Auch die Buche leidet unter der Trockenheit, doch es geht ihr im Neidlinger Wald noch besser als anderswo. Zum einen regnet es am Albtrauf mehr als in der Ebene, zum anderen sind die dortigen Buchen durch karge Böden an harte Gegebenheiten gewöhnt. Schlimmer steht es um die Esche, das Eschentriebsterben wird durch einen eingeschleppten Pilz verursacht. Nur ein Prozent der Eschen
angegriffen werden, dass ihr Umsturz droht.
sind gegen ihn resistent. Die Gefahr: „Durch den Pilz kann eine Esche so stark angegriffen werden, dass ihr Umsturz droht, auch wenn sie äußerlich noch recht gut aussieht, würden die Eschen nicht rechtzeitig gefällt“, warnt die Leiterin des Forstreviers Weilheim, Julia Usenbenz.
Aufgrund der Neidlinger Baumbestände und des Pilzes werden im Forstjahr 2022 vor allem Buchen und Eschen genutzt. Beim Fällen muss die L 1200 gesperrt werden. Dann wird auch dort, wo in der Tiefe des Waldes keine Fällungen anstehen, in schmalen Streifen auf beiden Seiten der Straße für die Verkehrssicherung gesorgt. „So vermeiden wir, dass die Straße in ein oder zwei Jahren erneut gesperrt werden muss“, sagte Julia Usenbenz. Die Fällungen sind im Laufe des Monats geplant.
Im aktuellen Zehnjahresplan, er läuft von 2017 bis 2027, ist im Neidlinger Wald ein Hiebsatz von 10 504 Festmetern vorgesehen. Bis heute, also in fünf Forstjahren, wurden davon 4899 Festmeter genutzt. „Das sind zur Halbzeit 47 Prozent, damit liegen wir gut im Plan“, sagte die Forstrevierleiterin. Von den 4899 Festmetern entfielen 1300 auf eine zufällige Nutzung, etwa nach einem Sturm.
Für 2022 sind 980 Festmeter geplant, sie verteilen sich auf 22,5 Hektar Fläche. Im Neidlinger Wald gibt es keine Kahlflächen, die komplett abgeholzt werden, stattdessen wird auf Naturverjüngung gesetzt: Werden einzelne Bäume entfernt, kommt Licht auf den Waldboden und neue Triebe kommen hoch. Die Versorgung der Bevölkerung mit Brennholz ist wie gewohnt vor Weihnachten gesichert, Bestellungen werden über das Neidlinger Amtsblatt abgewickelt. Wegen der Hanglage ist der Aufwand im Neidlinger Wald höher, geplanten Einnahmen aus dem Holzverkauf von 41 700 Euro stehen Ausgaben von 24 200 Euro entgegen. Die Verwaltungskosten, also das Entgelt für den Revierdienst, die Erstattung für die Gemeinwohlverpflichtung und die Kosten für den Holzverkauf sind mit 22 200 Euro noch einmal fast genauso hoch. In der Summe ist für den Neidlinger Wald im Finanzjahr 2022 ein Verlust von rund 9000 Euro zu erwarten. Abweichungen sind gut möglich, die Preise auf dem Holzmarkt schwanken stark.
Auf 15 Hektar in den Randgebieten des Neidlinger Waldes, verteilt auf mehrere kleine Flächen, läuft seit fünf Jahren ein Hutewaldprojekt. Diese Flächen werden seither nur noch als Viehweide genutzt, eine Nutzungsform mit sehr alter Tradition. Nun war über die Forstsetzung zu entscheiden: Sollen dort nur Schafe weiden? Sollen dort auch Ziegen weiden, wodurch es weniger händische Nacharbeit gibt? Oder soll das Hutewaldprojekt beendet werden, auch diese Flächen wieder der vollen forstwirtschaftlichen Bewirtschaftung zugeführt werden? Julia Usenbenz empfahl die Variante „Schafe und Ziegen“, die Gemeindeverwaltung schloss sich an, die Gemeinderäte mehrheitlich ebenso. Im Neidlinger Hutewald dürfen also künftig auch die Ziegen ran.