Eine neue Rolle Gelber Säcke oder die Beantragung eines neuen Reisepasses? Diese Anliegen gehören zu den häufigsten, mit denen Menschen ans Nürtinger Rathaus herantreten. Künftig erspart sich die eine oder der andere vielleicht vorerst den Besuch vor Ort und befragt zunächst Harald, den neuen Künstliche-Intelligenz-gestützten Chatbot (KI) auf den städtischen Internetseiten. Nürtingen ist eine der ersten Kommunen in Deutschland, die diese technische Möglichkeit einführt.
„Hallo! Wie kann ich Ihnen helfen?“, ermutigt der Chatbot beim Besuch auf der Startseite die Nutzer. Wer auf das grafische Männchen rechts unten auf dem Bildschirm klickt, kann ihm schriftlich Fragen stellen – oder gleich auf die vorgeschlagenen Links klicken, die zu Themen wie dem Reisepassantrag oder den Gelbe-Sack-Ausgabe-Stellen führen. Harald steht übrigens für Hilfs-Assistent für Rathaus-Anfragen und Lokale Dienste.
„Die Bürger erhalten durch die Nutzung des Chatbots die Möglichkeit einer zeitlichen Entlastung bei der Suche nach Informationen“, teilt die Stadt mit. Er biete einen niederschwelligen Zugang zu den Inhalten der Webseite durch Dialoge, was diese beispielsweise auch besser zugänglich mache für Menschen mit Behinderungen.
Der Chatbot des Rathauses Nürtingen kann Fehler machen
Der Chatbot ist ein bereits auf dem Markt existierendes, an die Bedürfnisse der Stadt angepasstes Produkt. Eine Investitionssumme nennt die Verwaltung nicht. Er basiert auf dem Sprachmodell von ChatGPT und war über Monate trainiert worden. Nürtingen gehört zu den wenigen Kommunen mit einem solchen Angebot – allerdings ist es nicht die erste Stadt. Bereits vor ein paar Jahren hat beispielsweise Heidenheim an der Brenz seinen Chatbot Kora vorgestellt. Im vergangenen Jahr ging der Ulmer Spatz online. Dieser war wegen fehlerhafter Antworten in die Kritik geraten. Harald gibt womöglich auch deswegen den Hinweis: „Ich weiß viel, mache aber auch Fehler. Bitte prüfen Sie wichtige Informationen nochmals.“
Allerdings sollen sich die Antworten mit wachsender Nutzungsdauer verbessern, die KI lernt mit jeder Eingabe dazu. Den Angaben der Stadt zufolge können die Nutzer jede Antwort positiv oder negativ bewerten, was dazu beitrage, die Fehlerquellen zu minimieren. Der Chatbot sei mit der Datenschutzgrundverordnung konform.