Weilheim und Umgebung
Hobbygärtner laden in ihr Paradies ein

Natur Beim „Tag der offenen Gartentür“ erlauben gleich vier Besitzer in Bissingen einen intimen Blick in ihr ganz privates Reich. Zu sehen gibt‘s bunte Staudenbeete, duftende Rosen und Nutzgärten. Von Iris Häfner

Der Garten - für jeden Besitzer hat er seinen eigenen (Stellen-)Wert: Rückzugsort, selbst geschaffenes Paradies, Lebensmittellieferant, Spaßoase oder einfach erweitertes Wohnzimmer. Die Liste ließe sich munter fortsetzen, denn die Gärten sehen so aus, wie es sich eben die Gärtner vorstellen - oder das Zeitbudget zulässt.

Wem Gärtnern das liebste Hobby ist, der möchte auch gerne andere Zeitgenossen daran teilhaben lassen, vor allem diejenigen mit gleicher Gesinnung. „Die Leute sind so vorsichtig und interessiert, die trampeln nichts zusammen“, ist die Erfahrung von Brigitte Niemela aus Ochsenwang. Gemeinsam mit Günther Blocher sitzt sie mit Karen Oelkrug im Bibelgarten der Viehweide in Bissingen, der die unverkennbare Handschrift von Schwiegermutter Ursula Oelkrug trägt. Die Vierte im Bunde fehlt, Annette Kapp, denn am „Tag der offenen Gartentür“ beteiligen sich vier Familien auf Bissinger Markung. Er findet dort im Zweijahresrhythmus statt, heuer am Sonntag, 24. Juni, von 11 bis 17 Uhr und bereits zum vierten Mal. Veranstalter ist der Obst- und Gartenbauverein Bissingen mit Unterstützung des Landesverbands für Obstbau, Garten und Landschaft Baden-Württemberg (LOGL).

So unterschiedlich die Ansprüche der Besitzer sind, so unterschiedlich sind auch ihre Gärten. Schmackhaftes Obst und Gemüse gibt es bei Familie Blocher in der Limburgstraße 13. „Wir haben einen Nutzgarten im schwäbischen Stil, mit allem, was dazugehört“, sagt Günther Blocher. Vergangenes Jahr hat er bei der Träubles-Ernte fast die 100 Kilo-Marke geschafft, bei 96 Kilo war dann aber Schluss. Vieles wird zu „Gsälz“ verarbeitet - aber bitte mit Kernle, denn es muss beim Verspeisen knacken. „Wir brauchen keine Preiselbeeren zu Fleisch, Wild und anderem“, sagt er. Und ohne Träubleskuchen geht es schließlich nicht, wie in vielen anderen schwäbischen Haushalten auch. Dabei ist der Weitgereiste offen für Experimente: Immerhin zehn Erdnüsse hat er in Bissingen schon geerntet. „Das ist eine Spielerei“, sagt er. Auch aus Asien oder Neuseeland brachte Günther Blocher schon Gewächse mit, die er in heimischen Gefilden anpflanzte.

In der Unteren Straße 25 findet sich der Familiengarten der Kapps. Süße Beeren zum Naschen, Sitzplätze und ein Grillplatz laden zum Verweilen ein. Dort findet so ziemlich jedes Familienmitglied sein Plätzchen. Außerdem gibt es dem Buchsbaumzünsler und Buchsbaum-Triebsterben - dafür ist der Pilz Cylindrocladium buxicola verantwortlich - zum Trotz eine jahrzehntealte Buchshecke, die in vier Quadraten einen Bauerngarten mit bunter Staudenpflanzung umrandet.

Rosen und Clematis sind die Steckenpferde von Brigitte Niemela. Droben auf der rauen Alb, in der Eduard-Mörike-Straße 54 in Ochsenwang, gedeihen diese Pflanzen prächtig, wenn auch mit etwas Verzögerung im Vergleich zum Tal. „Wenn ich im April ins Tal runterfahr‘, erfreue ich mich an den Narzissen - und wenig später bei uns auf der Alb. Ich kann die Blumen also immer zweimal genießen, das ist wunderbar“, sagt die Pflanzenliebhaberin, deren Gärtner-Karriere auf einem Pariser Balkon begann. In Ochsenwang spielen in ihrem Garten die Duftrosen die Hauptrolle, flankiert von Clematis, Lilien und anderen Stauden. Von 14 bis 15 Uhr informiert bei ihr auch Imker Eberhard Wahl über den bienenfreundlichen Garten.

Üppige Pflanzenpracht ist auf der Viehweide in Bissingen zu bewundern. Ursula Oelkrug hat in 50 Jahren dort geradezu paradiesische Zustände geschaffen und in Anlehnung daran den Garten auch mit Bibelzitaten geschmückt. „Wir wollen den Besuchern die schöne Seite der Landwirtschaft zeigen - und sie an dieser Schönheit teilhaben lassen. Landwirtschaft bedeutet nicht nur schaffen“, sagt Karen Oelkrug und genießt die Tasse Kaffee mit ihren Mitstreitern samt Blick auf den Garten und das Naturschutzgebiet Eichhalde. Der etwa 3 000 Quadratmeter großen Garten bietet Platz für ausgedehnte Staudenbeete. Großzügige Rasenwege schlängeln sich die Anhöhe hinauf, und am Ende findet sich auch der Gemüsegarten samt Kräutern, Beeren und Obstbäumen.

 

Info Am Sonntag, 24. Juni, findet von 11 bis 17 Uhr der „Tag der offenen Gartentür“ statt. „Wichtig ist uns, dass es sich nicht um einen Gartenwettbewerb handelt. Der Tag soll zum Austausch unter interessierten Gärtnern anregen und den Besuchern ein paar angenehme Stunden in schöner Umgebung bieten. Wir sind erfahrene Hobbygärtner, die ihr Wissen gerne an die Gäste weitergeben“, sagen die „Türöffner“ über ihre Motivation. Mehr Informationen finden Interessierte im Internet unter ogv-bissingen.de und logl-bw.de.