Umwelt
Im trockenen Jauchertbach sterben die Fische und Krebse

Der Klimawandel macht sich ganz akut in dem Kirchheimer Gewässer bemerkbar. Auch das Restwasser aus der früheren Naberner Kläranlage fehlt. 

Der Kirchheimer Jauchertbach führt aktuell bis auf ein paar Stellen kein Wasser mehr. Mit drastischen Folgen für die Tierwelt: Bachforellen und Edelkrebse sterben. Der Verein Kirchheimer Fischer rettet so viele wie möglich. Fotos: Carsten Riedl

Sie haben versucht zu retten, was noch zu retten war: Die Mitglieder des Vereins Kirchheimer Fischer haben viele Stunden damit verbracht, die noch lebenden Bachforellen und Edelkrebse des aktuell bis auf wenige Stellen komplett ausgetrockneten Jauchertbachs in andere Kirchheimer Fließgewässer umzusetzen und so vor dem sicheren Tod zu bewahren. Für manche der Bachbewohner kam allerdings jede Hilfe zu spät. „Wir haben die Bachforellen abgefischt und in Lauter, Lindach und den Gießnaubach gesetzt. Die Edelkrebse ebenfalls in letzteren. Dort gibt es noch Bestände“, erzählt der Vereinsvorsitzende Thimo Richter. Der Verein hat das Fischrecht für die Kirchheimer Fließgewässer und darf die Tiere entsprechend fachgerecht umsetzen. Man hoffe wirklich sehr auf Regen, um die Situation zumindest interimsweise etwas zu entschärfen, so Richter. Auch das Lauterbachbett Richtung Ötlingen führe aktuell sehr wenig Wasser. 

Auswirkung auf Bestände

„Dass der Bach jetzt nahezu vollständig ausgetrocknet ist, ist ein Novum. Das gab es so bisher noch nicht“, sagt Thimo Richter. Diese Entwicklung sei natürlich fatal. Gerade auch für die darin lebenden Fisch- und Flusskrebsbestände. „Die Forellen hat es doppelt getroffen, erst letztes Jahr gab es ein Fischsterben in der Lindach und dem Gießnaubach. Jetzt kommt noch der Jauchertbach dazu. Das wird sich nachhaltig auf die Bestände auswirken“, befürchtet der Experte, „das ist echt bitter.“ Gerade auch die Edelkrebse seien ohnehin durch die Krebspest bedroht, die durch die amerikanischen Krebse eingeschleppt worden sei. Zwei Faktoren spielen angesichts des ausgetrockneten Jauchertbachs laut Thimo Richter eine zentrale Rolle: Der Klimawandel und die zunehmenden Trockenzeiten sowie die Abschaltung der Naberner Kläranlage. „Als das Klärwasser noch nicht ins Wendlinger Gruppenklärwerk umgeleitet wurde, kam im Jauchertbach immer noch eine geklärte Restwassermenge an. Die fehlt jetzt“, erklärt Thimo Richter. Für den Bach sei das fatal.

Für diese Bachforelle kam jede Hilfe zu spät.

Die Kirchheimer Stadtverwaltung bestätigt bezüglich der aktuellen Problematik im Jauchertbach die spürbaren Folgen des Klimawandels. Die Wasserspeisung der Bäche und Flüsse sei nicht mehr gegeben. „Heutzutage bestehen viele der Bäche und Flüsse aus überwiegend Fremdwasser, zum Beispiel aus Kläranlagenwasser. Im Falle vom Jauchertbach fehlt durch die Abschaltung der Kläranlage Nabern zusätzlich erheblich Wasser im Bach. Leider haben wir auf diese Situation keinen Einfluss“, heißt es seitens der Stadt. Man sei in engem Austausch mit dem Fischereiverein Kirchheim sowie mit der unteren Wasserbehörde des Landratsamts. Diese sei informiert und bereits vor Ort gewesen. 

Noch keine endgültige Lösung

Eine Option sei der Bau von tiefen Gumpen, in die sich Fische zurückziehen können. Allerdings überleben die Fische den Aufenthalt in Gumpen nur zirka eine Woche, da sie auf durchflossene Fließgewässer angewiesen sind. Bei Renaturierungen werde darauf geachtet, dass die revitalisierte Strecke mit Gumpen und einer Niedrigwasserrinne ausgestattet ist und dass die Strecke zukünftig gut beschattet wird. 

Der Jauchertbach hat aktuell zu wenig Wasser für die Edelkrebse. Noch lebende wurden fachgerecht in andere Bäche umgesetzt.

„Für das Fischsterben im vergangenen Jahr konnte kein Verursacher festgestellt werden. Danach dauert es einige Jahre, bis sich die Populationen wieder erholt haben“, bestätigt Pressesprecherin Vanessa Palesch. Der Vollzugsdienst sei dazu angehalten, an den Flüssen auf ordnungswidriges Verhalten zu achten, wie zum Beispiel auf die Entnahme von Wasser aus den Flüssen und Bächen mit Pumpen oder die Einleitung von wassergefährdenden Stoffen.

Das Amt für Wasserwirtschaft und Bodenschutz sowie das Umweltamt des Esslinger Landratsamts erklären, wie bereits 2023 seien keinerlei Wasserentnahmen Bächen, Flüssen und Seen mehr zulässig, auch keine kleineren Mengen. Dazu trete noch diese Woche eine Rechtsverordnung in Kraft. Aufgrund der Trockenheit und Hitze haben die Oberflächengewässer des Landkreises Esslingen Niedrigwasser. Kleinere Gewässer trocknen nach und nach aus, wenn Niederschläge weiter ausbleiben.