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„Ich habe gerade den Teufel verbrannt“

Justiz Brandstifterin soll an einer bipolaren Störung leiden und deshalb ihre Dettinger Wohnung angezündet haben.

Dettingen. Im Dettinger Brandstifterprozess haben jetzt am Stuttgarter Landgericht die Zeugenvernehmungen begonnen. Die 46-jährige Bewohnerin eines Mehrfamilienhauses soll im Zustand einer krankhaften Psychose das Feuer gelegt haben, „um den Teufel zu verbrennen“.

Seit dem 24. Oktober verhandelt die 7. Große Strafkammer den Fall. Demnach soll die Bewohnerin am späten Abend des 29. April dieses Jahres das Feuer gelegt und einen Gesamtschaden in Höhe von rund 200 000 Euro verursacht haben. Das Gebäude war damit unbewohnbar geworden, selbst aus einem Nachbarhaus musste damals die Polizei die Bewohner evakuieren.

Was trieb die 46-Jährige dazu, das Feuer zu legen? Zwei Sachverständige sind zu dieser Frage vom Gericht beauftragt. Hausbewohner, die jetzt im Zeugenstand befragt wurden, geben ein ungefähres Bild über die Persönlichkeit der Angeklagten ab.

Eine 25-jährige Erzieherin, die eine Wohnung neben der Beschuldigten hatte, schilderte, dass sie die Frau als etwas seltsam erlebt habe. Es sei bekannt gewesen, dass sie an Depressionen leide und dass sie bereits schon in einer psychiatrischen Klinik behandelt worden sei. Sie habe oft schreiend vor sich hin gelacht und sei oft sehr aufgeregt gewesen, sagte die Zeugin.

Am Tag des Brandes habe man die Frau im Erdgeschoss des Hauses angetroffen. Aus ihrer Wohnung habe man Knallgeräusche vernommen. Die Beschuldigte sei mit Jacke und Handtasche dagestanden und habe gesagt, sie hätte gerade festgestellt, dass in ihrer Wohnung der Teufel sei und dass sie diesen Teufel jetzt verbrannt hätte: „Ich habe gerade den Teufel verbrannt.“ Weiter soll die 46-Jährige gesagt haben, sie würde alle Hausbewohner in die Luft jagen, wenn sie Sprengstoff habe. „Es brennt, ihr verbrennt jetzt alle.“ Die Brandmelder im Haus hatten angeschlagen, die Bewohner konnten ins Freie flüchten. Danach wurde die Frau von der alarmierten Polizei abgeholt.

In den kommenden Prozesstagen sollen noch insgesamt acht weitere Zeugen, ein Brandsachverständiger und der psychiatrische Gutachter gehört werden. Die Frau soll nach einem vorläufigen Gutachten an einer schweren bipolaren Störung erkrankt sein und in diesem Zustand das Feuer gelegt haben. Möglicherweise wird sie vom Gericht in eine geschlossene Klinik eingewiesen werden. Die Verhandlung wird am Dienstag fortgesetzt. Bernd Winckler