Weilheim. Das Ensemble Divertimento hat im Rahmen des „Sommerlichen Kulturprogramms in der Schlossscheuer Weilheim“ einen literarisch-musikalischen Abend gestaltet. „Humor ist der Knopf, der verhindert, dass uns der Kragen platzt.“ Diesen Satz von Joachim Ringelnatz wählte Waltraud Falardeau als Leitmotiv. Die von ihr vorgetragenen Texte von Hermann Hesse, Wilhelm Busch, Erich Kästner und Heinz Erhardt bezeichnete sie in puncto Humor als „Lebenshilfe in schwierigen Zeiten“. Teils humorvoll-besinnliche, aber auch recht freche Gedichte und Geschichten wurden durch amüsante Informationen über die Verfasser ergänzt und mit stimmungsvoller Musik auf Flöte und Klavier bereichert.
Den Auftakt bildet die Sonate C-Dur von Wolfgang Amadeus Mozart im heiter-luftigen Duktus einer Serenade. Sie hätte gut zu einer Aufführung im Freien gepasst, was ursprünglich geplant war. Die Flötistin Sabine Burkhardt und der Pianist Andreas Baumann brillieren im Zusammenspiel mit schön gestalteten Übergängen. In „Chanson de Matin“ des Spätromantikers Edward Elgar beeindruckt das Duo mit fein abgestimmter Dynamik und Ausdruck.
Die aus dem Ruhrgebiet stammende, heute in Nürtingen lebende Sprachtherapeutin und promovierte Erziehungswissenschaftlerin Waltraud Falardeau rezitiert die ausgewählten Texte mit ihrer Stimme feinsinnig und mit bestechender Artikulation. Es ist eine Freude zuzuhören, und die humorgespickten Texte lösen bei den Zuhörern herzhaftes Lachen aus.
Köstlich ist der Vortrag von Lessings „Eheliche Liebe“, wo der Gatte Clorindes vorzieht, nach seinem Tod einen anderen Ort zu finden als jenen, der seiner sechs Wochen zuvor verstorbenen Ehefrau zuteil geworden ist. Beim Wechsel der Personen in der wörtlichen Rede zeigt Waltraud Falardeau durch Kontraste im Timbre die hohe Schule der Sprechkunst.
Ihr Faible für raffiniert Heiteres lässt die Künstlerin deutlich werden, als sie Rose Ausländers Dichtung Eva rezitiert, in der sie die Schöpfungsgeschichte sehr erfrischend umgedichtet hat.
Klassiker bis zum Schluss
Falardeau berichtet auch von der tragischen Liebe eines Herings zu einer Auster, wie sie in einem volkstümlichen Lied aus dem 19. Jahrhundert besungen wird. Die scharfen Schalen der Auster werden für den Hering zur Guillotine. In einem weiteren Liebesgedicht wird Wilhelm Busch zitiert, der von einer ebenso unglücklichen Liebe eines Schmetterlings zu einer Blume berichtet, die am Ende zu allem Überfluss auch noch von einem Esel verspeist wird. Das Thema „Liebe“ wird von den Instrumentalisten aufgegriffen in Edward Elgars „Salut d’amour“. Im Wechsel mit gefühlvoll gestalteten Passagen lassen die Spannungsbögen das Auf- und Abebben der Leidenschaft erkennen.
Nach der Liebe haben auch die kulinarischen Genüsse ihren Platz im Programm: Da wird Wilhelm Buschs Erkenntnis offenbar, dass wer einen guten Braten machen kann, auch ein gutes Herz haben muss. Und mit Eugen Roths Text „Der starke Kaffee“ wird die lyrische Schlemmerei beendet.
Die beiden Musiker spielen sich im zweiten Teil des Programms mit folkloristischer Musik und anspruchsvollen Tango-Arrangements vollends in die Herzen des Publikums. Die Flötistin Sabine Burkhardt lässt bei einem israelischen Tanzlied ihre Virtuosität aufblitzen, und Andreas Baumann unterstreicht im Prélude für Piano von George Gershwin mit sensiblem Anschlag den lyrischen Charakter dieser stark vom Jazz beeinflussten Komposition.
Zwei bekannte Gedichte von Heinz Ehrhardt - „Die Made“ und „Der Taucher“, frei nach Friedrich Schiller - treffen besonders den Geschmack des Publikums, und Erich Kästners „Einst haben die Kerle auf den Bäumen gehockt“ darf nicht fehlen.
Hermann Hesses berühmtes Gedicht „Stufen“, die irischen Segenswünsche Falardeaus und eine Zugabe des Instrumental-Duos runden den heiteren musikalisch-literarischen Abend ab. Veranstaltet wurde der Abend von der Stadtverwaltung Weilheim und dem Verein für Kino Kunst Kultur.Hans-Günther Driess