Der „pretty young boy“ im alten Lappen
Begegnungen mit der Polizei können vor allem im Ausland ganz schön einschüchtern. Ein Glück, wenn der Führerschein das Ganze auflockern kann.
Gemeldet hat sich bei der Redaktion Gerhard Köhrer, der mit dem Auto auf einem Roardtrip in den USA unterwegs war.
Im Frühjahr 1995 machte ich mit zwei Kollegen einen „Roadtrip“ durch mehrere Bundesstaaten in den südwestlichen USA. Wir hatten in Colorado ein Auto gemietet und fuhren an einem sonnigen Samstag auf einer verkehrsarmen Staatsstraße im Grenzgebiet von Arizona nach New Mexico. Ich saß am Steuer, unsere Stimmung war wie immer gut, das Tempo allerdings zu zügig. In einer Kurve kam uns ein Streifenwagen entgegen, der sofort seine Signale einschaltete und uns folgte. Die Stimmung im Auto sank schlagartig. Oft hatten wir solche Momente in amerikanischen Filmen gesehen. Also rechts blinken, anhalten, sitzen bleiben, Hände auf das Lenkrad. Der Polizist kam zu mir ans Fenster, musterte uns und sagte in etwas schwer verständlichem Amerikanisch: „Guys, you drove too fast! Where do you come from?“ Ich antwortete im holprigen Schulenglisch, dass wir aus Germany kommen und er möge bitte etwas langsamer sprechen, wir verstünden sonst nichts. Er grinste, verlangte den Führerschein und die Wagenpapiere. Ich reichte ihm neben dem internationalen Führerschein noch meinen alten, grauen Lappen. Als er ihn aufschlug und das Jugendbild eines streng gescheitelten, bartlosen Jünglings sah, sagte er: „That’s not you, no, no!“ „Doch“ sagte ich, „As a pretty young boy.“ Er verglich das Bild mit dem vollbärtigen, ungescheitelten und etwas Haare verlierenden Mitvierziger und bekam einen Lachanfall: „That’s the best joke I’ve heard!“ sagte er, meinte noch, wir sollen die „Limits“ beachten und wünschte eine gute Reise. Von da an hielten wir uns penibel an die Geschwindigkeitsbeschränkung. Seitdem verehre ich meinen alten Lappen und habe ihn nie umgetauscht.