Alles fing mit einem Wettbewerb an, bei dem ein Mensch ums Leben kam. Ein tragischer Unfall, den Thomas Haug in den 80er-Jahren miterlebte und der ihm bis heute in Erinnerung geblieben ist. Damals wuchs in dem heute 56-Jährigen der Wunsch, Menschen in Not zu helfen. So kam er vor fast 40 Jahren zur DRK-Bereitschaft Kirchheim, wo er sich unter anderem auch für den beim Kreisverband Nürtingen-Kirchheim angesiedelten Fachdienst Technik und Sicherheit qualifizierte.
Wer sich in der Hilfsorganisation engagieren will, muss nicht unbedingt Blut sehen. „Wir brauchen auch Leute, die bei Großschadenlagen und in Katastrophenfällen eine Basis-Infrastruktur aufbauen, damit Ärzte, Sanitäter und Seelsorger Patienten und Betroffene medizinisch versorgen und betreuen können“, sagt Haug, der es beim DRK Kirchheim bis zum Bereitschaftsleiter gebracht hat.
15-köpfiges Team
Beim Fachdienst Technik und Sicherheit gehört der Ehrenamtliche zu einem 15-köpfigen Team. Das kommt bei Industrieunfällen, Unwetterkatastrophen, Terroranschlägen, Zugunglücken und anderen Ausnahmeereignissen auf Kreis-, Landes- und Bundesebene zum Einsatz. Dabei bauen die Technik-Spezialisten zum Beispiel Notunterkünfte und Zelte auf. Also Einrichtungen, in denen sich eine große Zahl von Menschen sogar über einen längeren Zeitraum unterbringen lässt. Dazu stellt das Team etwa die Versorgung mit Wasser sicher, baut Zeltbetten, Heizungen und eine Beleuchtung auf, die über Stromaggregate betrieben wird. „Die erzeugen auch ausreichend Energie für Feldküche und medizinische Geräte“, so Dietmar Hauff, der den beim DRK Neuffen zentral untergebrachten Dienst als Fachberater leitet. Gleichzeitig überwachen die Mitglieder den laufenden Betrieb, führen bei Bedarf kleinere Reparaturen aus oder stellen den logistischen Nachschub mit Betriebs- und Kraftstoffen sicher, wie Hauff berichtet.
Bei Unfällen wie 2005, als ein Rettungshubschrauber bei Weilheim in 794 Metern Höhe mit dem Boßler kollidierte, leuchteten sie unter anderem Gefahrenstellen aus und trugen so zur Arbeitssicherheit von Bergwacht, Rettungsdienst, Feuerwehr und anderen Einsatzkräften bei, wie Thomas Haug erzählt. Für solche und andere Szenarien werden Abläufe, der Umgang mit Material und Ausrüstung im Kleinen wie im Großen trainiert. So etwa am Stuttgarter Flughafen, wo bei einer Großübung regelmäßig ein Flugzeugabsturz mit einem Massenanfall von Verletzten simuliert wird, wie Haug berichtet. Er betont: „Jeder kann bei unserem Fachdienst mit anpacken. Ein technischer Beruf ist dafür nicht nötig.“ Um aber beim DRK aktiv mitarbeiten zu können, muss man einen standardmäßigen Erste-Hilfe-Kurs, ein DRK-Einführungsseminar und eine eintägige Einsatzkräftegrundausbildung durchlaufen, bei der die Teilnehmer etwa das komplexe DRK-Hilfeleistungssystem, Führungsstrukturen und die Gefahren im Einsatz kennenlernen.
Erlerntes nutzt auch in der Freizeit
Daran schließt sich die Ausbildung im Fachdienst Technik und Sicherheit an. In sechs Tagen erfahren die Teilnehmer beispielsweise, wie sich Materialreserven anlegen oder Maschinen und elektrische Geräte warten, pflegen und fachkundig betreiben lassen. Sie lernen, eine Trink- und Abwasserversorgung herzustellen, Rettungszelte aufzustellen, einzurichten, zu betreiben und gegen Windschäden zu sichern. Sie beschäftigen sich mit Arbeitsschutz-, Unfallverhütungs- und anderen Sicherheitsvorschriften, die gesetzlich festgelegt sind. Auch der fachkundige Umgang, Transport und die sichere Lagerung von Gefahrengütern wie Kraftstoffen, Flüssiggas- oder Sauerstoffflaschen wird geschult, wie Dietmar Hauff bemerkt. Ein weiteres Thema seien auch Gefahren, die für den Körper von elektrischem Strom ausgehen, und wie sich Unfälle in der Praxis vermeiden lassen.
„Was man hier lernt und an Erfahrungen sammelt, nutzt auch in Freizeit und Beruf“, ist Thomas Haug überzeugt, der das breite und spannende Aufgabenspektrum des Ehrenamtes schätzt. Dabei lobt der 56-Jährige, der sich im Fachdienst zum Ausbilder weiterqualifiziert hat, die vielfältigen Entwicklungschancen, die das Engagement nicht nur Jugendlichen, sondern auch jenen eröffnet, die im Erwachsenenalter zum DRK stoßen.
Kurzinterview mit Thomas Haug
1. Wie ist es beim DRK Kirchheim um den Nachwuchs bestellt?
2015 hat sich das Jugendrotkreuz in Kirchheim aufgelöst, weil die Mitgliederzahlen stark eingebrochen sind. Unsere Neumitglieder sind deshalb aktuell fast nur Erwachsene. Da junge Menschen aber eine wichtige Säule in der Nachwuchsarbeit bilden, würden wir das Angebot gern neu aufbauen.
2. Was ist dazu nötig?
Wir brauchen Leute, die in der Kinder- und Jugendarbeit als Betreuer mitarbeiten wollen. Wer Spaß daran hat, jungen Menschen humanitäre Werte erlebbar zu machen und wichtige Lebenskompetenzen zu vermitteln, kann gerne mit uns Kontakt aufnehmen. Vorkenntnisse sind nicht nötig. Wir bieten entsprechende Schulungen an.
3. Dürfen auch Minderjährige in einem der DRK-Fachdienste mitmachen?
Ab einem Alter von 16 Jahren darf man beim Deutschen Roten Kreuz die Ausbildung für das Ehrenamt in einem Fachdienst durchlaufen. Also etwa bei der Rettungshundestaffel, beim Sanitätsdienst, in der Sozialarbeit oder beim Fachdienst Technik und Sicherheit. Voraussetzung ist ein standardmäßiger Erste-Hilfe-Kurs, das DRK-Einführungsseminar und die Einsatzhelfergrundausbildung. Man darf aber erst ab 18 Jahren mit dem Fachdienst in den Einsatz gehen. dha