Zwischen Neckar und Alb
Hochwasserdamm im Reichenbachtal

Schutzmaßnahme Zurzeit gleicht der Reichenbach zwar einem Rinnsal, allerdings kann er bei lokalem Starkregen auch stark anschwellen. Die Gemeinde wappnet sich dagegen mit einem Damm. Von Karin Ait Atmane

Im Reichenbachtal wächst derzeit ein gewaltiges Bauwerk: Das Herzstück des künftigen Damms fürs Hochwasserrückhaltebecken steht bereits. Rund zehn Meter hoch ist die Betonkonstruktion für die beiden späteren Durchlässe des Reichenbachs. Der Damm rechts und links davon muss noch aufgeschüttet werden. Ziel bleibt die Fertigstellung bis zum Jahresende.

Vor Ort kann man die beiden Durchlässe für den Bach gut erkennen. Links in Fließrichtung den Dauerdurchlass, der ein naturnah gestaltetes Bachbett mit Substrat und Steinen bekommt, ein sogenanntes „Öko-Gerinne“. Bei Hochwasser und entsprechendem Druck wird diese Öffnung geschlossen, „parallel geht nebenan der Betriebsauslass auf“, sagt Häke. Immerhin knapp 100 000 Kubikmeter Wasser soll das Becken bei voller Auslastung zurückhalten. Kommt noch mehr Regen zusammen, öffnen die Stauklappen für einen Notablass.

Momentan nur ein Rinnsal

Aktuell kann man sich diese Wassermenge kaum vorstellen. Der Reichenbach ist für die Bauzeit verlegt worden und läuft um die Baustelle herum - ein kleines Rinnsal. Aber das Gewässer ist bekannt dafür, dass es bei lokalem Starkregen Unmengen von Wasser aufnimmt, weil es ein großes Einzugsgebiet hat. Das war schon mehrfach der Fall, wie die Reichenbacher wissen, bei denen dann auch die Ortsmitte baden ging. Mit Damm und „Becken“ ist die Gemeinde für ein HQ100 gewappnet, also für ein Hochwasser, wie es statistisch gesehen alle 100 Jahre auftritt.

Im Normalfall bleibt die Rückhaltezone trocken. Sie besteht vor allem aus Grünland, zum Beispiel der ehemaligen Wiese des Schäferhundevereins, der sein Gelände wegen des Projektes aufgeben musste. Auch einzelne Bäume stehen hier; wichtig sei für die Stabilität, dass der Damm selbst nicht durchwurzelt werde, erklärt Häke. Für die Baustelle und den Damm musste auch gerodet werden - diese Pflanzen würden im Zuge von Ausgleichsmaßnahmen ersetzt. So werden zum Beispiel in der direkten Umgebung des Bachs Erle, Silber-Weide, Hainbuche und Berg-Ahorn gepflanzt.

Ab September beginnt der Aufbau des Ökogerinnes, im Anschluss daran die Erdarbeiten für den Damm. „Parallel dazu wird das Betriebsgebäude erstellt und die EMSR-Technik“, so Häke: die Elektrische Mess-, Steuer- und Regelungstechnik. Sie beruht auf einem ausgefeilten System, in das verschiedene Daten einfließen. Der Wasserstand am Damm selbst gehört ebenso dazu wie der am Ein- und am Auslauf. Bis alles geregelt und eingestellt ist, wird nach der Fertigstellung noch einige Zeit vergehen; die Inbetriebnahme wird deshalb für Ende des ersten oder Anfang des zweiten Quartals 2020 angestrebt. Die reinen Baukosten für den Damm mit seinen 95 Metern Länge und allen Nebengebäuden und Anlagen liegen bei rund 3,4 Millionen Euro. Mit den Nebenkosten summiert sich der Betrag auf rund 4,5 Millionen Euro. Das Land hat die Höchstförderquote von 70 Prozent nach der Förderrichtlinie Wasserwirtschaft bewilligt und schießt folglich drei Millionen Euro zu.