Können Sie mir das Foto später per Whatsapp schicken?“, fragt Horst Höfer nach dem Gespräch mit unserer Redaktion. Der Senior wurde von unserem Redakteur beim Tippen auf dem Smartphone fotografiert – und in digitalen Fragen ist er topfit. Seit 2015 organisiert er den PC-Treff 55+ im Bürgertreff „Menschen im Treffpunkt“ in Wendlingen, ein Angebot, das Senioren bei Fragen im Umgang mit der virtuellen Welt helfen soll. Das Besondere: Die Mentoren gehören der gleichen Altersgruppe an wie die Zielgruppe.
Horst Höfer ist 90 Jahre alt. „Geduld ist wichtig“, sagt er. Denn er erkläre den Teilnehmern im PC-Treff das Vorgehen immer Schritt für Schritt. „Wir wollen es ja schaffen, dass die Leute die Geräte später ohne Hilfe bedienen können“, sagt er. Deshalb lasse er die Teilnehmer gerne unter fachkundiger Anleitung selbst das Problem lösen.
Hilfe zur Selbsthilfe
Geleistet wird Hilfe zur Selbsthilfe. Das sei schon in den Anfangszeiten so gewesen. „Da kamen die Leute mit ihrem PC zu uns“, sagt Höfer. Nicht mit einem Laptop, sondern mit einer Riesenkiste, die sonst auf oder unter dem Schreibtisch steht: „Wir hatten Bildschirm, Tastatur und Maus da und konnten die Geräte dann anschließen“.
Das habe sich in den vergangenen Jahren grundlegend gewandelt: „Heute spielen Fragen wie der Umgang mit Smartphone und Tablet eine viel größere Rolle“, so Höfer. Viele Menschen, die heute ins Seniorenalter kommen, also in die Zielgruppe 55+ des PC-Treffs, seien schon seit Jahrzehnten an den Umgang mit Computern gewöhnt. Auch Grundlagen wie E-Mails schreiben oder die Nutzung von Textverarbeitungsprogrammen seien heute viel verbreiteter als noch vor einigen Jahren. „Manchmal gibt es Probleme, dass ein Mailprogramm nicht richtig eingerichtet ist“, sagt Höfer. Aber aktuell planen die Mentoren, das Angebot neu zu strukturieren. „Wir hatten schon einen Vortrag zur Internetsicherheit“, sagt Höfer. Denn die spielt eine immer größere Rolle. Egal ob im Internet eingekauft wird oder beim Online-Banking. „Ich achte sehr darauf, wem ich meine Daten gebe“, sagt Höfer. So gebe er etwa seine Kreditkartennummer nur sehr ungern heraus. „Ich zahle online am liebsten mit Paypal“, erklärt er. Das sei sicher. Er werbe bei den PC-Treff-Senioren zudem für das Online-Banking. Auch das sei sicher, betont er. Unterwegs zahle er inzwischen am liebsten mit Karte – oder besser mit seinem Smartphone.
Preise online vergleichen
Auch ein anderes Thema treibt den digital-affinen Rentner um: Vergleichsportale. „Wann haben sie zuletzt ihren Strom- oder Mobilfunkanbieter gewechselt?“, fragt er. Gerade ältere Menschen sähen die Kosten für Strom oder ihren Telefonanschluss oft als gegeben an. Dabei gibt es zahlreiche Anbieter am Markt. Ein Wechsel des Telefonanbieters könne eine Menge Geld sparen. „Man muss ja keine 50 Euro im Monat für seinen Festnetzanschluss bezahlen, wenn man ihn auch für 30 Euro bekommen kann.“ Manchmal greift Höfer dabei in die Trickkiste: „Kürzlich habe ich meinen Handyvertrag gekündigt.“ In der Regel melde sich kurz darauf der Telefonanbieter und frage nach den Gründen. „Ich habe gesagt, ich sei Rentner und müsse schauen, wo ich bleibe“, erzählt er. Das Ergebnis: Der Anbieter gewährte ihm dauerhaft fünf Euro Nachlass pro Monat auf den bisherigen Vertrag. „Ich kann das jedem nur raten“, so Höfer. Bei den PC-Treffs spreche er diese Themen regelmäßig an.
Kein Patentrezept hat Höfer für die Auswahl der richtigen Geräte. „Ich rate immer zu einem Tablet. Das ist größer als ein Smartphone, aber leichter als ein Computer und kann ihn beinahe komplett ersetzen“, sagt Höfer. Menschen, denen die Tastatur fehlt, könnten problemlos eine anschließen. Entweder drahtlos oder mit Tastaturen, die fest mit dem Gerät verbunden werden und beim Zuklappen als Schutzhülle funktionieren.
„Welches Smartphone oder Tablet zu einem passt, ist sehr individuell“, sagt er. Das hänge vom eigenen Budget ab, aber auch davon, welche Geräte im Freundeskreis oder der Familie am verbreitetsten sind. Haben die meisten im Umfeld Smartphones mit dem Betriebssystem Android, sei es ratsam, ebenfalls ein Android-Gerät zu besorgen. Oft gebe es Apps, die nur auf diesem System laufen. Viel wichtiger sei: „Es gibt dann genügend Menschen um einen herum, die sich mit dem Betriebssystem auskennen und bei Fragen helfen.“
Geräte wie die Smartwatch können sich gerade für Senioren auch als praktische Alltagshelfer erweisen: „Ich bin mal gestürzt, da hat die Uhr mich gefragt, ob sie den Notruf wählen soll“, berichtet er. Zum Glück konnte er damals ohne Hilfe wieder aufstehen. Trotzdem seien die kleinen digitalen Helferlein heute aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Umso wichtiger sei es, dass die Menschen den richtigen und sicheren Umgang damit lernen – egal in welchem Alter.
Unterstützung im Umgang mit PC, Smartphone und Tablet
Der PC-Treff 55+ des Wendlinger Bürgertreffs „Menschen im Treffpunkt“ bietet Hilfe bei vielen Fragen des Computer- und Smartphone-Alltags. Unterstützung finden Seniorinnen und Senioren hier auch bei technischen Problemen mit ihrem PC, Laptop oder Smartphone sowie bei Sicherheitsfragen rund um das Internet.
Die Mentoren Horst Höfer, Rainer Kaiser, Rainer Pluschys und Egbert Zwerschke bieten alle zwei Wochen immer montags von 14.30 bis 17 Uhr ihre Hilfe und Beratung an. Die Themen reichen von Anwendungshilfen bis hin zur Beratung bei Fragen zu Soft- und Hardware.
Weitere Informationen gibt es per E-Mail unter ail@pctreff55plus.de oder unter der Telefonnummer 0 70 24 / 46 63 19.
Der nächste Termin für den PC-Treff 55+ mit Hilfe und Beratung ist am Montag, 6. November, von 14.30 bis 17 Uhr. Mehr dazu steht unter www.pctreff55plus.de