Weilheim · Lenningen · Umland
Hier wird seit 15 Jahren Skat geklopft

Karten Im Kirchheimer Bürger-Treff kommt regelmäßig eine Skatgruppe zusammen. Die Gruppe geht letztlich auf die Initiative einiger Frauen zurück. Von Irene Strifler

Auch Frauen finden in jüngster Zeit immer wieder den Weg zur Skatgruppe. Foto: Irene Strifler

Die Frauen sind an allem schuld: Sie waren es, die vor gut 15 Jahren den Startschuss zur Gründung einer Skatgruppe gaben unter dem Dach des Kirchheimer Bürger-Treffs, der damals noch Bürgerbüro hieß. Kurze Zeit später war von den Frauen allerdings nichts mehr zu sehen. Die Skatgruppe war über Jahre hinweg ein reiner Männertreff.

Der Mann der ersten Stunde ist heute noch dabei: Fritz Ernst lud am 29. Oktober 2008 zum ersten Skattreff ein. Für Neulinge und die lernbegierigen Frauen veranstalteten die erfahrenen Skatklopfer ein paar spezielle Übungsstunden. Denn: Skat gilt als ein äußerst anspruchsvolles Kartenspiel. Nur wer neben den Regeln auch Taktiken und ausgefeilte Strategien anwenden kann, hat eine Chance, das Spiel zu gewinnen.

 

„Setz de, zähl mit ond schwätz net viel!
Herzlich-raue Begrüßung eines Neulings in der Skatgruppe

 

Die Skatrunde war begeistert, einen regelmäßigen Treffpunkt zu haben. Den gibt es noch immer: Alle 14 Tage treffen sie sich seither mittwochs von 17 bis 19.30 Uhr im Bürger-Treff am Kirchheimer Alleenring. Die meisten von ihnen sind schon seit frühester Jugend mit den Karten vertraut. „Nach dem Sporttraining saß man halt früher in der Kneipe zusammen und hat Skat gespielt“, erinnert sich Werner Renz, der die Gruppe seit 2021 leitet. Er stammt aus Unterlenningen und kann von vielen Runden berichten, die bis spät in die Nacht gingen.

Heute ist das Kartenspiel ein wenig aus der Mode gekommen – gilt aber immer noch als eines der deutschen Lieblingsspiele. Bis zu 25 Millionen Menschen in Deutschland spielen Skat laut Schätzungen des Deutschen Skatverbands. Es gibt also mehr Skatspieler als Fußballspieler. Besonders viele Skatvereine existieren im Norden der Republik.

Einmal abheben, erst dann können die Karten verteilt werden: Zehn für jeden der drei Mitspieler und zwei für den "Skat". Foto: Irene Strifler

Im Süden dagegen muss man die Skatgruppen mit der Lupe suchen. Zum regelmäßigen Treff kommen deshalb hin und wieder auch Gäste aus dem Stuttgarter und dem Göppingen Raum. Die Treffen gehen schnörkellos und ohne viel Drumherum über die Bühne: Man setzt sich in Dreier- oder Vierergruppen hin, und sobald jeder mit einem Getränk versorgt ist, geht es auch schon los.

Die Gruppen werden jeweils zugelost. Klüngelei soll vermieden werden, es geht darum, dass jeder Spaß hat. So verbietet es sich auch, um Geld zu spielen. Gewinnen ist eher eine Frage der Ehre. Denn natürlich nehmen die Skatklopfer die zahlreichen Regeln ernst: Überreizen ist beispielsweise eine Todsünde, wer nicht bedient oder gar vergisst zu drücken, der verliert ganz automatisch, da gibt es kein Pardon. Neben den strikten Regeln gibt es noch ungeschriebene Gesetze. So sollte zum Beispiel niemand „mauern“, also versuchen, seine guten Karten zu verschleiern.

Alle 14 Tage trifft sich die Kirchheimer Skatgruppe im Kirchheimer "BürgerTreff" am Alleenring. Fotos: Irene Strifler

Die Skatgruppe sieht das im Hinblick auf Neueinsteiger entspannt. „Fehler macht jeder, wir haben alle mal angefangen“, macht Werner Renz speziell Neulingen Mut. Kann schon sein, dass man beim ersten Besuch mit den Worten „Setz de, zähl mit and schwätz net viel“ begrüßt wird. Die Wortwahl ist schwäbisch-rau, tatsächlich aber empfangen die alten Hasen jeden Skatschnupperer mit offenen Armen und erklären auch erstaunlich geduldig die Regeln und Strategien. Merken kann man sich die am Anfang kaum. Doch wer regelmäßig spielt, erkennt schnell den Charme des anspruchsvollen Spiels. Wer hingegen nur Gesellschaft sucht, ist hier fehl am Platz. Gequatscht wird nicht. Beim Skat ist Konzentration angesagt. Schließlich gilt es, die Augen oder aber zumindest die Trumpfkarten mitzuzählen.

Wie hoch kann ich reizen? Diese Frage stellt sich jeder Spieler, sobald er das neue Blatt auf der Hand hat.

Wer zu viel plaudert, verrät außerdem leicht wichtige Erkenntnisse über die eigenen Karten an den „Feind“. Außer „18“, „20“, „Grand“, „Null“ und anderen Skatbegriffen ist also bei den Treffen der Gruppe nicht allzu viel zu hören. Böse Zungen meinen, es könnte an der Wortkargheit beim Spiel liegen, dass es eine Männerdomäne ist. Mag sein. Tatsache ist, dass seit Jahren eine Gutenbergerin als Henne im Korb bei der Skatgruppe im Bürger-Treff mitmischt. Sie hat jetzt von weiteren Mitstreiterinnen Unterstützung bekommen. Mit etwas Verspätung hat die Gruppe nun also doch ihr Ziel erreicht, auch Frauen Spaß am Skat zu vermitteln. Egal ob Mann oder Frau: Wer Lust hat, seine Skatkenntnisse aufzufrischen oder das legendäre Kartenspiel neu zu erlernen, ist jederzeit bei der Skatgruppe im Bürger-Treff willkommen. Einfach vorbeischauen!

Die April-Treffen der Skatgruppe im Kirchheimer Bürger-Treff am Alleenring finden am 10. und 24. April statt. Gespielt wird im 14-tägigen Turnus immer mittwochs von 17 bis 19.30 Uhr.