Das Ringen darum, wie der geplante Stellenabbau beim Nürtinger Maschinenhersteller abgefedert werden kann, geht weiter. In der vergangenen Woche fand auf Einladung des Betriebsrats eine Betriebsversammlung der Gebrüder Heller Maschinenfabrik in Nürtingen statt. Im Mittelpunkt hätten die Ergebnisse der Verhandlungen zum geplanten Stellenabbau gestanden, die von Geschäftsführung, Betriebsrat und IG Metall gemeinsam vorgestellt worden seien, schreiben die drei Parteien in einer gemeinsamen Mitteilung.
Thorsten Schmidt, Vorstandsvorsitzender der Heller-Gruppe, habe in seinem Vortrag erneut die Herausforderungen betont, vor denen das Unternehmen stehe. Angesichts des rückläufigen Investitionsvolumens im Bereich der Pkw-Verbrenner-Technologie richte sich die Heller-Gruppe künftig verstärkt auf das Universalmaschinengeschäft aus. „Dieser Transformationsprozess ist unvermeidlich und verlangt weitreichende Anpassungen“, so Schmidt.
Der Betriebsratsvorsitzende Stefan Haag habe erklärt, dass diese Veränderungen mit erheblichen Belastungen für die Belegschaft verbunden seien. Dennoch sei es gelungen, in mehr als neun Verhandlungsrunden tragfähige Rahmenbedingungen zu schaffen, um die Auswirkungen auf die Betroffenen abzumildern. Zu den wesentlichen Eckpunkten zählt die Einrichtung einer Transfergesellschaft, die frühestens ab 1. April 2025 greifen soll. Für diese seien klare Konditionen sowie Abfindungsregelungen vereinbart. Zudem soll ein Rahmen geschaffen werden, der interne Wechsel innerhalb der Heller-Gruppe attraktiver gestalte, um den Stellenabbau teilweise zu kompensieren. Auch die Entscheidung, Arbeitszeitverträge von 40 auf 35 Stunden zu reduzieren, soll zur Beschäftigungssicherung beitragen.
Zahl wird im Januar verhandelt
Wie viele Stellen genau abgebaut werden sollen, wird laut Mitteilung ab Januar 2025 festgelegt, im Zuge der weiteren Verhandlungen und der Ausarbeitung eines Interessenausgleichs. Dabei seien alle Bereiche des Standorts Nürtingen betroffen. Thorsten Schmidt habe in der Versammlung jedoch klargestellt, dass betriebsbedingte Kündigungen nicht ausgeschlossen werden können. Betriebsrat und IG Metall hoben die Bedeutung der vereinbarten Rahmenbedingungen eines Sozialplans hervor, um wirtschaftliche Nachteile für die Beschäftigten abzufedern, heißt es weiter.
Alessandro Lieb, erster Bevollmächtigter der IG Metall Esslingen, sagte zur Tragweite dieser Maßnahmen: „Diese Stellenanpassungen sind eine große Belastung – sowohl für die Kolleginnen und Kollegen als auch für den Betriebsrat und die IG Metall. Doch die wirtschaftliche Lage und die Anforderungen an die Zukunft lassen keinen anderen Weg zu.“ Mit der gestrigen Betriebsversammlung seien die Rahmenbedingungen für alle Beschäftigten transparent gemacht worden. Dies ist, so Lieb, „ein wichtiges Signal vor Weihnachten.“
Ein weiteres positives Zeichen für die Zukunft des Standorts Nürtingen sei die Planung eines gemeinsamen Projekts mit wissenschaftlicher Unterstützung durch das Fraunhofer-Institut. Der Start dieses Projekts sei für das erste Quartal 2025 vorgesehen und soll den Transformationsprozess aktiv vorantreiben. „Die Maschinenfabrik bleibt ein zentraler Bestandteil der Heller Gruppe. Mit den vereinbarten Maßnahmen und dem geplanten Transformationsprojekt zeigen wir, dass wir gemeinsam in die Zukunft blicken“, fasste Alessandro Lieb die Ergebnisse zusammen.