Lenningen. Unter allen heimischen Amphibien sind Feuersalamander die Art mit der engsten Bindung an den Wald. Im Forstrevier Lenningen gibt es mehrere größere Vorkommen des Lurches. Durch eine Pflegemaßnahme unter der Federführung von Revierförster Alexander Klein wurde der Lebensraum des Salamanders aufgewertet und das Vorkommen der geschützten Art gestärkt.
Das verregnete Frühjahr mag Sonnenanbetern nicht gefallen, für die schwarz-gelb gemusterten Amphibien herrscht dagegen ideales „Salamanderwetter“. Bei Temperaturen zwischen 10 und 15 Grad Celsius, einer Luftfeuchtigkeit um 75 Prozent und ergiebigem Regen lassen sich die sonst nachtaktiven Tiere auch tagsüber finden. Ansonsten führen sie ein verborgenes Dasein in Nischen und Höhlen, unter Totholz und flachen Steinen.
In nahezu idealer Weise erfüllt der Wald im Forstrevier Lenningen bei Schlattstall alle Voraussetzungen für das Vorkommen einer Salamanderpopulation: ein fischfreier, von Quellwasser gespeister Tümpel, strukturreiche Laub- und Mischwälder in unmittelbarer Nähe sowie Tagesverstecke und Überwinterungsmöglichkeiten. Hier hat sich ein echter „Hotspot“ von Feuersalamandern etabliert. Gleich drei grundwassergespeiste Tümpel gibt es im Tal. Doch diese, so die Beobachtung des Försters in der Vergangenheit, trockneten im Sommer regelmäßig aus und waren von Fichten verschattet. Weil das Vorhandensein von sonnigen Laichgewässern eine tragende Rolle spielt, wurden in der vergangenen Holzerntesaison die Fichten rund um das Biotop gefällt. In enger Zusammenarbeit mit dem Naturschutzzentrum Schopfloch haben Waldarbeiter noch zwei Tümpel vom Schlamm befreit. Jetzt führen die Feuchtbiotope wieder ganzjährig frisches Wasser und werden auch in heißeren Sommern nicht mehr trockenfallen.
In diesen fischfreien Quelltümpeln können die lebend gebärenden Salamanderweibchen im Frühjahr ihre Larven absetzen. Die Entwicklungsdauer der Larven variiert je nach Nahrungsangebot und Wassertemperatur. Um eine kürzere Entwicklungsdauer zu gewährleisten, wurden jetzt Laubbäume entfernt, sodass mehr Sonne zu den Tümpeln durchdringen kann.
Dass die Population der Feuersalamander unter den gegebenen Bedingungen gut gedeiht, lässt sich – mit etwas Glück – im Herbst beobachten. Der letzte milde Herbsttag gibt den Lurchen regelmäßig das Signal, das Winterquartier aufzusuchen. Was dann folgt, ist ein Naturschauspiel. „Eine Massenwanderung setzt ein. Hunderte Feuersalamander machen sich dann auf den steilen Weg zu den höher gelegenen Felsen“, berichtet Revierleiter Alexander Klein. Hier verkriechen sie sich in Spalten und Hohlräumen, um den Winter möglichst frostfrei zu überdauern.
Das verregnete Frühjahr kommt den Tieren zugute. Die gesamte Hautoberfläche der Salamander erfüllt atmungsaktive Aufgaben, was aber nur in einer feuchten Umgebung möglich ist. „Doch nicht nur die Lurche, der ganze Wald erholt sich bei dem Regen“, spannt Förster Alexander Klein den Bogen weiter. So habe etwa der gefürchtete Borkenkäfer jetzt nur noch wenig Chancen, bei den Fichten anzugreifen, die Buchen hätten sich nach dem letztjährigen extrem trockenen Sommer wieder erholen können.
Sorge bereitet dem Forstmann die Nachricht, dass ein aus dem Ausland eingeschleppter Hautparasit die europäischen Salamander bedroht. Es handelt sich um einen aus Asien stammenden Pilz, der die Haut der Salamander angreift. Der Pilz soll jetzt in die EU-Tierseuchenliste aufgenommen werden. So können Einfuhrverbote für Amphibien aus Risikogebieten erlassen werden. „Ich hoffe sehr“, so Förster Klein, „dass diese Erkrankung noch zu stoppen ist, denn es wäre tragisch, wenn wir das Kleinod Salamander hier in Lenningen verlieren würden.“pm