Nach Bluttat an 56-Jährigem
Hochdorfer sind geschockt: „Man denkt, in diesem kleinen Ort kann nichts passieren“

Welche Folgen die Tat für das Zusammenleben im Ort hat, ist unklar. Angst ist allenthalben spürbar.

Eine Kerze und ein Gesteck erinnern am Hochdorfer Tatort in der Kirchheimer Straße an das schreckliche Geschehen. Foto: Corinna Meinke

Hochdorf. Die Stimmung in Hochdorf ist nach dem gewaltsamen Tod eines 56-Jährigen am vergangenen Freitag gedrückt. Wer das Gespräch im Ort sucht, trifft auf bestürzte Mienen. Schockiert hat die Menschen aber nicht nur der Angriff am hellen Mittag auf das aus Hochdorf stammende Opfer. Auch die Sorge um die Sicherheit und das Zusammenleben beschäftigt die Hochdorfer. Die Kripo hat einen 24-Jährigen verhaftet, die Ermittlungen dauern an.

„Man denkt, in diesem kleinen Ort kann nichts passieren“, sagt eine Hochdorfer Mutter, die vor der Grundschule auf ihr Kind wartet. Weil die Situation am vergangenen Freitagnachmittag unklar war, fiel der Besuch der Kinder beim Sportunterricht aus. Sie sei nun etwas vorsichtiger, aber Angst um ihre Kinder habe sie nicht und sie lasse sich vom Geschehen auch nicht in ihrem Alltag einschränken. Die 36-Jährige kritisiert eine pauschale Vorverurteilung von Geflüchteten. Inzwischen wurde bekannt, dass es sich laut Polizei beim Tatverdächtigen um einen afghanischen Staatsangehörigen handelt.

„Man sollte über Ausländer nicht schlecht denken und nicht alle über einen Kamm scheren, zumal man nicht weiß, was genau passiert ist“, fordert die Gastronomin Diane Oerkue, die halb deutscher, halb amerikanischer Abstammung ist. „Wer kommt, muss sich an unsere Lebensweise anpassen oder zu Hause bleiben“, und die Fluchtursachen müssten in den Heimatländern bekämpft werden, sagt ein 88-jähriger Rentner. Eine 62-Jährige fürchtet persönliche Angriffe, und eine Hochdorferin geht seit Jahren meist nur mit Pfefferspray aus dem Haus.

Bürgermeister ist bestürzt

Ein 48-jähriger, zweifacher Vater betont hingegen, das Zusammenleben mit den Geflüchteten funktioniere, so habe er es vor allem im örtlichen Kindergarten erlebt. „Die Tat ist sehr schlimm.“ Wenn Menschen keine Arbeit haben, mache das Depressionen und Sorgen, sagt der Obst- und Gemüsehändler Erdal Gümüstekin, deshalb beschäftige er auch Geflüchtete. „Ich habe keine großen Vorbehalte, man muss auf die Leute zugehen, offen sein und helfen statt weggucken“, fordert Gerhard Rast vom Fairtrade-Förderverein. Die Tat habe auch ihn erschüttert.

Nationalität und jeweiliger Glaube findet der Gastronom Abdurrahman Yazici nicht wichtig. Nach der schrecklichen Tat frage er sich aber, was mit den Menschen los sei.

„Wir sind alle sehr bestürzt und zugleich froh, dass der Tatverdächtige so schnell gefasst werden konnte“, lässt sich indes Bürgermeister Gerhard Kuttler zitieren. „Die unklaren Hintergründe lassen uns fassungslos und ratlos zurück.“