Zwischen Neckar und Alb
Im Dschungel ist der Tiger los

Naturtheater Temporeiche und kindgerechte Inszenierung des Disney-Klassikers „Dschungelbuch“.

Aichtal. Manche Geschichten sind einfach zeitlos schön und ziehen immer wieder in den Bann. So die Geschichte über den kleinen Jungen namens Mogli. Zum dritten Mal bereits rückt das Naturtheater Grötzingen den Kipling-Klassiker ins Programm. Und verzaubert auch in der Neuauflage mit einer Geschichte über Freundschaft, Respekt und Erwachsenwerden.

Frosch wird er genannt von seinen tierischen Geschwistern. Schließlich hat Mogli kein Fell und keine Krallen wie die anderen Wölfe im Rudel. Und so komische Pfoten zum Anziehen bringt Mutter Akela dem Menschenkind da mit. Kein Wunder also, dass der Junge bei den Spielen seiner Geschwister oft das Opfer ist, statt mit der Meute zu jagen. Trotzdem ist Mogli ein Teil ihrer Familie. Die kluge Baghira sieht darin einen Vorteil. Vermittler könnte der Junge sein zwischen Menschen und Tieren, könnte das Roden und das Leid der Tiere beenden.

Disney hat den Klassiker von Weltformat zum Evergreen in deutschen Kinderzimmern gemacht. Unter der Leitung von Lars Kajuiter erzählt das Naturtheater Moglis Geschichte neu - und schafft es dabei, sich von der Disney-Adaption abzuheben, ohne die Lieblingsszenen wie die Elefantenparade gänzlich auszublenden. Temporeich und kindgerecht erzählt Kajuiter mit seiner Spielschar Moglis Heranreifen vom „Welpen“, der nichts wissen will von Verantwortung und den Gesetzen des Dschungels, bis zum jungen Erwachsenen, der sich Shir Khan stellt und schließlich seinen Platz in der Welt findet. Viel zu lachen gibt es vor allem dann, wenn Georg Weihrauch als tapsiger Balu über die Bühne brummt und da­ran erinnert, dass auch Freizeit und Spaß zum Leben gehören. Baghira (Melanie Walz) erinnert den Jungen hingegen daran, dass das Leben im Dschungel nicht nur unbeschwert und schön ist, sondern zum Zusammenleben auch einige Regeln und der Respekt allem gegenüber, was im Dschungel lebt und wächst, gehören.

Ganz in Kiplings Geist spricht das Stück auch Missstände an. Prangert die Menschen an, die den Tieren immer mehr Lebensraum wegnehmen, sie wahllos töten oder sie in Gefangenschaft quälen. Das Stück lebt vor allem von vielen kleinen Details. Da graben sich zum Beispiel drei Mäuslein auf der Flucht vor den Rodungen einmal quer durch die Kulissen und sorgen bei ihrem Erscheinen schon mal für eine Elefanten-Stampede. Oder schwingt sich das freche Affenvolk über Balustraden und auf die Felsen, um die Akteure auf der Bühne keck nachzuäffen.

Vor allem aber besticht die Inszenierung durch ein spürbares Wirgefühl auf der Bühne, das die Geschichte hautnah miterleben lässt.Nicole Mohn