Sie ist nie ganz weg. Die Rede ist von der Hasenpest. Am Ohmdener Sportplatz warnt derzeit ein Schild vor der Seuche. „Ich habe einen Anruf von der Polizei bekommen, dass in Ohmden auf einem Wiesengrundstück ein Hase gefunden wurde, der sich komisch verhält“, sagt der Jagdrevierleiter Ohmdens, Markus Buchmüller. Dort angekommen, war schnell klar: Dem Feldhasen ist nicht mehr zu helfen. „Er hat überhaupt keine natürlichen Fluchtinstinkte mehr gezeigt.“ Wenn es einmal so weit ist, sei absolute Vorsicht geboten. Denn: Die Wahrscheinlichkeit, dass mit dem Hasen etwas nicht stimme, sei hoch. Im Fall der Hasenpest ist, so Buchmüller, besondere Vorsicht geboten, da die Infektionskrankheit hochansteckend sei.

Das tote Tier aus Ohmden wurde zum Veterinäramt nach Fellbach geschickt, so der Jäger. Dort hat sich sein Verdacht betätigt: Tularämie, die sogenannte Hasenpest. Neben dem häufig auffälligen Verhalten der Tiere, die in vielen Fällen ihre natürliche Scheu verloren hätten, seien geschwollene Lymphknoten oder Hoden sowie Fieber Indizien für die Krankheit. Um das zu erkennen, müsse man, so Buchmüller, dem Tier sehr nahe kommen – davon rät er aber dringend ab. Wer einen Hasen sieht, der sich unnatürlich verhält, solle die Polizei verständigen und vor allem eines tun: Abstand halten.
Hundebesitzer sollten aufmerksam sein
Auch Hundebesitzer sollten beim Gassigehen Vorsicht walten lassen. „Ich rate dazu, den Hund auf keinen Fall mehr als zwei, drei Meter Spielraum an der Leine zu lassen“, sagt der Jäger. Denn auch der beste Freund des Menschen kann sich bei dem Hasen anstecken. Antriebslosigkeit, Abgeschlagenheit, Fieber und ähnliche Symptome wie bei einer Grippe sind die Folge. Wer die Anzeichen bemerkt, sollte sofort den Tierarzt aufsuchen – allerdings nicht ohne vorheriges Telefonat. Schließlich müsse verhindert werden, dass dort alle anderen Tiere mit der Seuche in Kontakt kommen.
Die Infektion lasse sich relativ gut mit Antibiotika behandeln, allerdings stünden die Chancen schlecht, wenn die Hasenpest ein bis zwei Wochen unbemerkt geblieben ist oder das Tier ohnehin schon ein geschwächtes Immunsystem hatte. Auch wer keinen Hasen gesehen hat, solle aufmerksam bleiben, da die Krankheit ebenfalls durch Zecken übertragen werden könne.
Auffällige Tiere werden erlegt
„In den letzten Jahren gab es in Ohmden keine Fälle der Hasenpest, aber ganz weg ist sie nie“, sagt Markus Buchmüller. Wenn sie mal auf dem Vormarsch sei, würden das in der Regel 80 Prozent der Feldhasen nicht überleben. Wie lange es dauere, bis die Pest in einem solchen Fall wieder abnehme, lasse sich sehr schwer einschätzen, aber in einer Zeitspanne von zwei bis drei Jahren könne sich der Bestand durchaus wieder erholen. Zum Glück würden sich die Hasen sehr stark vermehren. So bekommen diese rund dreimal im Jahr etwa fünf Junge, davon würden etwa neun bis zehn überleben. Zudem würden keine Hasen aus reiner Vorsorge getötet werden: „Auch jetzt gilt in Ohmden, dass Tiere nur dann erlegt werden, wenn sie sich auffällig verhalten.“
German Kälberer, der Vereinsvorsitzende der Jägervereinigung Kirchheim, sagt, dass es in der Region immer mal wieder zu Fällen von Hasenpest komme, einen Anstieg habe es in letzter Zeit aber nicht gegeben. Oft würden die toten Hasen von Füchsen aufgesammelt werden, sodass sich die Fälle nicht immer feststellen ließen. Auf den Fuchs übertrage sich die Krankheit nämlich nicht. Bei einem toten Feldhasen, der nicht am Straßenrand gefunden wird, sei die Möglichkeit immer gegeben, dass es sich um einen Fall der Hasenpest handle, weil diese schlicht hochansteckend sei.
So sollte man sich beim Fund eines auffälligen Hasens verhalten
Im Landkreis Esslingen wird die Hasenpest weiterhin nur sehr selten festgestellt. In den letzten fünf Jahren wurde der Erreger bei sieben Hasen nachgewiesen. Dabei lag die Verteilung zwischen null und zwei Fällen pro Jahr. Im Jahr 2025 gab es bislang drei Fälle, teilt das Veterinäramt des Landkreises mit.
Die Tularämie ist eine seltene Infektion von Hasenartigen und Nagetieren, in erster Linie sind Feldhasen betroffen. Die meldepflichtige Tierkrankheit wird durch das Bakterium Franciscella tularensis verursacht.Ein totes Tier kann dem jeweiligen Jagdrevierbesitzer oder bei der Polizei gemeldet werden.
Der Erreger kann auf verschiedenen Wegen übertragen werden, etwa über Hautverletzungen, durch das Einatmen von erregerhaltigen Stäuben oder Aerosolen sowie durch Zecken oder über die Nahrung.
Bei der Erkrankung handelt es sich um eine Zoonose, sie ist also auf den Menschen übertragbar und kann teils schwerwiegende Infektionen verursachen.
Die Krankheitszeichen sind wenig spezifisch. Es treten grippeähnliche Symptome wie Fieber, Lymphknotenschwellungen, Schüttelfrost, Unwohlsein sowie Kopf- und Gliederschmerzen auf. Auch der Atmungs- oder Verdauungsapparat können betroffen sein.
Nach einer Ansteckung zeigen sich die Krankheitssymptome meist innerhalb von 14 Tagen. Eine Vorstellung beim Hausarzt ist dann erforderlich.
Um einer Infektion vorzubeugen, empfiehlt das Landratsamt Esslingen folgende Verhaltensregeln: Das Berühren oder Mitnehmen kranker oder verendet aufgefundener Feldhasen oder Wildkaninchen muss vermieden werden. Zudem sollte es nicht zu direktem Kontakt mit Blut, Ausscheidungen und Teilen von Wildtieren kommen. Das gilt auch für Hunde. Diese zeigen in der Regel nur milde Symptome wie Appetitlosigkeit, Fieber und eine Lymphknotenschwellung. Eine Übertragung von infizierten Hunden auf den Menschen ist möglich.