Lenninger Tal
Helfer vor Ort sind wieder im Einsatz

Rettungsdienst Das DRK, die Malteser und die Feuerwehr sind erleichtert: Die aktuelle Lage erlaubt den Einsatz von Helfern vor Ort wieder. Schutzmasken und Infektionsschutzanzüge sind Mangelware. Von Thomas Krytzner

Ab dem heutigen Samstag dürfen die Helfer vor Ort (HvO) wieder zu lebensrettenden Einsätzen fahren. Nachdem die Ausbreitung der Corona-Pandemie im März immer weiter angestiegen war, stellten die einzelnen Hilfsdienste wie DRK, Malteser und Feuerwehr den HvO-Dienst ein. Für die gut hundert ehrenamtlichen Rettungskräfte im Umkreis hieß es, ab 14. März: Keine Einsätze mehr, da das Risiko der Ansteckung nicht abschätzbar sei.

Die Helfer vor Ort wurden in den letzten Jahren in dem meisten Kommunen angesiedelt. Ihre Aufgabe: Sobald bei der Rettungsleitstelle über 112 ein Notfall gemeldet ist, verständigt der Disponent den Rettungswagen und wenn nötig einen Notarzt, aber parallel dazu auch die Helfer vor Ort. „Die Helfer vor Ort können bereits erste Maßnahmen ergreifen, bis der Rettungsdienst vor Ort ist“, erklärt DRK-Kreisbereitschaftsleiter Martin Kuhn das HvO-System.

Durch die Coronakrise fiel diese Möglichkeit komplett weg. Dass die ehrenamtlichen Retter ab heute wieder zu Hilfe eilen können, ist für die Hilfsorganisationen eine große Erleichterung. „Wir können wieder innerhalb von fünf Minuten vor Ort sein und Hilfe leisten“, freut sich Martin Kuhn. Auch die ehrenamtlichen Helfer vor Ort sind voller Tatendrang. Und doch haben einige gemischte Gefühle, wenn es jetzt wieder los geht: „Wir müssen den Eigenschutz noch stärker beachten als vor Corona“, bedauert Andreas Kühn, First Responder der Feuerwehr Neckartailfingen. Bereitschaftsleiter Kuhn bestätigt: „Die Gefahr fährt immer mit, deshalb gibt es einen angepassten Ablauf für den HvO-Einsatz.“

Rainer Hitzer, Helfer vor Ort der DRK Ortsgruppe Weilheim ist froh, dass er ab heute wieder Einsätze fahren kann: „Wir sind mit 20 Rettern für die Gemeinden Weilheim, Neidlingen, Bissingen, Holzmaden und Ohmden zuständig. Werden die Ersthelfer im Ort alarmiert, rücken diese ab heute nur noch mit FFP2-Schutzmasken aus. Laut den neuen Regelungen für den HvO-Dienst betritt nur ein Retter das Haus des Patienten. Im Normalfall, wenn nicht schon vorher bekannt ist, dass die in Not geratene Person an Corona erkrankt ist oder mit infizierten Personen in Kontakt war. „Ist dies der Fall“, erklärt Martin Kuhn, „ziehen beide Ersthelfer vor dem Betreten des Gebäudes einen Infektionsschutzanzug an.“

Im Normalfall betritt nur ein Retter die Wohnung und fragt nach den Problemen des Patienten. Dabei hält er mindestens zwei Meter Abstand ein. Währen dieser Vorabklärung stellt er drei Fragen: Hat sich der Patient in einem Risikogebiet aufgehalten? Hatte er Kontakt zu infizierten Personen? Liegen Symptome wie Husten, Fieber, Geschmacks- oder Geruchsausfälle, Durchfallerkrankungen oder ähnliche Grippesymptome vor. „Wird nur eine der Fragen mit Ja beantwortet, verlässt der Ersthelfer umgehend das Gebäude, wenn nicht eine Reanimation des Patienten erforderlich ist, und beide Helfer vor Ort ziehen die Schutzkleidung mit Kapuze, Schutzbrille und Maske an.“ Aber genau diese Schutzkleidung entpuppt sich nun als wahres Problem für die Hilfsdienste: „Unsere Kosten steigen enorm. Jeder Einsatz verursacht Mehrkosten von 30 Euro, weil wir Einwegschutz benutzen müssen. Bekamen wir die FFP2-Masken vor der Coronakrise noch für 40 Cent, müssen wir heute drei oder sogar vier Euro für eine Maske bezahlen.“

Schutzkleidung gesucht

Die Rettungsdienste und die Feuerwehren wurden von der Pandemie überrollt. Jetzt mangelt es überall an Schutzausrüstungen, wie der stellvertretende Kreisbereitschaftsleiter Martin Kuhn resigniert feststellt. „Alles ist ausverkauft. Wir bitten deshalb die Firmen im Kreis um Unterstützung, entweder finanziell oder materiell mit FFP2-Schutzmasken oder Infektionsschutzanzügen oder Kitteln.“ Wer helfen kann, findet Kontakt und weitere Informationen auf der jeweiligen Homepage der Rettungsdienste.