Bienenprojekt in Weilheim mit Imker Steffen Lay zeigt Kindern, wo das Wachs für die Geburtstagskerze herkommt
Im Waldkindi geht‘s mit Bienen durchs Jahr

„Heute gehen wir auf eine Reise in ein fernes Land – wo Milch und Honig fließen“, so beginnt Imker Steffen Lay den Bienen-Projekttag im Waldkindergarten Weilheim. Hier erfahren Vorschulkinder an fünf Terminen wie Bienen leben, warum die Natur sie dringend braucht und wo der Honig fürs Frühstücksbrot und das Wachs für die ­Geburtstagskerze herkommt.

Weilheim. Noch ist es ruhig im Bienenkasten, es ist empfindlich kühl auf der Streuobstwiese des Waldkindergartens in Weilheim. Doch die Vorschulkinder warten schon voller Spannung auf den heutigen Bienentag: Mit ihren Heften in den Händen sammeln sich die älteren Kinder des Kindergartens um Imker Steffen Lay. Der Hobbyimker hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Kindergartenkindern an fünf Terminen das Leben der Bienen näherzubringen. Ganz hinten am Berg steht der Bienenkasten. Doch vor der Arbeit am Volk gibt es ein wenig Theorie. Die Kinder wedeln stolz mit ihren gelben Heften – hier haben sie als „Hausaufgabe“ vom letzten Mal eine Biene angemalt.

„Schaut, hier sind die Pollenhöschen“, erklärt Steffen Lay noch mal die Abbildung. Doch heute sind die drei Wesen des Bienenvolks dran, die Kinder wissen schon eine Menge: „Es gibt Arbeiterinnen bei den Bienen“ weiß Jenna, „und die Männer heißen Drohnen“, ruft Joni voller Eifer. Dann sehen sich alle das Bilder der Bienenkönigin an. „Ob wir sie heute im Bienenstock zu Gesicht bekommen, weiß ich nicht“, sagt der Imker zu den Kindern. Mit leuchtenden Augen ziehen sie sich die Imkerhüte auf, einige möchten auch Handschuhe tragen. Und dann geht es den Berg hinauf zum Bienenstock. Und warum fließen Milch und Honig? Bei der Entwicklung der Bienen bekommen die Maden „Königinnen-Milch“, auch Geleé Royale genannt – und natürlich Honig, erfahren die Kinder, als sie die Waben ansehen.

Beim ersten Termin des Bienenprojekts im Spätwinter befassten sich die Kinder mit den Produkten der Bienen: Wachs, Honig, Propolis. „Beim zweiten Termin im Frühling hatte ich dann einen Apfel mit dabei“, lacht Steffen Lay. „Und wir haben Blumen gesucht und sie genau angeschaut, wo die Bienen denn da Pollen finden und wie die Bestäubung funktioniert. Ohne Bienen – keinen Apfel, das war den Kindern sofort klar.“ Die Eltern der Kinder hatten keine Vorbehalte gegenüber dem Bienen-Projekt. „Wer sich für einen Waldkindergarten entscheidet, hat ja von Haus aus schon eine naturnahe Einstellung“, erklärt Erzieherin Christine Lay.

Schon das dritte Jahr hat Imker Steffen Lay einen Bienenstock auf der Streuobstwiese des Kindergartens stehen. „Unsere Kinder sind, beziehungsweise waren, auch im Waldkindergarten, da hat es sich angeboten, dieses Bienenprojekt ins Leben zu rufen“, erklärt Lay. Nach dem Termin im Kindergarten geht es für den Hobby-Imker, der als Ingenieur arbeitet, dann wieder ab ins Büro.

Gerade in einem Waldkindergarten erfahren die Kinder die Jahreszeiten und die Natur auf eine sehr intensive Weise, gibt es doch außer einem Bauwagen keine festen Kindergarten-Gebäude. Die Kinder sind das ganze Jahr bei jedem Wetter draußen. Um die 20 Kinder, die rund um Weilheim und bis von Gruibingen kommen, gehen in den Kindergarten, der von einem Verein getragen wird. Es kümmern sich eine Vollzeit- und zwei Teilzeit-Erzieherinnen um die Kinder. Zudem hat der Kindergarten eine BUFDI-Stelle (Bundesfreiwilligendienst) und ermöglicht so einem jungen Menschen ein Orientierungsjahr im sozialen Bereich. „Für das Kindergartenjahr 2015/16 suchen wir noch jemanden“, wirbt Erzieherin Christine Lay.

Und beim letzten Bienen-Projekttag im Sommer ist die Honigernte dran. „Jedes Kind soll dann ein Gläschen Honig mit nach Hause nehmen – als Erinnerung an ihren Bienensommer“, schmunzelt Imker Steffen Lay.