Zwischen Neckar und Alb
Im Galopp durch die Krise

Gastronomie Matthias Rapp eröffnet seine Tagesbar „Schwarzes Rössl“ in Wernau mitten im Lockdown – mit Erfolg.

Wernau. Wie kommt man auf die Idee - während die gesamte Gastrobranche ums Überleben kämpft - ausgerechnet in Wernau eine Tagesbar zu eröffnen? - Matthias Rapp überlegt nur kurz: „Ich habe in Stuttgart zwölf Jahre lang gelebt und eine Tagesbar betrieben, wollte aber zurück in meine Heimat“, sagt der 41-Jährige.

Nach Wernau umgezogen sind die Rapps schon vor einiger Zeit. Der Ehemann pendelte und war die Fahrerei irgendwann leid. „Schnell stand fest, dass ich mir eine neue berufliche Herausforderung nur hier suche, direkt in Wernau“, betont der Küchenmeister, der seine Ausbildung zum Koch im sterngekrönten Burgrestaurant Staufeneck absolviert hat - und danach an weiteren renommierten Stationen im In- und Ausland tätig war.

Nach einigem Hin und Her war die Suche vor wenigen Monaten schließlich von Erfolg gekrönt. Das frühere Restaurant des Hotels Maitre im Herzen der Stadt hört jetzt auf den Namen „Schwarzes Rössl“. Warum? - In Stuttgart hieß Rapps Cafébar „Zum Rappen“. Und auch wenn er diese Bezeichnung nicht eins zu eins habe übernehmen wollen, eine gewisse Anlehnung sei ihm wichtig gewesen.

„Eigentlich war’s zu groß“, erinnert sich Rapp. Es sei dann aber schnell die Idee aufgekommen, einen Teil unterzuvermieten. Praktischerweise suchten zwei Bekannte nach einem kleinen Laden, um Dekoartikel, Schmuck, Geschenke und Küchenaccessoires zu verkaufen. „Schwarzes Rössl“ und „Dekobox“ teilen sich seit Januar die Flächen. „Die Kombination aus Einkauf und Espresso sollte doch funktionieren“, sagt Matthias Rapp. „Wenn wir irgendwann im nächsten Jahr vielleicht mal wieder richtig öffnen dürfen“, ergänzt er sarkastisch.

Mit seiner Entscheidung hadert der Familienvater dennoch nicht: „Der Vertrag wurde zwar schon vor dem zweiten Lockdown unterschrieben, weil ja niemand hatte ahnen können, was kommt. Aber als dann wieder alles geschlossen werden musste, war dennoch klar, dass wir’s machen werden.“ Es sei für ihn sogar einfacher gewesen etwas Neues zu eröffnen, als etwas Bestehende fortzuführen, fügt Rapp hinzu. „Ich musste niemand weiterbeschäftigen, weil ich noch gar kein Personal hatte.“ Die Küche schmeißt er deshalb zurzeit alleine. Eine Servicekraft managt den Außer-Haus-Verkauf und nachdem seit 14 Tagen auch hausgemachtes Eis in zwölf leckeren Sorten mit ausschließlich natürlichen Zutaten offeriert wird, kommen samstags und sonntags von 12 bis 18 Uhr zwei Hilfskräfte zum Einsatz.

Mittagstisch kommt an

Am Prinzip Tagesbar wird Matthias Rapp indes nichts ändern: Offen montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr, und sein Mittagstisch zum Mitnehmen wird sehr gut angenommen. Mitgenommen werden können Speisen und Getränke in wiederverwendbarem Geschirr. „Das klappt echt gut“, freut sich der Gastronom. Dennoch ist er natürlich froh, wenn die 40 Plätze drinnen und die rund zwei Dutzend Stühle draußen irgendwann wieder normal genutzt werden können. „Da geht dann sicher noch etwas mehr“. Andreas Pflüger