Holzmaden. Der mit bunten Bücherrücken dekorierte Bretterzaun an der Kirchheimer Straße lässt schon von Weitem erkennen: Es hat sich etwas getan in Holzmaden. Nach fünf Monaten kreativer und handwerklicher Arbeit wird morgen um 17.30 Uhr im Ort die neue „Büchervilla“ eingeweiht. „Das Projekt im Kern unseres schönen Dorfes wird die Ortsmitte beleben und hoffentlich für viele inspirierende Momente sorgen“, sagt der Holzmadener Theologie-Student Frieder Gerber, Initiator des Projekts.
Bei der „Büchervilla“ handelt es sich um eine Plattform zum Büchertausch. In Esslingen oder Notzingen gibt es solche Tauschbörsen in ausrangierten Telefonzellen, in Holzmaden ist es eben die alte Gartenhütte des verstorbenen Holzmadeners Günther Stark. Gerber hat das Grundstück gepachtet. „Früher war dort ein Hühnerstall“, sagt er. Auf dem Grundstück kann und soll es auch Möglichkeiten zur Begegnung für die Anwohner geben. Gedacht ist an einen „lebendigen“ Adventskalender mit kurzen Lesungen für Kinder, offenen Abenden mit Gemeinderäten oder Kleinkunst-Abenden mit Hobby-Musikern. Grundsätzlich soll die „Villa“ aber für jeden offen stehen, der in diesem Raum über ein freies Thema referieren oder Workshops anbieten kann. Dazu wird es auch Sitzgelegenheiten auf dem Grundstück geben. Die ehemalige Gartenhütte hat einen neuen Dachstuhl, einen festen Boden und einen neuen Putz bekommen. Viele Handwerker aus Holzmaden und Umgebung haben dafür gratis ihre Arbeitskraft zur Verfügung gestellt. „Ihnen bin ich sehr dankbar“, sagt Frieder Gerber.
Der 25-Jährige konnte bislang rund 2500 Euro an Spenden von Anwohnern einsammeln, die in die Renovierung der „Villa“ geflossen sind. Von allen Gegenständen, die er auf dem Grundstück gefunden hat, will er sich noch nicht trennen. Ein Pflug und alte Milchkannen könnten noch zum Einsatz kommen und der Dekoration dienen.
Auch an Buchspenden mangelt es nicht. Zur Eröffnung schätzt Frieder Gerber, dass etwa ein Drittel der Regale gefüllt sein wird. „Sie müssen gut erhalten sein, da legen wir Wert drauf“, betont er. Auch sollten sie nicht im großen Stil an der „Büchervilla“ abgeladen werden. Bei Haushaltsauflösungen etwa schickt das Team der Ansprechpartner jemanden, der nach eigenem Ermessen Literatur auswählt, die für die „Büchervilla“ geeignet ist, und sie dort einsortiert. „Wenn es lediglich um einzelne, sehr wenige Bücher geht, dann können diese auch direkt zur ,Büchervilla‘ gebracht werden“, sagt Gerber. Dort können sie in einer Truhe deponiert werden. Dass Bücher in Eigeninitiative eingeordnet werden, ist nicht gewünscht. „Wir wollen Chaos vorbeugen, um selbst den groben Überblick über die Büchergenres zu behalten.“ Der Begriff „Tauschplattform“ sei nur bedingt korrekt, fügt er hinzu. „Es darf freilich ein Buch abgegeben werden, ohne dass man sich am Bestand bedienen muss. Gleiches gilt für die Entnahme.“ Die „Büchervilla“ verstehe sich auch nicht als zweite Bücherei, sondern möchte vielmehr eine Ergänzung sein. Was ihm besonders wichtig ist: Sie ist nicht an einen Verein gebunden, sondern steht für jeden offen. Thomas Zapp