Bernhard Heitz ist neuer Ortsvorsteher von Hepsisau. Der 56-jährige ehemalige Berufspilot löst Hartmut Hummel ab, der dem Weilheimer Teilort 15 Jahre lang vorstand. Der Teckbote hat mit Bernhard Heitz über seine Wahl, seine kommunalpolitischen Pläne und persönliche Erfahrungen gesprochen.
Sie sind in Baden aufgewachsen, haben jahrelang in den USA gelebt und wohnen erst seit fünf Jahren in Hepsisau. Ein typischer Kandidat für das Amt des Ortsvorstehers sind Sie ja nicht gerade. Was denken Sie, warum sind Sie trotzdem gewählt worden?
Bernhard Heitz: Ganz viele Leute haben mir gesagt, dass sie es gerade gut finden, wenn mal jemand von außerhalb das Amt ausübt. Möglichen Verstrickungen und alten Verpflichtungen wäre somit vorgebaut. Ich bin also sozusagen Hepsisau-unbefleckt. Dass man mir als Auswärtigem das Amt zutraut, hat mich aber schon sehr gerührt und gefreut. Ich hatte überhaupt nicht damit gerechnet, dass ich so viele Stimmen bekomme.
Dafür, dass Sie erst wenige Jahre in Hepsisau leben, sind Sie dort schon recht bekannt . . .
Heitz: Das hat vielleicht damit zu tun, dass ich viel mit meinen beiden Hunden spazieren gehe und dabei Leute treffe. Einige kennen mich aber vielleicht auch aus dem Fernsehen oder dem Radio.
Dort haben Sie immer wieder über das Flugzeugunglück gesprochen, das Sie mit schweren Brandverletzungen überlebt haben. Denken Sie, das Erlebnis und Ihre Verletzungen haben sich auf die Wahl ausgewirkt?
Ich finde es spannend, dass es kein Problem war, bei der Kommunalwahl für einen visuell Behinderten zu stimmen - weder in Hepsisau noch in Weilheim, wo ich auch über 700 Stimmen erhalten habe. Im Ortschaftsrat war ein Argument dafür, mich als Ortsvorsteher vorzuschlagen, dass ich als Rentner ja vor Ort bin und Zeit habe.
Zeit ist das eine, Kompetenz das andere: Wie steht es damit?
Ich habe Jura studiert und war Berufspilot - bin also hoffentlich nicht ganz auf den Kopf gefallen. Auch sonst habe ich einiges an Erfahrung gesammelt: Ich habe eine größere Organisation in den USA, die World Burn Foundation, geleitet und bin zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit des Vereins Phoenix Deutschland, der Brandverletzten hilft. Im Gesundheitsministerium in Berlin war ich jetzt jahrelang als Patientenvertreter beratend tätig.
Was haben Sie sich für die nächsten fünf Jahre als Ortsvorsteher von Hepsisau vorgenommen?
Zuerst einmal: Ich sehe mich als eine Art Spielführer, der in enger Zusammenarbeit mit dem neuen Ortschaftsrat versucht, gute Arbeit zu machen. Angetreten bin ich hier bei der Kommunalwahl mit dem Slogan: Mit Hepsisau für Hepsisau.
Wie wollen Sie diesen Slogan umsetzen?
Goldene Bürgersteige wird es in Hepsisau auch in Zukunft keine geben . . . Unser Ziel ist es, den Zusammenhalt im Ort zu stärken. Dabei wollen wir ein gutes Verhältnis zur Stadt Weilheim pflegen, nicht gegen sie, sondern mit ihr arbeiten. Zum anderen wollen wir aber auch unsere Selbstverwaltung ernst nehmen und nicht mit jeder Kleinigkeit auf die Stadt zugehen.
Was wären denn solche Kleinigkeiten?
Es gibt ja schon Freiwillige, die sich um die Blumen am Zipfelbach kümmern. Das Modell wollen wir auch auf andere Dinge übertragen, zum Beispiel wenn es darum geht, irgendwo mal etwas freizuschneiden, Geräte auszuleihen oder Ähnliches. Wir wollen auf die Menschen im Ort zugehen und fragen, ob sie helfen können.
Gibt es bestimmte Projekte, die Sie für Hepsisau planen?
Konkretes kann ich dazu jetzt noch nicht sagen, weil es noch nicht mit dem Ortschaftsrat und der Stadt abgesprochen ist. Sicher ist, dass wir die Arbeit des vorherigen Gremiums fortführen, aber auch neue Projekte anstoßen. Mir persönlich liegt aufgrund des Klimawandels der Hochwasserschutz sehr am Herzen, etwa an der alten Steige, wo das Wasser bei Starkregen auf die Hauptstraße schießt. Außerdem werde ich bei allen Projekten - durch meine besondere Sichtweise - auf die Belange von Behinderten achten.
Sie setzen sich - auch aus eigener Betroffenheit heraus - sehr für die Belange von Behinderten ein. Wo gibt es da in Hepsisau und Weilheim noch Nachbesserungsbedarf?
Am Rathaus in Hepsisau gibt es beispielsweise keinen Behindertenparkplatz - da werde ich ein Auge drauf haben. Aber auch bei großen Festen in Weilheim fehlen oftmals ausgewiesene Behindertenparkplätze, ebenso wie in der Innenstadt gegenüber der Kreissparkasse. Einem Rollstuhlfahrer ist nicht immer zuzumuten, in der Tiefgarage zu parken, und einen längeren Weg in Kauf zu nehmen.
Nach ihrem Unfall haben Sie viele Jahre in Venice Beach in den USA gelebt. Was hat sie überhaupt an den Fuß der Alb verschlagen?
Ich bin vor 14 Jahren das erste Mal nach Hepsisau gekommen, als ich meinen Hund von einer Züchterin im Ort geholt habe. Mit ihr und ihrer ganzen Familie habe ich mich angefreundet und bin seither immer wieder zu Besuch gekommen. Vor fünf Jahren habe ich in Hepsisau ein Haus bezogen und meinen Wohnsitz ganz hierher verlegt.
Also hat es sozusagen zwischen Ihnen und Hepsisau gefunkt?
Ich liebe diesen Ort. Ich bin hier toll aufgenommen worden und er liegt mir einfach sehr.