Weilheim. Als im Februar 1998 der Startschuss für das Projekt „Helfer vor Ort“ bei der DRK-Bereitschaft Weilheim fiel, ahnte keiner der Initiatoren, welches Erfolgsmodell sie da ins Rollen gebracht hatten.
Dabei ist die Idee, die dahintersteckt, ganz einfach: bei einem medizinischen Notfall die Zeit bis zum Eintreffen des hauptamtlichen Rettungsdienstes durch geschulte, ehrenamtliche Einsatzkräfte aus der Nachbarschaft zu überbrücken. Oft treffen die Helfer vor Ort 10 bis 12 Minuten vor dem Rettungswagen oder Notarzt ein. Insbesondere bei einem Herzstillstand kann dieser Zeitvorteil lebensrettend sein.
Kurz nach der Einführung sogenannter „Automatischer Externer Defibrillatoren“ (AED) im Jahr 2002 konnte in Weilheim auch schon die erste erfolgreiche Anwendung vermeldet werden. Ein Helfer von damals erinnert sich: „Beim Sport klagte eine Person über Druck auf der Brust und Schmerzen in der Schulter. Wir waren nach kurzer Zeit vor Ort und betreuten den Patienten. Während unserer Anwesenheit brach der Patient zusammen, der AED wurde aufgesetzt, erkannte das Kammerflimmern, lud den Kondensator für die Stromabgabe auf und gab den Knopf für den lebensrettenden Stromstoß frei. Noch vor Eintreffen des Rettungsdienstes war der Patient wieder ansprechbar.“
Ebenfalls 2002 wurde das erste Fahrzeug speziell für HvO-Einsätze beschafft. Der Isuzu Trooper leistete in 13 Jahren über 2 000 Einsätze und wurde im Dezember 2016 durch ein neues Fahrzeug ersetzt. Da für die Einsätze keine Gelder von Krankenkassen oder der öffentlichen Hand fließen, muss das DRK alle Ausrüstungsgegenstände, Fahrzeuge und Einsatzkleidung über Spenden finanzieren.
Neben dem Zeitvorsprung können die Helfer weitere Trümpfe ausspielen. Durch ihre Ortskenntnisse wissen sie, wie man Wanderwege mit dem Rettungswagen erreichen kann, oder kennen die Gegebenheiten bei großen Firmen. „Viele der Helfer vor Ort sind in ihrer Gemeinde persönlich bekannt, was schon mal dazu führen kann, dass der Patient an der Haustür klingelt und um Hilfe bittet“, erzählt der Bereitschaftsleiter Rainer Hitzer.
In den vergangenen 20 Jahren sind die Einsatzzahlen stetig gestiegen - ob Unfall, Schlaganfall, Herzinfarkt oder Kindernotfall. Als dieses Jahr am 15. Oktober die Funkmelder zum 5 555. Einsatz riefen, mussten die Retter von einer bewusstlosen Person in Neidlingen ausgehen, möglicherweise mit Kreislaufstillstand. Zu den zwei Helfern aus Neidlingen rückte von Weilheim ein weiterer Helfer mit dem Einsatzfahrzeug aus, um die mechanische Reanimationshilfe an die Einsatzstelle zu bringen - ein Gerät zur optimalen Herzdruckmassage.
Glücklicherweise war der Patient bereits wieder wach und konnte dem Rettungsdienst übergeben werden. Markus Brändli