Paukenschlag am Montag in Nürtingen: Der Maschinenbauer Heller gibt bekannt, dass sich die amerikanische Investmentgesellschaft H.I.G. Capital an dem Nürtinger Traditionsunternehmen beteiligen wird. Es handle sich um eine „substanzielle“ Beteiligung, heißt es in der Heller-Pressemitteilung. Geschäftsführer Thorsten Schmidt bestätigt, dass der Investor die Mehrheit der Anteile übernimmt.
„Wir versprechen uns durch den starken Partner Rückenwind für die Transformation“, so Schmidt: „Wir werden durch die zusätzlichen finanziellen Mittel und das globale Netzwerk von H.I.G. in die Lage versetzt, unsere strategischen Ziele schneller umzusetzen. Unser Ziel bleibt klar: Die Sicherung und den Ausbau unserer Innovationsführerschaft im Markt, um neue Branchen und Kunden zu erschließen.“
H.I.G. Capital sei eine führende Investmentgesellschaft, die Partnerschaft sei langfristig angelegt, sagt Schmidt. Er spricht von einem „Meilenstein“ für die Heller-Gruppe. Wie berichtet, ist man bei Heller dabei, das Geschäft mit Universalmaschinen auszubauen, um letztlich das stark rückläufige Projektgeschäft zu kompensieren. Dies erfordere auch Veränderungen in der Unternehmensstruktur, hatte Schmidt bei einem Gespräch im vergangenen November berichtet. Dazu bedürfe es Investitionen. Diese ließen sich aber in dem momentan schwierigen wirtschaftlichen Umfeld mit eigenen Mitteln nicht schnell genug umsetzen, so Schmidt. Die Gesellschafter-Familie mit den beiden Eigentümern Marc Heller und Nicole Pfleiderer habe sich daher zu dem Schritt entschlossen, die Mehrheit ihrer Anteile zu verkaufen.
Pfleiderer und Heller, Vertreter der vierten Generation der Eigentümerfamilie, werden in der Pressemitteilung so zitiert: „Diese Partnerschaft ermöglicht es uns, die Transformation des Unternehmens aktiv zu gestalten und gleichzeitig unsere Wurzeln zu bewahren. Gemeinsam mit H.I.G. legen wir die Basis für nachhaltiges Wachstum und Erfolg.“
Im Zusammenhang mit der Umstrukturierung hatte Heller-Chef Schmidt auch angekündigt, dass rund 240 Stellen bei dem Unternehmen in Nürtingen abgebaut werden sollen. Dies gelte nach wie vor und sei unabhängig von dem Einstieg des Investors, so Schmidt auf Nachfrage. Der Prozess sei noch in Gang. Wieviele betriebsbedingte Kündigungen es geben werde, stehe noch nicht fest.
H.I.G. Capital: Heller ist technologische Perle
H.I.G Capital ist nach eigenen Angaben eine der weltweit führenden Investmentgesellschaften mit einem verwalteten Kapital von 67 Milliarden US-Dollar. Hauptsitz ist in Miami. Eine der internationalen Niederlassungen, von wo aus nun auch die Heller-Beteiligung betreut wird, ist in Hamburg. Es gibt weitere Büros in den USA, in London, Madrid, Mailand, Paris, Dubai und in weiteren Ländern. H.I.G. Capital habe sich auf die Bereitstellung von Fremd- und Eigenkapital für mittelständische Unternehmen spezialisiert und verfolge dabei einen „flexiblen und operativ ausgerichteten Ansatz“, heißt es weiter. Seit der Gründung im Jahr 1993 habe H.I.G. in mehr als 400 Unternehmen weltweit investiert und diese verwaltet. Das aktuelle Portfolio umfasse mehr als 100 Unternehmen mit einem Gesamtumsatz von über 53 Milliarden US-Dollar.
In der Pressemitteilung wird Christian Kraul-von Renner, Managing Director von H.I.G. Capital, zitiert: „Heller ist eine technologische Perle. Wir sind beeindruckt von der Ingenieurskunst, dem Know-how der Belegschaft und der Kompetenz des Managements. Das Unternehmen besteht seit über 130 Jahren, und wir sind uns sicher, dass es eine erfolgreiche Zukunft vor sich hat. Unser Ziel ist es, Heller in seiner Rolle als globaler Innovationsführer noch weiter zu stärken und den Erfolg des Unternehmens nachhaltig auszubauen.“
Fokus auf neue Technologien und neue Märkte
Der Einstieg von H.I.G. eröffne Heller zahlreiche zukunftsweisende Perspektiven, heißt es von dem Nürtinger Unternehmen. So sei geplant, die zusätzlichen finanziellen Mittel gezielt in die Entwicklung innovativer Technologien zu investieren. Schwerpunkte lägen auf Digitalisierung und Automatisierung sowie umweltfreundlichen und ressourcenschonenden Produktionstechnologien. Weiter solle das Produktportfolio erweitert werden zur Erschließung neuer Branchen. Die globale Marktpräsenz solle ausgebaut werden, wozu das globale Netzwerk von H.I.G. Heller Zugang zu bisher unerschlossenen Märkten und Branchen eröffne. Und H.I.G. bringe umfangreiche Erfahrung in der operativen Verbesserung von Unternehmen mit, um zum Beispiel Prozesse zu optimieren.
Er verstehe die Ängste, die ein mehrheitlicher Verkauf des Unternehmens mit sich bringe, sagt Thorsten Schmidt, auf Nachfrage: „Es ist eine große Veränderung, die aber auch große Chancen bietet.“ Er selbst werde weiterhin bei Heller tätig sein: „Diese Entscheidung habe ich für mich getroffen.“