Die „Trau dich“-Messe in der Stuttgarter Liederhalle – ausgefallen, viele Hochzeiten – verschoben. Der Start in die Selbstständigkeit der Hochzeitsplanerin Lisa Schroeder fällt wegen Corona in keine einfache Zeit. Dennoch ist sie glücklich, den Sprung gewagt zu haben: „Ich erfülle mir damit einen Kindheitstraum“, sagt die 27-Jährige, die in Lenningen aufgewachsen ist und in München lebt. Die Agentur „InLove – Weddingevents“ hat sie in der Heimat angemeldet, will sie doch in absehbarer Zeit im Lenninger Tal Wurzeln schlagen. „Ich gehöre einfach hierher“, so die Erkenntnis der jungen Frau. Das liege zum einen an der Mentalität, zum anderen gerät sie auch wegen der Locations, die sich in der Region für Hochzeitsfeiern anbieten – Hofgüter oder urige Scheunen etwa –, ins Schwärmen.
In ihrem Job als Hochzeitsplanerin profitiert sie davon, vorher in der Eventbranche gearbeitet zu haben. Dort kam es ebenfalls auf punktgenaue Vorbereitungen an. Bei den Veranstaltungen hatte sie es jedoch vor allem mit Geschäftsleuten zu tun. „Bei dem, was ich jetzt mache, kommt viel mehr zurück“, sagt sie und strahlt.
Um zu zeigen, was „am schönsten Tag des Lebens“ alles möglich ist, hat sie im Oktober vergangenen Jahres sogenannte „Style shoots“ auf dem Hofgut Maisenburg in Hayingen gemacht. „Das war wie bei einer normalen Hochzeitsfeier, nur ohne Gäste“, erklärt sie. Dienstleister konnten sich präsentieren und die Brautpaare sehen, was alles machbar ist. Mit von der Partie war bei dem Fotoshooting auch Bio-Spitzenkoch Simon Tress von der Rose in Ehestetten.
Buchen kann man bei Lisa Schroeder verschiedene Pakete: Wer die Hochzeit selbst planen, sich aber am Fest seinen Gästen widmen möchte, für den übernimmt sie lediglich am Tag der Hochzeit die Koordination. Bei der Komplettplanung kümmert sie sich demgegenüber nicht nur um die Location, sondern erstellt nach den Wünschen des Brautpaars auch das Designkonzept, also, welche Farben und welcher Stil sich wie ein roter Faden durch die Hochzeit ziehen sollen. Abgestimmt werden darauf die Einladungskarten, der Blumenschmuck und die gesamte Deko. Beliebt seien etwa der Vintage- oder der Boho-Stil. Eukalyptus war in den vergangenen Jahren der Renner. „Dieses Jahr kristallisiert sich der Trend ‘Very Peri’, also Lila, heraus“, so die Expertin. Bei den Brautkleidern boomen schlichte Modelle mit Spaghettiträgern und Carmenausschnitten. Die Zeiten von Tüll, Rüschen und Glitzer seien eher vorbei.
Corona verpasste der Branche einen ordentlichen Dämpfer. Viele Feiern konnten nicht zum vorgesehenen Termin stattfinden. Für die Brautpaare sei das total schwierig. Lisa Schroeder erzählt von einer Hochzeit, die ursprünglich für August 2020 geplant war, erst auf Oktober, dann auf März 2021 verschoben wurde. Im Juni 2021 hat sich das Paar schließlich das Ja-Wort gegeben. Auch für sie sind die Zeiten nicht einfach. Sie schnauft am Telefon hörbar durch. „Huh. Ich arbeite mit Anzahlung und einer Restzahlung vor der Hochzeit. Da fällt gerade ein Großteil weg.“
"Ich freue mich, wenn es los geht.“
Dennoch bereut die junge Frau, die als Markenzeichen eine Kette mit zwei Herzen um den Hals trägt, ihren Schritt nicht. „Ich war früher nie diejenige, die gesagt hat, ich wünsche mir eine Prinzessinnenhochzeit“, sagt sie schmunzelnd. Doch sei es total schön, zu planen und bei einer Hochzeit zu sehen, dass alles klappt. „Ich freue mich immer, wenn es los geht.“ Nicht selten erlebt sie sehr emotionale Momente, besonders wenn Familienmitglieder etwas vorbereitet haben. „Da stehe ich manchmal in der Ecke und muss schlucken.“ Diplomatie sei hingegen angesagt, wenn Mütter oder Schwiegermütter ihr ins Handwerk pfuschen wollen. Vorsicht Fettnäpfchen, heißt es auch bei der Tischplanung. „Wenn es darum geht, wer wo sitzt, mische ich mich nicht ein“, sagt Lisa Schroeder. „Ich begebe mich nicht in Teufelsküche.“
Hochzeiten an außergewöhnlichen Orten gab es für die 27-Jährige bislang nicht zu organisieren. Das könnte sich bald ändern: Ein Brautpaar, das bei ihr angeklopft hat, überlegt, in der Toskana zu heiraten. Für ihre eigene Traumhochzeit hat Lisa Schroeder vor allem einen Wunsch, der jede tolle Location und noch so gutes Essen in den Hintergrund treten lässt: „Auf keinen Fall fehlen dürfen meine Großeltern.“
Mindestens ein Jahr vor der Hochzeit in die Planung einsteigen
Die Planung der Hochzeit sollte ein, besser anderthalb Jahre vor dem großen Fest beginnen, so lautet der Tipp. Lisa Schroeder garantiert nicht nur einen reibungslosen Ablauf und organisiert die Dienstleister, sondern ist auch Ansprechpartnerin für die Gäste und erlebt sich häufig als „Freundin der Braut auf Zeit“. Ob ihr schon einmal eine Panne passiert ist? „Nein, zum Glück noch nie“, sagt sie lachend. Von einer Kollegin weiß sie, dass sie beim Versuch, eine LED-Kerze anzuzünden, einmal eine Tischdecke abgefackelt hat.
Das Budget bereits beim ersten Treffen mit dem Brautpaar zu besprechen ist das A und O für Lisa Schroeder. Viele Heiratswillige sind offenbar bereit, tief in die Tasche zu greifen: Eine Hochzeit, die fünf- bis zehntausend Euro kostet, lasse sich zwar planen, das sei heute aber schwierig, erzählt die Lenningerin. Wegen der Pandemie ist Vieles teurer geworden. „Für 15 000 bis 20 000 Euro kann man was Schönes machen“, so ihre Erfahrung. Für Essen, Getränke und Location zusammen müsse man mit 120 Euro pro Person rechnen.
Große Hochzeiten sind indes nicht jedermanns Geschmack. Lisa Schroeder berichtet vom Elopement – Hochzeiten, die das Brautpaar ganz für sich alleine feiert – ein Trend, den Corona befeuert hat. Das Geld werde dann eher in eine größere Reise gesteckt. Auch „Tiny weddings“, bei denen der besondere Tag lediglich mit Trauzeugen, Eltern und Geschwistern begangen wird, hatten im vergangenen Jahr Auftrieb. Auffällig ist: Anglizismen dominieren inzwischen den Sprech der Hochzeitsbranche.
Lisa Schroeder absolvierte eine Ausbildung zur Tourismuskauffrau mit Schwerpunkt Reiseveranstaltung in Hannover und arbeitete anschließend bei einer Veranstaltungsagentur für Firmenkunden. Das Organisieren von Firmenevents wie Weihnachtsfeiern, Sommerfeste, Roadshows und Messen gehörte zu ihren Aufgaben. Sie sattelte den Fachwirt drauf und absolvierte nebenberuflich eine sechsmonatige Ausbildung zur Hochzeitsplanerin, bevor sie sich mit InLove – Weddingevents für die Region Stuttgart, Ulm und Schwäbische Alb selbstständig machte. ank