Weilheim und Umgebung
Holzmadens Stimmenkönigin nimmt Abschied

Sitzung Nach 18 Jahren verlässt Heike Schwarz den Gemeinderat in Holzmaden. Der Lokalpolitik bleibt die ­dreifache Mutter aber treu: Als Bürgermeisterin der Nachbargemeinde Aichelberg. Von Thomas Zapp

Sie war seit 2014 erste Stellvertreterin des Bürgermeisters und 18 Jahre nicht aus dem Holzmadener Gemeinderat wegzudenken. Nach ihrem Eintritt am 13. September 2004 unter Bürgermeister Jürgen Riehle wirkte sie unter Bürgermeisterin Susanne Irion und seit 2021 unter Florian Schepp. In rund 300 Sitzungen war sie dabei und hatte als erste protokollierte Wortmeldung am 8. November 2004 das Thema öffentlicher Nahverkehr aufgegriffen. All das hat Bürgermeister Schepp bei der Vorbereitung seiner Abschiedsrede in Sitzungsprotokollen herausgefunden. Zum Dank für ihren Einsatz verleiht er Heike Schwarz in ihrer letzten Sitzung die Bürgermedaille in Bronze. „Sie war eine Powerfrau, die alles angepackt hat“, lobt Fraktionskollege Mika Carfora und zählt auf: Drei Töchter, berufstätig, aktiv in der Jagd, im Elternbeirat und seit diesem Jahr Bürgermeisterin in Aichelberg.

Die so Geehrte gibt den Dank in ihrer „letzten Wortmeldung“ im Holzmadener Gremium dann zurück. Mit damals 514 Stimmen kam sie 2014 in den Gemeinderat und lernte sehr schnell, dass man sich mit manchen Entscheidungen auch manchmal unbeliebt machen kann. Auch das: „Man muss sich für Beschlüsse rechtfertigen, die man vielleicht gar nicht unterstützt hat“, erinnert sie sich lachend. Geholfen hat ihr der Spruch, der auf einer Tafel vor dem Sitzungssaal steht: „Die Ansichten sind stets sehr verschieden, und allen Recht tun ist sehr schwer – was den einen stellt zufrieden, darüber klagt der andere sehr.“ Anscheinend hat sie das Motto beherzigt: Bei ihrer letzten Wahl in den Gemeinderat 2019 wurde sie mit 1632 Kreuzchen auf dem Zettel Stimmenkönigin. Die Zahl der Stimmen ist aber nicht das Einzige, was in dieser Zeit gewachsen ist: „Bei Mandatsantritt war meine älteste Tochter zwei Jahre alt. Die anderen beiden kamen dann noch.“

Als erste Stellvertreterin der Bürgermeisterin übernahm sie für mehrere Monate kommissarisch das Amt, als Bürgermeisterin Susanne Irion Anfang 2021 nach Trossingen wechselte und der Nachfolger noch gewählt werden musste. Das machte ihr so viel Spaß, dass sie sich im Oktober vergangenen Jahres um den Posten der Bürgermeisterin in der Nachbargemeinde Aichelberg bewarb – und mit 98,8 Prozent der Stimmen gewählt wurde. Angetreten hat sie ihr Amt dann im Januar. Diese zeitraubende Tätigkeit war mit dem Ehrenamt im Gemeinderat Holzmaden nicht mehr zu vereinbaren, auch wenn sie noch zweieinhalb Jahre hätte. „Das Niederlegen des Amts war konsequent“, sagt Florian Schepp. Heike Schwarz weiß aber genau, was ihrer Gemeinde zu verdanken hat. „Für den Rückhalt in Holzmaden bin ich sehr dankbar, sonst wäre dieser Sprung nicht möglich gewesen“, sagt sie.

Carmen Rück rückt nach

Gemäß der Gemeindeverfassung gibt es eine Nachrückerin von der Wahlliste der Freien Wählervereinigung mit den nächstmeisten Stimmen, die in diesem Fall sogar den passenden Namen trägt: Die Polizeibeamtin Carmen Rück. Sie wurde unmittelbar nach Heike Schwarz’ Verabschiedung von Florian Schepp vereidigt. Auf die Position des ersten Stellvertreters des Schultes kommt nun automatisch Rainer Stephan, bislang zweiter Stellvertreter. Zu seinem Nachfolger wurde Mika Carfora in nicht öffentlicher Sitzung vom Gemeinderat gewählt.