Aichtal. Mit 53,43 Prozent (2311 Stimmen) wurde Sebastian Kurz am Sonntagabend zum neuen Bürgermeister in Aichtal gewählt. Der amtierende Rathauschef Lorenz Kruß landete mit 45,41 Prozent (1964 Stimmen) deutlich hinter dem 34-Jährigen. Einen Tag danach zeigen sich viele Gemeinderäte erleichtert - nicht nur über das Resultat, sondern auch darüber, dass „diese zähe Bürgermeisterwahl nun endlich ein Ende gefunden hat“.
Coronabedingt musste das gesamte Prozedere im April zunächst abgebrochen werden. Das und die Tatsache, dass im ersten Wahlgang vor drei Wochen keiner der Kandidaten die absolute Mehrheit erreichen konnte, bescherten der Stadt einen ungewöhnlich langen Wahlkampf. „Ich bin einfach nur froh darüber, dass es jetzt vorbei ist“, so der SPD-Fraktionsvorsitzende Jörg Harrer. „Die letzten Monate waren für mich sehr belastend. Wir waren vielen Anfeindungen ausgesetzt.“ Er hofft darauf, dass es nun in Aichtal wieder vorangeht: „Der Dampfer muss jetzt wieder Fahrt aufnehmen und dafür müssen wir alle an einem Strang ziehen.“
Die große Mehrheit der Gemeinderäte hatte sich zu Beginn des Wahlkampfs weder Kruß noch Kurz als Sieger gewünscht. Doch nun scheint man einfach froh über den Wechsel im Rathaus zu sein. „Mit Lorenz Kruß wäre eine weitere Zusammenarbeit einfach nicht möglich gewesen“, ist sich der Grünen-Fraktionsvorsitzende Jürgen Steck sicher. „Jetzt haben wir die Chance auf eine Veränderung.“ Die Grünen-Fraktion werde Sebastian Kurz in seinem neuen Amt unterstützen. „Und ich bin mir sicher, dass er die Unterstützung annehmen wird“, so Steck. Auf Kurz warte zudem eine „sehr motivierte Stadtverwaltung“.
Dass der neue Bürgermeister über so gut wie keine Verwaltungserfahrung verfügt, bereitet Steck kein Kopfzerbrechen: „In vielen anderen Kommunen gibt es auch Bürgermeister, die keine Verwaltungserfahrung haben und die ihren Job trotzdem gut machen. Verwaltungskompetenz kann man lernen, Sozialkompetenz muss man haben. Und die hat Sebastian Kurz.“
Auch Marc Bubeck, Vorsitzender der Aichtaler Liberalen Bürger, ist erleichtert: „Es wird Zeit, dass wir wieder unserer normalen Arbeit nachgehen können.“ Ihn habe die Kritik aus der Bevölkerung in den vergangenen Wochen stark beschäftigt: „Dass wir uns für eine Kandidatin stark gemacht haben, war immer nur im Sinne Aichtals.“ Und obwohl nicht Bettina Schmidt, sondern Sebastian Kurz ins Rathaus einzieht, freut Bubeck sich auf die Zusammenarbeit: „Ich bin froh, dass es eine Veränderung gibt. Wir fangen alle bei null an.“