Lenninger Tal
Im Lenninger Buch gibt’s großes Kino auf großer Leinwand

Event Das Open-Air-Kino in Lenningen ist wieder durchgestartet: Am Wochenende boten die jungen Macher gesellschaftskritisches und heiteres Kino vor grüner Naturkulisse. Von Helga Single

Wird das Wetter halten? Diese bange Frage lag wie ein Damoklesschwert über der Auftaktveranstaltung des zweiten Kino-Open-Air-Spektakels auf dem Festplatz „Buch“ in Lenningen. Nach zehnjähriger Pause hatte das Team vom Jugendhaus die gute alte Tradition wieder aufleben lassen und knüpfte im vergangenen Jahr erfolgreich an die alten Zeiten an, als das Event noch von den Eltern veranstaltet wurde, erzählt Niklas Nägele, einer der jungen Organisatoren.{paidcontent} Deshalb gab es jetzt die Fortsetzung.

Noch in der Experimentierphase

Noch sind die jungen Macher nach eigener Aussage in einer Experimentierphase und träumen davon, alles in größerem Maßstab aufzuziehen. Sie wünschen sich mehr Festivalcharakter mit Flohmarkt und Bands. Das Lenninger Gipsy-­Swing-Duo „Panzer und Geisinger“ machte heuer schon mal den Anfang mit entspannenden Swing-Rhythmen. Die Besucher kamen mit Campingstühlen und Schirmen und machten es sich bequem vor der großen Leinwand des Wanderkinobetreibers Gerhard Göbelt. Er bringt seit den 80er-Jahren Filmkultur in ländliche Gegenden.

Vorher konnten die Gäste noch Popcorn, Burger, Bier oder Waffeln kaufen. Die Waffeln stammten von einem rund 80 Jahre alten Kova-Herd, den Mitglieder des Jugendhauses in Eigenarbeit umgebaut hatten. „Leider haben wir noch immer keine eigenen Räume“, bedauert Niklas Nägele. So treffen sie sich auf der grünen Wiese oder im „Café Olé“.

Graue Wolken am Himmel taten der Stimmung an Kino-Wochenende keinen Abbruch. Lucia aus Lenningen war mit Ehemann und Freundinnen gekommen wegen der tollen Atmosphäre, die der Platz ausstrahlt. Sie unterstützen die jungen Leute gern und freuten sich, dass sie das Wagnis auf sich genommen haben. Außerdem lobten sie die filmische Auswahl, die sicher mit viel Bedacht entstanden sei. Auch Franzl, im Camper extra aus Erding angereist, ist mit Hund Charly und Exfreundin Susi jedes Mal mit dabei. Sie frischen bei dieser Gelegenheit alte Bekanntschaften auf und freuten sich, dass es hier ohne Maske ging. Auch Stephan aus Berlin, der als Jugendlicher ein Praktikum in Nabern absolviert hat, kennt das Fes­tival von früher und schätzt den wenig auf Kommerz ausgelegten Charakter in Lenningen. Ihn erinnert alles ein wenig an die Hippiezeit und er findet, dass es eine gute Gelegenheit sei, vom Homeoffice auszuspannen.

In Metallkörben loderte knisterndes Feuer, und als sich die Dämmerung auf den Platz senkte, wurde es merklich kühler. Auf der Leinwand startete an diesem Abend der gesellschaftskritische Film „Und morgen die ganze Welt“, der bei den Internationalen Filmfestspielen in Venedig laufen wird und die Hofer-Filmtage eröffnet hat. Die junge Jurastudentin Luisa taucht in die linke Szene ein und muss bei ihrem Kampf gegen Rechts entscheiden, ob Gewalt eine mögliche Form des Widerstands sein kann und zur Konfliktlösung beiträgt.

Der Sternenhimmel funkelt

Die Zuschauerinnen und Zuschauer verfolgten gebannt die Verwicklungen der jungen Studentin und steckten einige Tröpfchen weg, die vom Himmel fielen. In der Pause wärmten sich einige an den Feuerstellen und nahmen noch einmal einen tiefen Schluck aus der Bierflasche. Und wer bis zum Schluss geblieben war, wurde mit einem funkelnden Sternenhimmel belohnt.