Wer sein Rad liebt, schiebt. Ein Lehrsatz, den bereits Kinder mit an die Hand bekommen und zeigt, wie innig das Verhältnis der Deutschen zu ihren Fahrrädern ist. Trotzdem ging es immer mit viel Karacho und vor allem Schweiß über Stock und Stein. Mittlerweile hat das Pedelec oder umgangssprachlich das E-Bike Einzug in die Straßen und Fahrradgeschäfte der Teckregion gehalten und ist aus dem Stadtbild nicht mehr wegzudenken. Die Frage, die sich stellt: Hat das klassische, rein muskulär betriebene Bio-Rad jetzt ausgedient?
Es gibt auch Hardliner
Markus Heilenmann, der Geschäftsführer des Fahrradgeschäfts Zweirad Heilenmann in Weilheim, kann sich ein Lachen nicht verkneifen: „Das Bio-Rad kann gar nicht aussterben.“ Das liege zum einen an der sportlichen Grundeinstellung einiger Menschen und zum anderen an den finanziellen Möglichkeiten der Radlerinnen und Radler. „Manche wollen einfach nicht bescheißen – ihnen geht es ums Rad- und nicht ums Mopedfahren – und andere können es sich nicht leisten“, sagt der Fahrradfachmann. Für das E-Bike brauche es zudem einen sicheren Platz zum Unterstellen sowie Strom, und am Bahnhof könne man das Pedelec auch nicht ohne Weiteres stehen lassen – alles Gründe, die dazu führen würden, dass Bürgerinnen und Bürger sich weiterhin für das Bio-Rad entscheiden.
Dennoch sei das Pedelec sehr beliebt: So verkauft Markus Heilenmann etwa zu zwei Dritteln E-Bikes, die Kinder- und Jugendräder rausgerechnet. Viele E-Radler seien Genussradler, die etwas sehen möchten, ohne groß ins Schwitzen zu kommen. Der Einstieg über das sogenannte Job-Rad sei eine super Sache, dadurch werde Menschen ermöglicht, unkompliziert und vor allem vergleichsweise günstig an ein E-Bike zu kommen. Das Rad werde in diesen Fällen eher als Autoersatz genutzt – und nicht als Sportrad. Gern gesehen seien die Pedelecs auch bei älteren Menschen, die sich über die Hilfe freuen würden. Junge Radler fänden die Technologie spannend, und dann gebe es noch die Menschen dazwischen, die sich manchmal schwertäten, sich mit der neuen Technik anzufreunden: Die Bandbreite reiche von Skepsis bis E-Bike-Hass. „Da sterbe ich lieber, als auf ein E-Bike zu sitzen“, diesen Satz habe Markus Heilenmann durchaus schon gehört.
Kinder fallen aus der Reihe
Bei Kindern, so Markus Heilenmann, sind weiterhin die Bio-Räder hoch im Kurs, obwohl es auch E-Bikes mit 20 Zoll und Spezialanfertigungen gebe, die noch kleiner sind. „Aus Sicherheitsgründen funktioniert die Unterstützung aber nur dann, wenn das Kind auch selbst tritt“, erklärt der Fahrradfachmann.
„Wir haben vielleicht noch zehn Prozent Bio-Räder“, sagt der Geschäftsführer vom Fahrradgeschäft Höfle in Owen, Martin Höfle. Aus seiner Sicht völlig gerechtfertigt: Von seinen Kundinnen und Kunden bekomme er viel positives Feedback zu den E-Bikes. „Das war die richtige Entscheidung“, würden sie auch nach dem Kauf noch begeistert erzählen. Vom herkömmlichen Rad kenne er das nicht. Bei der Entscheidung zwischen Bio- und E-Bike, so Höfle, kommt es den Menschen hauptsächlich auf zwei Dinge an: auf das Gewicht und den Preis. Das Bio-Bike sei im Schnitt zehn bis zwölf Kilogramm leichter als sein kompakter Nachfolger und durchaus günstiger – dennoch ist er der Überzeugung, dass Pedelecs die Zukunft sind. Bei Schülerinnen und Schüler sehe das noch anders aus, bei diesen stünden die klassischen Mountainbikes immer noch hoch im Kurs.
Auch der Mitarbeiter des Fahrradgeschäfts Fischer und Wagner in Kirchheim Lukas Ratke ist von den Vorteilen der Pedelecs überzeugt: „Wir verkaufen sie zu etwa 85 Prozent.“ Die Motivation vom Sofa aufzustehen sei beim E-Bike einfach größer: „Es ist nicht so anstrengend und man schwitzt auch nicht so stark.“ Besonders beliebt sei die Leasingoption. Das Geld werde direkt vom Gehalt abgezogen und nach drei Jahren gebe es die Möglichkeit, den Restbetrag zu bezahlen und das Rad zu erwerben. Wer möchte, könne sich aber auch für ein neues Leasingmodell entscheiden. Jedes zweite Pedelec würden sie im Rahmen des Leasings verkaufen.