungsnot, wie zum Beispiel bei einer Räumungsklage oder auch einem Brand, sei die Gemeinde verpflichtet, den Betroffenen eine Bleibe zu bieten, so der Bürgermeister.

Im Gegensatz zu den ersten dreigiebeligen Entwürfen des Architekten regt der Ausschuss für Technik und den Bau eines Hauses mit Satteldach in Firstrichtung Nord-Süd an. Zusätzliche Dachgauben sollen den Wohnraum unter dem Dach besser nutzbar machen. Auf Aufenthaltsräume will die Gemeinde zugunsten von mehr Wohnraum verzichten. „Die Architekten werden die Pläne in einer der nächsten Sitzungen vorstellen“, kündigte Haumacher an.

Die Bebauungspläne von zwei weiteren Grundstücken in der Hochdorfer Straße und Ecke Ötlinger Straße stellte der Gemeinderat auf Anraten des Ausschusses zunächst zurück. In Verbindung mit dem geplanten Kauf von zwei Objekten sei der Bau eines Gebäudes zunächst ausreichend. Zudem lägen auf den anderen Grundstücken noch Altlasten, begründet der Ausschuss seine Entscheidung für den Hausbau in der Wellinger Straße.

Mit dieser Einschätzung stimmte der Gemeinderat überein. Der Standort habe den Vorteil, dass somit auch die Lasten über den ganzen Ort verteilt seien, begrüßte Herbert Hiller die Beschlussempfehlung.

Für Verärgerung sorgte die Nachricht, dass die 15 jugendlichen Flüchtlinge, die in Notzingen künftig von der Stiftung Tragwerk betreut werden, aller Voraussicht nach nun doch nicht auf Notzingens Quote angerechnet werden. Ursache sei eine Neuregelung der Quote, bei der nun Jugendliche, die ohne Eltern nach Deutschland kommen, gesondert betrachtet werden. „Für mich ist entscheidend, dass diese Leute hier bei uns in Notzingen leben“, hat Hans-Joachim Herberling dafür allerdings wenig Verständnis. Ähnlich sehen es die anderen Ratsmitglieder: „Das verstehen die Leute nicht“, sagt Roland Böbel (UKW). Das belaste die Thematik und lasse den Unmut wachsen, fordert er eine deutlichere Informationspolitik.