Weilheim und Umgebung
Ideen gibt es - den Kümmerer noch nicht

Beteiligung In Weilheim konnten Bürger Vorschläge für ein zukunftsfähiges Städtle einbringen. Klar wurde dabei: Es fehlt jemand, der sie umsetzt. Von Bianca Lütz-Holoch

Ein Zähringer-Wanderweg mit Einkehr-Empfehlung, Übernachtungen in der Blockhütte oder ein Netzwerk für Betriebe: Die Ideen sind da, Potenzial hat das Städtle auch - allein, es fehlt an personeller Schlagkraft, um Weilheim fit für die Zukunft zu machen. Das zumindest ist die Quintessenz einer Studie der Imakomm-Akademie, die - ebenso wie die Stadtverwaltung - Bedarf für 1,5 neue Personalstellen im Bereich Wirtschaftsförderung und Tourismus sieht.

Seit Mitte vergangenen Jahres untersuchen die Kommunalberater, wie es gelingen kann, den Wirtschaftsstandort Weilheim zu stärken. Gleich vier große Bereiche stehen bei der „Offensive Wirtschaftsstandort 2.0“ im Fokus: Digitalisierung, Wirtschaftsförderung, Tourismus und die Innenstadt mit dem Einzelhandel. Untersucht wurde bereits, wie Weilheim dasteht und wo Einzelhändler, Gastronomen, Dienstleister und Unternehmen noch Bedarf sehen. Jetzt kamen auch noch die Bürger zum Zug: Sie durften bei einer Veranstaltung in der Limburghalle eigene Ideen einbringen.

„Wir fangen nicht bei null an“, schickte Weilheims Bürgermeister Johannes Züfle voraus. Zum einen hat es von 2015 bis 2018 schon die Innenstadtoffensive gegeben - ein Projekt zur Belebung der Weilheimer Innenstadt, das ebenfalls die Imakomm-Akademie begleitet hat. Außerdem gibt es die Digitalisierungs-Strategie, einen Fahrplan für die digitale Zukunft im Städtle.

Matthias Prüller von der Imakomm-Akademie stellte Weilheim ein gutes Zeugnis aus. „Die Innenstadt hat in den vergangenen fünf Jahren einen wahnsinnigen Aufschwung erlebt“, sagte er. Die positiven Effekte gelte es beizubehalten und auszubauen. Ganz wichtig aus seiner Sicht: das Thema Kommunikation und Marketing. „Sie haben hier in Weilheim einiges - aber vieles ist nicht so präsent“, verdeutlichte Matthias Prüller den rund 50 Bürgern in der Limburghalle. Flyer alleine genügten längst nicht mehr. „Man muss die Dinge auch online kommunizieren.“

Ein Thema war die nicht zufriedenstellende Auslastung der Gastronomie zur Mittagszeit. „Online-Reservierungen und -Speisekarten sind wichtig“, so Prüller. Seitens der Bürger kam zudem die Anregung, die Mittagstisch-Angebote in Weilheim täglich gebündelt im Internet zu veröffentlichen. Luft nach oben gibt es auch bei den Übernachtungen. „Sie haben Natur und Stadt - und Weilheim liegt im Einzugsgebiet Stuttgarts und der Messe“, betonte Matthias Prüller. Es müssten neue attraktive Angebote geschaffen werden, um Touristen und damit Kaufkraft in die Stadt zu locken. Ein Bürgervorschlag war, etwas Besonderes wie Blockhäuser oder Baumwipfelhäuser anzubieten.

Auch eine Fußgängerzone von der Volksbank an, ein Veranstaltungsraum in der alten Druckerei in der Hirschstraße 4, die Einrichtung eines Heimatmuseums als Schlecht-Wetter-Attraktion, neue Stadtführungen und ein Online-verzeichnis aller Betriebe auf der Homepage der Stadt waren Ideen, die an den Diskussionstischen genannt wurden. Ausgewertet werden die Vorschläge noch von der Imakomm-Akademie. Eine Projektgruppe entscheidet dann, was machbar und sinnvoll ist.

„Ganz klar: Alle Felder kann man nicht bedienen“, sagte Matthias Prüller. Es gelte, dort Schwerpunkte zu setzen, wo positive Effekte zu erwarten sind und wo Probleme gelöst werden. Eines davon: „Es gibt kaum Nachfolger für Einzelhandelsbetriebe“, so Prüller. Auch die Unternehmer wünschen sich mehr Engagement und Service von der Stadt. Eine Plattform zu schaffen, für Vernetzung zu sorgen und Ansprechpartner bereitzustellen, sei wichtig.

Die Krux an der Sache: Für all das braucht es einen „Kümmerer“, der die Dinge in die Hand nimmt. Die Kapazitäten der Stadtverwaltung jedoch sind ausgeschöpft. Selbst die vorliegende Digitalisierungsstrategie kann mit der aktuellen Besetzung nicht umgesetzt werden. „Es gibt Personallücken“, stellte Prüller klar und zeigte auf, was Weilheim braucht, um all die Zukunftsthemen bewältigen zu können: „Um vorwärts zu kommen, sind 1,5 Stellen mehr im Bereich Wirtschaftsförderung, Stadtmarketing, Tourismus und Citymanagement notwendig.“

Dass aber die Kommune auch nicht alles alleine stemmen kann und muss, kam auch zur Sprache. „Es ist auch der Gewerbeverein gefragt. Sein Engagement in der jetzigen Form reicht nicht aus“, kam es aus den Bürgerreihen.